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3 populäre Mythen rund um Börsencrashs im Check

Rund um Aktien – speziell um Börsencrashs – ranken sich viele Vorurteile. Oft steckt dahinter aber nicht mehr als blanker Unsinn.

Monitor mit Aktienkursen
© Pxhere

Rund um den Ukraine-Konflikt tauchen immer mehr Fake-News auf. So werden beispielsweise veraltete Fotos von abgeschossenen russischen Flugzeugen veröffentlicht. Oder ein Video, dass Wladimir Putin zeigt, in dem er den Rückzug aus der Ukraine verkündet. Rund um Aktien – speziell um Börsencrashs– ranken sich aber ebenfalls Geschichten mit wenig Wahrheitsgehalt. Hier drei populäre Beispiele.

Mythos 1: Wenn Aktien fallen, fließt das Geld in andere Hände

Das ist schlicht und ergreifend Nonsens. Keiner hat unmittelbar etwas davon, wenn Kurse einbrechen. Allenfalls Spekulanten, die zum Beispiel mithilfe von Optionsscheinen auf fallende Kurse gesetzt haben. Unabhängig davon bekommt niemand automatisch Geld bei einem Börsencrash. Die Unternehmen sind schlicht und ergreifend einfach weniger wert. Und damit auch der Wert der Anteilsscheine an den Unternehmen, eben Aktien. Ein anschauliches Beispiel: Sie haben eine teure Ming-Vase in der Hand. Dann lassen Sie sie fallen und sie zerspringt in tausende Stücke. In diesem Fall hat sie keinen Wert mehr und niemand profitiert davon. Ähnlich verhält es sich mit fallenden Aktien.



Mythos 2: Der Kleinanleger ist immer der Dumme

Die kleinen Leute, die ihr mühsam zusammengespartes Geld für die Altersvorsage in Aktien gesteckt haben, träfe der Börsencrash besonders. Die Reichen und die Superreichen würden dagegen (wieder einmal) profitieren. Sprich: Das System bevorzuge Reiche und benachteilige Arme. Die These hört man immer wieder. Dem ist aber nicht so: Bei Börsencrashs verlieren alle, Arme wie Reiche. Beispiel Coronakrise: Die zehn reichsten Milliardäre der Welt fuhren allein in der letzten Februarwoche 2020 an der Börse rund 80 Milliarden US-Dollar Verlust ein. Allein das Vermögen von Amazon-Boss Jeff Bezos schrumpfte im Februar um rund 18 Milliarden US-Dollar. Andere milliardenschwere Investoren traf es noch heftiger: Bernard Arnault, seines Zeichens Chef des Luxusgüter-Unternehmens LVMH (u. a. Louis Vuitton, Dom Pérignon), musste zu dieser Zeit Kursverluste in Höhe von rund 30 Milliarden US-Dollar schlucken. Zwar können Superreiche Verluste sicher besser verkraften als die meisten anderen Leute, Rückschläge an der Börse tun ihnen trotzdem weh.

Mythos 3: ETFs beschleunigen Börsencrashs

Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) erfreuen sich steigender Beliebtheit, insbesondere bei Privatanlegern. Kritiker behaupten allerdings, Indexfonds könnten die Finanzmärkte im Falle von Kursabschlägen zusätzlich destabilisieren. Konkret würden sie die Abwärtsbewegung verstärken, weil die wachsende Herde passiver Anleger zeitgleich dieselben Aktien verkauft. Diese These hat die Deutsche Bank überprüft. Das Ergebnis in Kurzform: ETFs hätten bislang keinen nennenswerten Einfluss auf die Kursbewegungen. Es könne aber möglicherweise zu größeren Abschlägen als bei aktiv gemanagten Fonds kommen. Zitat: „Insgesamt scheinen die von ETFs ausgehenden spezifischen Risiken für das gesamte Finanzsystem derzeit – auch wegen der noch vergleichsweise geringen Größe des Sektors – begrenzt.“

Nils Matthiesen

Testet als freier Mitarbeiter für IMTEST schwerpunktmäßig IT-Produkte, wie Notebooks und Computerzubehör. Auch Wearables, wie Sportuhren und Ohrhörer gehören in sein Test-Repertoire. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Nils Matthiesen als Technik-Journalist: Anfangs als fester Redakteur beim Computerverlag Data Becker (u.a. PC Praxis), später als selbständiger Journalist für Verlage wie Axel Springer (Computerbild), Spiegel und Handelsblatt. Neben Technik nimmt vor allem Sport viel Raum im Leben des Familienvaters ein. Sie erreichen ihn via E-Mail.