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OpenRun Pro: Klangwende bei Knochenschall-Kopfhörern?

Was bieten die OpenRun Pro-Kopfhörer, die mit Knochen-Schall arbeiten?

Frau mit OpenRun Pro
© Shokz

Shokz (vormals AfterShokz) ist bekannt für Knochenschall-Kopfhörer. Das Besondere daran: Durch diese Technik übertragen die Kopfhörer Schall nicht über die Luft, sondern über die Knochen. Das Ohr bleibt so frei und der Träger mit der Umwelt in Kontakt. Vor allem beim Sport ein wichtiger Sicherheitsaspekt. Das neueste Produkt, der OpenRun Pro, soll durch vor allem durch verbesserten Klang zum Kauf animieren. Ob das neue Modell klanglich mit In-Ears mithalten und der hohe Preis (UVP 189,99 Euro) gerechtfertigt ist, klärt der Test.



Sound: Besser, aber noch nicht gut

Im Vergleich zu den günstigeren „OpenRun“ will Shokz durch den Einbau neuer Basswandler vor allem den Klang optimiert haben. Diese sitzen in den Polstern vor dem Ohr, die die Vibrationen an den Hörnerv übertragen. Und tatsächlich: Der Sound ist besser als beim OpenRun. Trotzdem kann keine Rede von High-Fidelity sein. Bauartbedingt sind und bleiben vor allem die Bässe der Knackpunkt. Die fallen beim Open Run Pro zwar kräftiger aus, sind aber immer noch meilenweit von guten Ohrhörern entfernt. Selbst günstige In-Ears klingen besser. Bei basslastigen Tracks in hoher Lautstärke, beispielsweise „Ahnma“ von den Beginnern, vibrieren die Shokz vielmehr als satte Tiefen zu erzeugen – das kitzelt sogar ein wenig. Elektronischer Musik und Hip-Hop fehlt es generell an Punch. Nicht zuletzt fehlt es auch den Höhen an Klarheit.

Explosionszeichnung OpenRun Pro
Zwei zusätzliche Bassverstärker sollen für knackigen Sound sorgen – tun sie aber nicht. © Shokz

OpenRun Pro: Konstruktionsbedinge Nachteile

Wer also auf guten Klang bei der Musikwiedergabe Wert legt, ist mit den OpenRun Pro definitiv nicht gut beraten. Dazu kommt, dass der OpenRun Pro weitere Eigenschaften aufweist, die nicht jedem schmecken dürften:

  • Größe: Im Vergleich zu In-Ears sind die OpenRun Pros riesig. Verantwortlich dafür ist der starre Kopfbügel, der es unmöglich macht, die Kopfhörer zusammenzufalten. Entsprechend groß fällt die Tragetasche aus, die in keine Hosentasche passt.
  • Starrer Bügel: Die starren Bügel bringen weitere Nachteile mit sich. Da sie leicht abstehen, kann man sich mit dem OpenRun Pro weder hinlegen noch mit dem Kopf anlehnen.
  • Keine Geräuschdämmung: Da die Shokz nicht im Ohr sitzen, dämmen sie logischer Weise keine Umgebungsgeräusche.
  • Geräuschverluste: Ein weiteres konstruktionsbedingtes Thema sind Geräuschverluste. Da die Schallwandler offen am Ohr anliegen, werden andere Personen in unmittelbarer Nähe durch die Wiedergabe lauter Musik gestört.
  • Proprietärer Anschluss: Zum Laden benötigt der OpenRun Pro ein spezielles Ladekabel. Bedeutet: Auf Reisen muss es immer zusätzlich mitgeschleppt werden. Und geht es verloren, gilt es ein neues zu kaufen.
Vergleich Shokz Sennheiser
Die Größe der Shokz-Tragetasche im Vergleich zum Case der Sennheiser Momentum TW 2. © IMTEST

Das spricht für den OpenRun Pro

Trotzdem haben die neuen Shokz in speziellen Bereichen ihre Qualitäten, zum Beispiel beim Sport. Wer zum Beispiel keine In-Ears findet, die perfekt zum eigenen Ohr passen und immer herausrutschen, könnte mit den Shokz glücklich werden. Schließlich sitzt das Shokz-Design bei den meisten Menschen einwandfrei. Es ist es leicht, bequem und hält selbst bei langen Läufen bombenfest. Kein Nachteil ohne Vorteil: Da die Shokz keine Dämmung bieten, lassen sich beim Musikhören sämtliche Umweltgeräusche wahrnehmen. Das erhöht die Sicherheit beim Laufen und Fahrradfahren ungemein. Zudem spielt die Klangqualität beim Sport meist nur eine untergeordnete Rolle. Insbesondere beim Laufen bietet der OpenRun Pro im Vergleich zu In-Ears sogar einige Vorteile: So ertönen beim Auftreten keine dumpfen Geräusche und auch der eigene Puls macht sich im Ohr nicht bemerkbar. Und wer in erster Linie Podcasts oder Hörspiele hört, hat auch kein Problem. Stimmen klingen auf dem OpenRun Pro einwandfrei. Für dieses Einsatzgebiet würde allerdings der günstigere „OpenRun“ reichen, auch wenn der „OpenRun Pro“ neben leicht besserem Klang noch einige weitere Pluspunkte aufweist:

  • Einfachere Steuerung: Die Tasten zum Justieren von Lautstärke, Pausieren und zum Skippen fallen größer aus. Das erleichtert die Bedienung.
  • Schnelleres Laden: Shokz hat den Ladeanschluss des OpenRun Pro ergonomischer platziert, so dass er nicht mehr den Steuerungstasten in die Quere kommt. Überdies verfügt das neue Modell über eine Schnellladefunktion, die nach nur fünf Minuten Laden eine eineinhalbstündige Wiedergabe ermöglicht.
  • Verbessertes Mikrofon: Shokz hat das eingebaute Mikrofon verbessert, so dass der OpenRun Pro als Headset beziehungsweise Freisprecheinrichtung einen sehr guten Job macht.  
  • Besserer Akku: Shokz verspricht eine Akkulaufzeit von 10 Stunden. Im Test waren es mit über 13 Stunden sogar etwas mehr. Ein ordentlicher Wert.
OpenRun Pro Tasten
Eigentlich ein No-Go: Der proprietäre Ladeanschluss des OpenRun Pro. © IMTEST

Fazit

Wer gerne Sport treibt, dabei gerne Musik hört und keine In-Ears mag, könnte mit dem OpenRun Pro glücklich werden. Wer nicht zu dieser Zielgruppe zählt, sollte von den Shokz Abstand nehmen. Der Klang, auch wenn dieser besser als beim Vorgänger ausfällt, ist immer noch unterdurchschnittlich.

  • PRO
    • Guter Sitz beim Sport, keine Dämmung von Umweltgeräuschen.
  • KONTRA
    • Unterdurchschnittlicher Klang, keine Dämmung von Umweltgeräuschen, teuer.

IMTEST Ergebnis:

befriedigend 3,4

Nils Matthiesen

Testet als freier Mitarbeiter für IMTEST schwerpunktmäßig IT-Produkte, wie Notebooks und Computerzubehör. Auch Wearables, wie Sportuhren und Ohrhörer gehören in sein Test-Repertoire. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Nils Matthiesen als Technik-Journalist: Anfangs als fester Redakteur beim Computerverlag Data Becker (u.a. PC Praxis), später als selbständiger Journalist für Verlage wie Axel Springer (Computerbild), Spiegel und Handelsblatt. Neben Technik nimmt vor allem Sport viel Raum im Leben des Familienvaters ein. Sie erreichen ihn via E-Mail.