Viele kennen das Problem: Der Balkon ist nicht optimal zur Sonne ausgerichtet oder es gibt gleich zwei Flächen in unterschiedlichen Richtungen. Das kann bei Balkonkraftwerken zu Fragen führen – lohnt sich eine Doppel-Ausrichtung überhaupt? Und welche Herausforderungen bringt sie mit?
Denn gerade wer den eigenen Solarstrom möglichst effizient nutzen möchte, will keine Ertragsverluste durch falsche Montage oder technische Stolpersteine riskieren. Dabei eröffnet die Ausrichtung in zwei Himmelsrichtungen durchaus Chancen, um die Sonnentage besser auszunutzen und mehr Strom über den Tag verteilt zu erzeugen.
IMTEST zeigt, worauf es bei der Planung, Montage und Technik von Balkonkraftwerken ankommt, wenn man sie in zwei Richtungen ausrichten möchte.
Balkonkraftwerk erklärt: Die 10 häufigsten Fragen & Antworten
Was ist eigentlich ein Balkonkraftwerk, wie ist es zu installieren und lohnt sich das überhaupt? IMTEST beantwortet die wichtigsten Fragen.
Grundlegendes zur Ausrichtung von Balkonkraftwerken
Die Ausrichtung der Solarmodule hat einen großen Einfluss auf die Menge des erzeugten Stroms, wenn nicht sogar den größten. Ideal ist eine Südausrichtung, denn hier scheint die Sonne im Jahresverlauf am längsten und mit dem höchsten Winkel auf die Module. Das führt zu einem maximalen Ertrag und einer guten Tagesleistung.
Doch nicht jeder Balkon oder jede Fassade ist nach Süden ausgerichtet. Viele Anlagen werden daher nach Osten oder Westen installiert. Module in Ostrichtung fangen vor allem das Morgenlicht ein, während Westmodule vor allem am Nachmittag und frühen Abend Strom produzieren. Das kann besonders dann sinnvoll sein, wenn der Stromverbrauch zu diesen Zeiten besonders hoch ist.
Wer zwei Balkone oder Flächen in unterschiedlichen Himmelsrichtungen zur Verfügung hat, kann von einer Kombination profitieren. Denn so verteilt sich die Stromerzeugung besser über den Tag – die Leistungsspitzen am Mittag werden abgeflacht und die Versorgung morgens und abends verbessert. Dies kann helfen, den Eigenverbrauch zu erhöhen und den Netzbezug zu reduzieren.
Allerdings ist bei der Doppel-Ausrichtung einiges zu beachten, damit die Technik harmoniert und die Anlage effizient arbeitet.

Zwei Richtungen: Das sind die Vor- und Nachteile
Die Ausrichtung von Balkonkraftwerken auf zwei unterschiedliche Himmelsrichtungen – beispielsweise Ost und West – verlängert die Zeit, in der Solarstrom erzeugt wird. Statt nur mittags Spitzen zu erzielen, profitieren Nutzer von einer Stromproduktion, die sich über den Vormittag bis zum Abend verteilt.
Das ist besonders dann vorteilhaft, wenn der Stromverbrauch im Haushalt zu unterschiedlichen Tageszeiten schwankt. So kann der Eigenverbrauch besser an den Ertrag angepasst werden, was letztlich die Stromkosten senkt.
Wer im Homeoffice arbeitet, profitiert meist am besten von einer Süd- oder Südost-/Südwestausrichtung der Solarmodule, da diese eine gleichmäßige und lange Sonneneinstrahlung über den Tag ermöglichen. So wird der Strombedarf während der Arbeitszeit optimal abgedeckt.
Bei Haushalten mit klassischen Arbeitszeiten außerhalb des Hauses ist der Stromverbrauch morgens und abends besonders hoch – etwa für Kochen, Heizen oder Beleuchtung. In solchen Fällen sorgt eine Kombination aus Ost- (Morgen) und Westausrichtung (Nachmittag/Abend) dafür, dass zu diesen Verbrauchsspitzen auch Solarstrom verfügbar ist.
Allerdings ergeben sich bei der Zweiausrichtung auch technische Herausforderungen. Verschiedene Module erhalten unterschiedliche Sonneneinstrahlungen und arbeiten damit unter verschiedenen Bedingungen. Das kann zu unterschiedlichen Spannungen und Leistungen führen, die vom Wechselrichter korrekt verarbeitet werden müssen.
Einfache Mikrowechselrichter sind oft für ein einzelnes Modul ausgelegt, während Stringwechselrichter oder Geräte mit mehreren MPP-Trackern besser mit mehreren Ausrichtungen umgehen können.
Zudem ist das Kabelmanagement komplexer, da Module an verschiedenen Orten montiert werden. Verschattungen und bauliche Gegebenheiten können den Ertrag zusätzlich beeinflussen. Daher ist eine sorgfältige Planung der Montagepositionen, Kabelwege und der elektrischen Absicherung unerlässlich.
IMTEST empfiehlt, bei der Planung dieser Anlagen besonders auf die Kompatibilität der Technik und die individuellen Gegebenheiten vor Ort zu achten, um die Vorteile der Zweifach-Ausrichtung voll auszuschöpfen.
Technische Voraussetzungen und Planung
Bei Balkonkraftwerken kommen in der Regel Mikrowechselrichter zum Einsatz, die direkt an einzelne Solarmodule angeschlossen werden. Diese kleinen Wechselrichter wandeln den Gleichstrom vor Ort in Wechselstrom um und ermöglichen so eine einfache Plug-and-Play-Installation über eine Steckdose.
Der Wechselrichter darf eine Gesamtleistung von 800 Watt nicht überschreiten – das gilt auch bei Kombinationen mehrerer Wechselrichter. Um die maximale Leistung nicht zu überschreiten, sollte man die Anzahl der angeschlossenen Module genau planen.
Ideal sind vier Solarpanels, aufgeteilt in zwei Module je Himmelsrichtung. So lässt sich die Doppel-Ausrichtung optimal realisieren, ohne die Netzvorgaben zu verletzen. Außerdem können so die Module unabhängig voneinander arbeiten, auch wenn sie unterschiedlichen Sonneneinstrahlungen ausgesetzt sind. Das minimiert Leistungsverluste und vereinfacht die Installation.
Da Module an unterschiedlichen Orten installiert werden, erfordert die Verkabelung eine sorgfältige Planung. Kabelwege sollten möglichst kurz und gut geschützt sein, um Verluste und Sicherheitsrisiken zu vermeiden. Bei längeren Strecken sollte mitunter ein größerer Kabelquerschnitt gewählt werden, um die Verluste zu minimieren.
Ob Balkon, Fassade oder Dach – die Montageplätze sollten frei von Verschattung sein und eine stabile Befestigung gewährleisten. Unterschiedliche Ausrichtungen bedeuten oft unterschiedliche Montageorte, was Wartung und Reinigung erschweren kann. Eine gute Planung der Zugänglichkeit ist daher wichtig.
IMTEST weist darauf hin, dass auch bei Balkonkraftwerken gilt: Die Anlage muss netztauglich sein und die technischen Grenzwerte für Einspeisung erfüllen sowie beim Marktstammdatenregister angemeldet sein. Es empfiehlt sich, vor Installation alle rechtlichen Rahmenbedingungen und Sicherheitsvorschriften zu prüfen.

Praktische Tipps zur optimalen Nutzung
- Verschattung vermeiden: Um den Ertrag zu maximieren, sollten Solarmodule möglichst frei von Schatten sein. Schon kleine Verschattungen können die Leistung stark beeinträchtigen, insbesondere bei mehreren Ausrichtungen.
- Regelmäßige Reinigung: Schmutz, Staub oder Blätter reduzieren die Lichtaufnahme. Bei Modulen an verschiedenen Standorten sollte die Reinigung gut geplant werden, damit keine Fläche vernachlässigt wird.
- Dimensionierung großzügig planen: Gerade bei Zweifach-Ausrichtung lohnt es sich, etwas mehr Module zu installieren, um Ertragsschwankungen auszugleichen und auch an bewölkten Tagen genug Strom zu erzeugen.
- Monitoring nutzen: Mit geeigneten Apps oder Systemen lässt sich der Ertrag der einzelnen Modulgruppen überwachen. So können Probleme früh erkannt und der Betrieb optimiert werden.
- Montageorte gut zugänglich halten: Insbesondere bei zwei verschiedenen Montageflächen ist es wichtig, dass beide gut erreichbar sind, um Wartung und Kontrolle zu erleichtern.
- Netzanschluss und Absicherung prüfen: Vor allem bei älteren Gebäuden sollte das Hausnetz auf seine Eignung für die Einspeisung von Solarstrom überprüft werden. Alte Elektroinstallationen können oft nicht für Einspeisungen oder erhöhte Belastungen ausgelegt sein. Eine fachmännische Prüfung sorgt für Sicherheit und verhindert mögliche Störungen.
- Solar Tracker als Option: Mit einem Solar Tracker können Module dem Sonnenverlauf folgen und so mehr Energie über den Tag hinweg erzeugen. Diese Technik ist allerdings nur möglich, wenn ausreichend Platz und geeignete Befestigungsmöglichkeiten vorhanden sind – auf Balkonen ist dies oft eingeschränkt. Für größere Flächen wie einem Garagendach kann ein Tracker die Effizienz deutlich steigern.
Fazit
Die Ausrichtung von Balkonkraftwerken in zwei unterschiedlichen Himmelsrichtungen bietet die Möglichkeit, die Solarstromerzeugung über den Tag besser zu verteilen und den Eigenverbrauch zu optimieren. Besonders in Haushalten mit wechselnden oder spezifischen Verbrauchszeiten kann die Zweiausrichtung zu einer deutlichen Ertragssteigerung führen.
Technisch setzt die Umsetzung auf den Einsatz von Mikrowechselrichtern und eine sorgfältige Planung der Montage sowie der elektrischen Installation voraus. Gerade bei älteren Gebäuden empfiehlt sich vorab eine Prüfung des Hausnetzes, um die sichere Einspeisung zu gewährleisten. Praktische Aspekte wie die Vermeidung von Verschattung, regelmäßige Reinigung und gute Zugänglichkeit der Module sind entscheidend für den langfristigen Erfolg.
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