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Panasonic Lumix DC-G100D im Test: Für Vlogger und Reisende

Von wegen nur für Vlogger: Was die G100D zur tollen Reise-Kamera macht, zeigt der Test.

Panasonic Lumix G100D vor einem Sonnenuntergang
Die Panasonic Lumix G100D im Test: der perfekte Reisebegleiter? © FOTOTEST / Panasonic

Wem das Smartphone nicht mehr reicht, wer gerne Landschaften, Städte, Menschen und Tiere mit ordentlicher Bildqualität ablichten will, der steht vor einer wichtigen Entscheidung: Wie schwer, groß und teuer darf die Kamera sein, die das Smartphone ergänzen oder gar ersetzen soll? Ein guter Einstieg sind Kameras mit MFT-Sensor: Fast so klein wie Kompaktkameras, aber in der Regel mit besserer Bildqualität und Ausstattung sowie flexibler im Einsatz dank Wechselobjektiv. Dass man dafür nicht tief in die Tasche greifen muss, zeigt die neue Panasonic Lumix DC-G100D im Test.

Immer unterwegs

Die perfekte On-the-Go-Kamera: Die hohe Mobilität von kleinen Kameras wird oft gepriesen, nicht selten von den Herstellern selbst, was mittlerweile abgedroschen klingt. Aber lassen Sie sich sagen: Die Vorteile auf Reisen sind nicht zu unterschätzen, ob bei der Outdoor- oder Street-Fotografie. Und in dieser Hinsicht macht die G100D richtig Spaß. Mit Ausmaßen von nur 83,1 x 115,6 x 54,2 Millimetern ist sie so kompakt und klein wie kaum eine andere Systemkamera, erinnert eher an eine Kompaktkamera, je nach aufgeschraubter Optik. Die 346 Gramm Gewicht weisen aus: Ich bin ein Leichtgewicht, nimm mich mit.

Und tatsächlich: Einmal in die Hand genommen, möchte man sie direkt umhängen und sich auf den Weg machen: Auf die Straße, in den Wald, in die Ferne, unterwegs. Im Praxis-Teil des Tests durfte die Kamera deshalb auch das Reise-Gepäck ergänzen. Unterwegs war der geschulterte Begleiter fast gar nicht bemerkbar, dafür jederzeit schnell griffbereit. Den flüchtigen Moment festhalten, ohne langes Vertun – genau das geht mit der G100D hervorragend.

  • Panasonic Lumix G100D
  • Panasonic Lumix G100D seitlich betrachtet.
  • Panasonic Lumix G100D rückseitig betrachtet.

Panasonic Lumix G100D im Test: Abstriche beim Autofokus

Zur schnellen Einsatzbereitschaft gehört aber nicht nur ein kompaktes Gehäuse. Neben einer hohen Betriebsgeschwindigkeit, muss sich die Kamera auch tadellos bedienen lassen. Geschwindigkeit bietet die DC-G100D genügend: Kurz nach dem Einschalten ist sie betriebsbereit, auf Eingaben reagiert sie flott. Ein Kontrast-Autofokus lässt einen Phasen-Detektions-Autofokus schmerzlich vermissen – der geringe Preis fordert eben Tribute. Auf besagter Reise arbeitete der AF aber in vielen Situationen recht flink. Bei sehr wenig Licht musste sich das AF-Hilfslicht hinzu schalten und für etwas Aufhellung der Situation sorgen, damit der AF nicht im Dunkeln tappt.

Im Testlabor erreichte der AF samt Auslöseverzögerung eine Geschwindigkeit von 0,15 Sekunden. Lediglich 49 Felder dem Autofokus zur Verfügung. Per Touch erwies sich das manuelle Setzen des Fokusfeldes als besonders praktikabel: Finger auf das Display, gegebenenfalls per Steuerkreuz korrigieren, Größe per Drehrad bestimmen, fertig. Den AF-Modus bestimmt man per Druck auf das Steuerkreuz links. Dann hat man von Spot über Feld und Verfolgung (Tracking) bis zur Gesichtserkennung eine solide Auswahl an Modi. Gesichts- und Augenerkennung arbeiteten in der Praxis zuverlässig, mehr Motive erkennt die Kamera nicht.

Praktischer Post-Modus

Apropos Steuerkreuz, das sind die Kurztasten darauf: Oben ISO, rechts Weißabgleich, unten Serienbilder beziehungsweise Selbstauslöser. Besonders spannend: Hier findet man auch den Post-Modus. “Post” bezeichnet dabei Hierbei setzt die Kamera automatisch unterschiedliche Fokuspunkte bei einer Serienbildaufnahme. Der Nutzer kann dann im fertigen Foto die gewünschte Fokussierung per Fingertipp setzen. Beispiel: Sie nehmen eine Landschaft auf, im Vordergrund eine Mohnblume. Mit diesem Modus lässt sich auf dem fertigen Foto nun auswählen, ob die Blume oder die Landschaft scharf gestellt werden soll. Praktisch ist das in unentschlossenen Momenten und verschiebt die Entscheidung dann auf später. Man kennt das Vorgehen übrigens auch aus den neuesten iPhones der 15er-Serie, etwa im Porträt-Modus.

Panasonic Lumix G100D: Aktuelle Angebote



Manchmal fummeliges Manöver

Wenn es um das schnelle Einstellen der Kamera geht, muss das Urteil kritischer ausfallen. Aber von Vorne: Trotz der geringen Größe liegt die Kamera sehr gut in kleinen bis mittelgroßen Händen. Der Handgriff ist einigermaßen ausgeprägt, verschafft Halt, ist rutschfest, ebenso wie die gewölbte Daumenablage rückseitig. Die Fingerspitzen liegen gerade noch neben dem Objektiv-Mount auf dem Gehäuse auf. Eine solide Umklammerung des Griffs wie bei größeren Kameras bleibt hier also aus, zu wenig Platz.

Und wenig Platz ist dann auch die problematische Folge solch kleiner Kameras: Das Einstellrad vorne rastet hervorragend, ein zweites gibt es leider nicht, den Platz füllt das Programmwahlrad aus. Das schon oben erwähnte Steuerkreuz ist zugleich Drehrad wie man es auch von einigen anderen Panasonic-Kameras kennt. Es ist sehr leichtgängig und bietet zugleich einen recht flachen, weichen Druckpunkt. In der Praxis passieren Fehleingaben dieser und anderer Art daher nicht selten: Per Drehung die Blende eingestellt, versehentlich kurz gedrückt statt gedreht, dadurch Autofokus oder Weißabgleich verstellt, in der Folge Verwirrung, Setup ruiniert, Zeit verloren. Das ist gerade bei einer Kamera für schnelle Manöver ärgerlich. Auch passt dieses Bedienelement nicht in das sonst sehr wertige Gesamtkonstrukt.

  • Panasonic Lumix G100D mit ausgeklapptem Display

Gefallen hat wiederum die Anordnung und Größe der übrigen Bedienelemente, darunter vier anpassbare Funktionstasten. Im Praxis-Test öffnete eine davon das Menü für die verschiedenen Bildstile. Vor allem die monochromen Modi machten Spaß, verliehen den Street- und Architektur Aufnahmen den klassischen Charme einer Monochrom-Kamera. In jedem der Stile lässt sich weiter Feintuning vornehmen: Rauschminderung, Sättigung, künstliche Körnung und mehr, um nur einige zu nennen. Aber Feinabstimmung in allen Ehren, sie hilft nichts, wenn das Ausgangsmaterial nicht gut genug ist. Wie gut gelingen also Fotos und Videos?

Aufnahmen: Hohe Qualität bei Tag

Zum Einsatz auf Reisen kam das LEICA DG Vario-Elmarit 12-60 mm / F2.8-4.0. Dieses erstklassige Allrounder-Zoom bietet nicht nur höchste optische Leistung, es ist zudem überaus kompakt und passt somit perfekt zur Kamera. Auch deshalb reisetauglich: Dank des Cropfaktors von 2,0x erreicht der MFT-Sensor mit dieser Optik einen Brennweitenbereich von 24 mm bis 120 mm. An einem Vollformat sind vergleichbare Zooms mit dieser Brennweite etwa doppelt bis drei mal so groß. Damit sind MFT-Kameras echte Game-Changer für den mobilen Fotografen.

Die Aufnahmen der G100D lösen mit 20 Megapixeln auf beziehungsweise mit 5184 x 3888 Pixeln beim 4:3-Format. Dann ging es los: Vogelfotos mit kurzer Belichtungszeit, Porträts mit maximalem Bokeh, Schwarz-Weiß-Aufnahmen mit hoher Bilddynamik, farbenfrohe Pflanzen, Sonnenuntergänge, das Peitschen der Wellen, das Rauschen der Nacht. Alles ging, das meiste davon überraschend gut: Die Aufnahmen bei guten Lichtverhältnissen zeigen einen hohen Schärfeindruck, Farben wirken überaus natürlich, auch Kontrast und Dynamik gefallen sehr. Die ISO-Empfindlichkeit pendelte dabei zwischen 200 und maximal 800. Über ISO 800 zeigten die Aufnahmen leichten Detailverlust. Stark ist der Detailverlust bei ISO 3.200, dann rauscht es auch stark, zudem Artefaktbildung. Die Bildstabilisierung arbeitete gut und erlaubte es, bei Nacht die Belichtungszeit auf bis zu 1/15 bei Aufnahmen aus der Hand zu realisieren und die ISO von 3.200 nicht zu überschreiten.

Aufnahmen aus der Praxis

Die folgenden Fotos geben eine Auswahl aus dem Praxis-Test. Sie wurden alle nicht weiter nachbearbeitet. Monochrome Aufnahmen wurden im entsprechenden Modus geschossen. Das verwendete Objektiv war das oben genannte Leica 12-60mm F2.8-4.0. Die Aufnahmen sind für die Darstellung online komprimiert und geben daher nicht adäquat die volle Bildqualität wieder.

Panasonic Lumix G100D im Labor-Test

Im Testlabor zeigte sich, dass die Kamera insgesamt eine hohe Bildqualität, sowohl für Videos als auch Fotos abliefert. Das Rauschverhalten ist für den kleinen MFT-Sensor erstaunlich gut, kritisch wird es hier ab ISO 3.200, was auch die Praxiseindrücke bestätigt. Die Auflösung ist nah am theoretischen Maximum bis ISO 1.600, darüber hinaus sinkt sie etwas ab. Der Bildkontrast ist auch, bei der maximalen Bilddynamik schwächest die Kamera und pendelt um die 9 Blendenstufen.

Videos in 4K lösen hoch auf, übersteigen aber nicht die Nyquist-Frequenz von 1080 Linienpaaren, weshalb davon auszugehen ist, dass kein Oversampling stattfindet. Leider unterstützt die Kamera auch nur maximal 8 Bit Farbtiefe bei Videos, weshalb die Eingangsdynamik laut Messungen entsprechend etwas gering ist und um die 8 bis 9 Blendenstufen erreicht.

Gute Wahl für Vlogger

In erster Linie soll sich die Kamera wohl an die Zielgruppe Vlogger richten und ist für diese tatsächlich sehr gut ausgerüstet. Der Bildschirm lässt sich umschwenken, um sich selbst zu filmen. Tolle Sache: Ausgeschwenkt lässt er sich auch neigen, für Aufnahmen aus der Hüfte. Fotos und Videos lassen sich per App oder USB-C direkt auf das Smartphone laden, letztere filmt die Kamera maximal in 4K bei 30p. Mit ausgeklappten Bildschirm bietet die Kamera sogar einen speziellen Selfie-Modus für Videos, der Hintergrund und Person scharf stellt. Da Social-Media-Kanälen wie Instagram und Tiktok Hochkant-Bildformate nutzen, lässt sich schon während der Aufnahme der Frame zur Kontrolle einblenden.

Drei Mikrofone mit unterschiedlicher Ausrichtung sind verbaut. Auch die genannten Bildstile und Farbfilter sind für shareable Content (Inhalte, die über das Internet geteilt wird) ein Gewinn. Der sehr günstige Preis erleichtert den Einstieg: Im Kit mit dem Lumix G Vario 12-32mm F3.5-5.6 Asph. für nur 699 Euro. Für 899 Euro gibt es das Paket mit einem zweiten Objektiv, dem 45-150mm F4-5.6. Nochmal zu Erinnerung: Das ergibt eine lange Brennweite von maximal 300mm – eine gute Wahl für die Tierfotografie.

Fazit

Gemessen am Preis bietet die Lumix G100D ein überaus attraktives Gesamtpaket. Zu empfehlen ist sie aber mit einem lichtstärkeren Objektiv statt dem aus dem Standard-Kit, um den lichtschwachen kleinen Sensor auszugleichen. Bei Tag liefert sie aber ein recht scharfes und ausgewogenes Bild, mit wenig Bildrauschen. Die Ausstattung lässt sie als tolle Zweit- oder Einsteiger-Kamera auf Reisen und für Vlogger erscheinen.

  • PRO
    • Hohe Foto- und Videoqualität für den kleinen Sensor, umfangreiche Ausstattung, sehr kompakte Ausmaße.
  • KONTRA
    • Etwas gedrängtes Bedienkonzept, Bildrauschen und Artefakte ab ISO 1.600, etwas schwache Bildstabilisierung.

FOTOTEST Ergebnis:

gut 1,8

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Timur Stürmer startete 2021 als angestellter Redakteur für IMTEST. Redaktionell widmete er sich der Test-Entwicklung, der Video -Produktion und -Moderation sowie der Publikation von Print- und Online-Artikeln.

Seit 2022 ist er als Leiter FOTOTEST für die redaktionelle Leitung des Magazins zuständig und testet im professionellen Testlabor der Redaktion vorwiegend Kameras und Objektive.

Jenseits der Technik-Welt begeistert er sich für Film, Philosophie und Videospiele. Sie erreichen ihn via E-Mail.