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Google Pixel Watch 3 im Test: Da läuft was

Google hat die neue Pixel Watch 3 vor allem auf Läufer zugeschnitten. Doch das ist längst nicht alles.

Pixel Watch 3 am Handgelenk
© Google

Die Pixel Watch 3* zeigt, dass es Google mit seinem Smartwatch-Flaggschiff ernst meint. Die wichtigsten Kritikpunkte am Vorgänger haben sich die US-Amerikaner jedenfalls zu Herzen genommen. So gibt es in der dritten Generation der Pixel Watch endlich eine zweite, größere 45mm-Option (neben dem ursprünglichen 41mm-Modell) mit bis zu 40 Prozent mehr nutzbarer Bildschirmfläche im Vergleich zur Pixel Watch 2. Außerdem sind einige Gesundheitsfunktionen, die bisher nur über ein kostenpflichtiges Abonnement zugänglich waren, nun standardmäßig freigeschaltet. Die neue Smartwatch bietet außerdem ein helleres Display, schnelleres Aufladen, erweiterte Laufdaten, eine Tagesform-Index inklusive Trainingsvorschläge, verbesserte Google Apps und vieles mehr. Genug, um den Thron der besten Android-Smartwatch zu besteigen? Der Test gibt Aufschluss.

Fazit

Die Pixel Watch 3 erfindet das Rad zwar nicht neu, Google hat sie aber an vielen Stellen verbessert.  Neben den ohnehin schon ausgezeichneten Smartwatch-Qualitäten sind in der neuen Version noch viele Sport- und Fitnessfunktionen hinzugekommen. Das macht die Pixel Watch 3 zwar nicht zu einer ausgewiesene Sportuhr aber zu einer der besten Lauf-/Sport-orientierten Smartwatches mit WearOS. Und: Im Gegensatz zu den Galaxy-Smartwatches von Samsung benötigen Käufer kein spezielles Google Pixel-Smartphone, um alle Funktionen nutzen zu können. Die Pixel Watch 3 funktioniert mit jedem Androiden.

  • PRO
    • Innovative Sportfunktionen, viele Laufmetriken, heller Bildschirm
  • KONTRA
    • Kurze Akku-Laufzeit

IMTEST Ergebnis:

gut 1,9

Pixel Watch 3 im Detail

Auch wenn die Pixel Watch 3 auf den ersten Blick vertraut aussieht: insbesondere die kleinere 41-mm-Version, hat sie doch einige wichtige Designänderungen erfahren, die von vielen (auch von IMTEST) gefordert wurden. Erstens ist sie endlich in zwei Größen erhältlich, wie die vergleichbaren Flaggschiff-Smartwatches von Samsung und Apple. Durch die Einführung einer größeren 45 mm-Version* eignet sich die Uhr besser für Benutzer mit größeren Handgelenken und solche, die einfach ein größeres Display bevorzugen.

Pixel Watch 2 Größenvergleich
Die Pixel Watch 3 gibt es in zwei Größen. Links das 41mm-, rechts das 45mm-Modell. © Google

Bildschirm heller und größer

Bei einem genaueren Blick fallen jedoch einige Designänderungen auf. So hat die neue  Pixel Watch 3 abgerundete Bildschirmränder im Vergleich zu den flachen Kanten der neuesten Galaxy Wearables – Geschmackssache. Die zweite oft geforderte Designverbesserung sind etwas dünnere Displayränder. Der Rahmen der ursprünglichen Pixel Watch und der letztjährigen Watch 2 war für 2024-Verhältnisse sehr breit. Jetzt wurde er um 16 Prozent verkleinert. Fällt bei dem von IMTEST getesteten 41mm-Modell allerdings kaum auf.

Dadurch hat die 41 mm Pixel Watch 3 etwas mehr nutzbare Bildschirmfläche als die Vorgänger, während die 45 mm ein um 40 % größeres Display hat. Das Display ist auch heller als zuvor und erreicht eine maximale Helligkeit von 2.000 Nits im Vergleich zu nur 1.000 Nits bei der Pixel Watch 2*. Dadurch ist sie bei hellem Sonnenlicht ein wenig besser ablesbar. Das macht sich vor allem beim Sport positiv bemerkbar. Außerdem kann der Immer an-Bildschirm nun auf 1 nit gedimmt werden, um etwa im Bett nicht zu stören. Nicht zuletzt passt die Smartwatch die Bildwiederholfrequenz dynamisch zwischen 1 und 60 Hz an, was der Bedienung und Energieeffizienz zu Gute kommen soll. Frühere Pixel Watch-Modelle erreichten eine maximale Bildwiederholfrequenz von 30 Hz. Die höhere Bildwiederholfrequenz des neuen Modells sorgt für ein insgesamt flüssigeres visuelles Erlebnis.

pixel watch 2 vs 3
Der größere Bildschirm der Pixel Watch 3 (links) fällt im Vergleich zum Vorgänger kaum auf – zumindest bei der 41mm-Version. © IMTEST

Pixel Watch 3: GPS- und Pulsmessung

Google behauptet, dass die Pixel Watch 3 über den bisher genauesten Herzfrequenzsensor des Unternehmens verfügt, obwohl dies bereits eine Stärke der Pixel Watch-Reihe war. Unsere Tests haben gezeigt: Das stimmt. In Sachen Herzfrequenzmessung muss sich die Google Pixel Watch 3 jedenfalls nicht hinter ausgewiesenen Sportuhren wie der Fenix 8 oder der Apple Watch Ultra 2 verstecken. Sie ist wirklich sehr gut. Positives gibt es auch in Sachen GPS-Genauigkeit zu berichten. Obwohl kein Multiband-Empfänger an Bord ist, erfasst die Pixel Watch 3 in fast allen Umgebungen den Standort bis auf wenige Meter genau. Allein unter sehr schwierigen Bedingungen, etwa in Innenstädten mit vielen Hochhäusern, weichen die Angaben ein wenig ab.

Pixel Watch 3 GPS
Die Pixel Watch 3 (blaue Linie) hat zum Beispiel in städtischen Umgebungen mitunter Probleme, die genaue Position zu ermitteln. © IMTEST

Pixel Watch 3: Große Fortschritte bei Sport und Fitness

Neben der Vergrößerung sind die wichtigsten Neuerungen der Pixel Watch 3 die Sportfunktionen, insbesondere der Fokus auf das Laufen. Das bedeutet, dass alle Sportarten von den neuen Funktionen Cardio Load & Target Load profitieren. Darüber hinaus gibt es neue Metriken zur Laufform wie Schrittlänge, Schrittfrequenz und vertikales Verhältnis. Hinzu kommen die gewohnten Trainingsdaten wie Kalorienverbrauch, zurückgelegte Strecke, Geschwindigkeit, Höhenmeter, maximale und durchschnittliche Herzfrequenz etc. Ebenfalls neu bei der Pixel Watch 3 ist die Möglichkeit, strukturierte Lauftrainings zu erstellen und auf die Uhr zu übertragen, indem man einfach Intervallsätze mit Herzfrequenz- oder Tempozielen (oder ohne Ziele) sowie ein Aufwärm- und Abkühlprogramm hinzufügt. Man kann sogar mehrere verschiedene Intervalle hinzufügen.

Fitbit App
In der Fitbit-App finden Sportler – und die die es werden wollen – jede Menge nützlicher Tipps und Auswertungen. © IMTEST

Jetzt mit speziellen Laufmetriken

Bemerkenswert für eine Alltags-Smartwatch sind auch die Laufeffizienzstatistiken inklusive Bodenkontaktzeit, vertikaler Oszillation, Formanalyse, Trittfrequenz und Schrittlänge. All diese Daten werden, wie bei den meisten anderen Unternehmen, am Handgelenk gemessen. Google hat nach eigenen Angaben viel Zeit investiert, um diese Messwerte zu testen und zu validieren. Außerdem gibt es das neue Lauf-Dashboard, das alle Laufdaten an einem Ort zusammenfasst. Dazu gehören wöchentliche/monatliche Zusammenfassungen, Benachrichtigungen über neue persönliche  Rekorde und die Möglichkeit, verschiedene Metriken im Hinblick auf Trends zu betrachten (sogar Metriken zur Laufeffizienz).

Auch gut: Die Herzfrequenz der Pixel Watch 3 kann über Bluetooth Smart an andere Geräte übertragen werden, z. B. an ein Peloton Bike, einen Fahrradcomputer, Smartphone-Apps usw. Allerdings macht Google das relativ kompliziert. Denn jedes Mal, wenn man den Herzfrequenzsensor mit einem Gerät eines Drittanbieters nutzen möchte, ist eine Zugangsberechtigung erforderlich.

Pixel Watch 3 jetzt mit Trainingsbelastung

Der größte Fortschritt ist aber sicherlich die neue Trainingsbelastung („Cardio- Belastung“). Google verfolgt hier einen völlig anderen Ansatz als andere Hersteller, die nur die Belastung der aufgezeichneten Trainingseinheiten erfassen. Bei der Pixel Watch 3 ist das anders: Jedes Mal, wenn man seine Herzfrequenz erhöht (egal ob beim Training, beim Gassi gehen mit dem Hund oder beim Einkaufstüten schleppen), wirkt sich das auf die kardiovaskuläre Belastung aus.  Der Ansatz von Google ist daher der ganzheitlichste, da er einen anstrengenden Tag unabhängig von bewusst ausgeübtem Sport viel besser erfasst. Den Wert kann man sowohl in der App oder direkt auf dem Zifferblatt der Pixel Watch 3 ablesen. 

Gleichzeitig gibt die Pixel Watch 3 zwei Wochen nach dem Erstellen der Cardio- Belastung ein Tagesziel vor, das es zu erreichen gilt. Dieses Ziel basiert nicht nur auf der aktuellen Cardio-Belastung, sondern auch auf dem Tagesbereitschaftswert. Wenn man also in der letzten Nacht schlecht geschlafen haben, wird das Ziel am nächsten Morgen niedriger angesetzt. Einzigartig ist auch, dass Google dem Träger die Wahl lässt, ob er seine Fitness halten oder steigern will. Davon könnten sich Garmin & Co. eine Scheibe abschneiden. Denn die anderen Smartwatches gehen immer starr davon aus, dass man seine Fitness steigern will.



Fitbit: Abo kaum noch nötig

Ebenfalls klasse: Google bietet zwar keine explizite “Erholungskomponente” für Trainingsbelastung/Erholung, aber indirekt über die täglichen Bereitschaftsdaten, die jeden Morgen in die Ziele für die Cardio- Belastung einfließen. Im Grunde macht Google mit der Trainingsbereitschaft und dem Trainingsstatus genau das Gleiche wie Garmin, nur in etwas anderer Form. Ein weiterer Fortschritt: Google versteckt fast alle Daten nicht wie bisher hinter einer Bezahlschranke. Nur wer die Google-KI für tägliche Laufpläne auf Basis der aktuellen Leistung und Bereitschaft sowie exklusive Trainingsinhalte von Fitbit Premium Trainern nutzen möchte, muss Fitbit Premium buchen. Das kostet 8,99 Euro pro Monat oder 79,99 Euro pro Jahr. Käufer der Pixel Watch 3 können aber immerhin 6 Monate kostenlos reinschnuppern.

Pixel Watch 3: Eine wichtige Sportfunktion fehlt

Trotz der vielen Fortschritt im Bereich Sport und Fitness reichen die Funktionen immer noch nicht an ausgewiesene Sportuhren wie der Epix Pro heran. So fehlen beispielsweise Hinweise zu Erholungszeiten und der Entwicklung der VO2 Max. Auch sind nur 41 Sportprofile am Start, weitere lassen sich nicht einrichten. Und der größte Kritikpunkt: Die Pixel Watch 3 verbindet sich nicht mit Sensoren von Drittanbietern, zu denen Herzfrequenzsensoren, Leistungsmesser und andere Sensoren gehören. Ein No-Go für ambitionierte Sportler.

Neue Gesundheitsfunktionen

Träger der Pixel Watch 3 erhalten nach dem Aufwachen einen neuen Morgenbericht, der auf einen Blick den Bereitschaftsstatus, die Trainingsdaten, Details zur Schlafqualität, Trainingsvorschläge für den Tag und die aktuellen Wetterbedingungen vor Ort anzeigt – praktisch.

Apropos Schlaf: Obwohl es keine nennenswerten neuen Funktionen zur Schlafüberwachung gibt, führt die Pixel Watch 3 einen automatischen Schlafmodus ein, der automatisch erkennt, wenn man einschläft, um eine optimierte Benutzeroberfläche zu initiieren. Außerdem wird der Akku geschont, indem das immer aktive Display und die Schlummerbenachrichtigungen abgeschaltet werden. Sobald man aufwacht, kehrt die Uhr zur normalen Programmierung zurück. Unabhängig davon gibt es wie gehabt einen täglichen Schlafbericht der Auskunft über die Gesamtschlafzeit, die verschiedenen Schlafphasen, die Herzfrequenz, die Schwankungen des Sauerstoffgehalts im Blut und die Unruhe. Zusätzlich gibt es eine Schlafbewertung auf einer Skala von 1 bis 100.

Schließlich führt die Watch 3 eine neue und erstmalige Pulsverlusterkennung ein, die ähnlich wie die Sturzerkennung funktioniert und Angehörige oder Rettungskräfte alarmiert, sobald die Sicherheitsfunktion ausgelöst wird.

Pixel Watch 3: Noch mehr Google inside

Ein wichtiger Grund für den Kauf der Pixel Watch 3 ist, dass sie nicht nur ein Fitness-Tracker ist, der besonders gut mit den Google-Apps harmoniert. Schließlich wurde Wear OS 5 für Android-Uhren ebenfalls von Google entwickelt. Hatte die erste Pixel Watch schon tolle Apps für Google Maps, YouTube Music, Google Home und Google Wallet, geht die neueste Version noch einen Schritt weiter.

Nest Pixel Watch 3
Wer eine Nest-Überwachungskamera hat, kann sich das Live-Bild auf der Uhr anzeigen lassen. © Google

Jetzt kann man sich Überwachungskameras wie die Nest Cam direkt am Handgelenk anzeigen lassen und sogar die Türklingel beantworten. Die Smartwatch kann sogar als Fernbedienung für Google TV dienen. Aber das ist noch nicht alles: Neu ist die Pixel Recorder App, mit der man Sprachnotizen aufnehmen kann, die direkt mit dem Pixel Phone synchronisiert werden. Außerdem ist Google Maps jetzt auch offline auf der Uhr verfügbar. Last but not least kann die Pixel Watch 3 dank zusätzlichem Ultrabreitband nicht nur Google-Produkte, sondern auch andere technische Geräte steuern. So können beispielsweise Besitzer kompatibler BMW- und Mini-Fahrzeuge ihr Fahrzeug direkt vom Handgelenk aus ver- und entriegeln sowie starten.

Pixel Watch 3: Weiter schwache Akkulaufzeit

Weniger Erfreuliches gibt es von der Batteriefront zu berichten. Unter normalen Nutzungsbedingungen gibt Google 24 Stunden pro Ladung an, was in etwa dem Wert der Pixel Watch 2 entspricht. Unsere Tests zeigen, dass dieser Wert für die 41-mm-Version realistisch ist. Bei der 45mm-Variante sollt es hingegen besser aussehen, hier sind zwei Tage Laufzeit realistisch. Das ist zwar alles andere als super, aber immerhin einigermaßen alltagstauglich. Alles andere als berühmt ist allerdings die Akkulaufzeit beim Training mit eingeschaltetem GPS. Maximal sechs Stunden sind drin – definitiv zu wenig für längere Wanderungen oder Radtouren. Die Pixel Watch 3 lädt immerhin bis zu 20 Prozent schneller auf als die Pixel Watch 2. In unseren Tests dauerte es bei einem Akkustand von unter 15 Prozent etwas mehr als eine Stunde, bis die Smartwatch zu 100 Prozent aufgeladen war.

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Nils Matthiesen

Testet als freier Mitarbeiter für IMTEST schwerpunktmäßig IT-Produkte, wie Notebooks und Computerzubehör. Auch Wearables, wie Sportuhren und Ohrhörer gehören in sein Test-Repertoire. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Nils Matthiesen als Technik-Journalist: Anfangs als fester Redakteur beim Computerverlag Data Becker (u.a. PC Praxis), später als selbständiger Journalist für Verlage wie Axel Springer (Computerbild), Spiegel und Handelsblatt. Neben Technik nimmt vor allem Sport viel Raum im Leben des Familienvaters ein. Sie erreichen ihn via E-Mail.