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Samsung Galaxy Watch Ultra im Test: So ultra ist sie wirklich

Samsung bietet jetzt auch eine Ultra-Smartwatch mit Top-Ausstattung an. Wie gut sie ist, zeigt der Test.

Galaxy Watch ultra
© Smasung

Die Galaxy Watch-Serie von Samsung zählt seit langem zu den besten Android-Smartwatches überhaupt. Ambitionierte Sportler und Outdoor-Fans mussten sich jedoch anderweitig umsehen. Bis jetzt. Denn die Galaxy Watch Ultra soll genau diese Zielgruppe ansprechen, so wie die Apple Watch Ultra 2 iPhone-Nutzer. Ob es sich dabei um einen dreisten Klon oder vielleicht sogar um die beste Android-Smartwatch aller Zeiten handelt, klärt der Test.

Galaxy Watch Ultra: Spezielles Design

Samsung hat einiges getan, um der Uhr einen robusteren Charakter zu verleihen.  Das Ergebnis dürfte gemischte Reaktionen hervorrufen. Gut: Das Gehäuse der Uhr besteht jetzt aus kratzfestem Titan. Ungewöhnlich ist dagegen, dass die Entwickler ein rundes Zifferblatt auf eine quaderförmige Form montiert haben. Das verleiht der Uhr einerseits einen eigenständigen Look, verschenkt aber andererseits potenzielle Bildschirmfläche. Das Armband ist positiv formuliert dicker, haltbarer und widerstandsfähiger als bei anderen Smartwatches. Kritisch betrachtet ist es dick, sperrig, unbequem und für die meisten Handgelenke zu lang.

Galaxy Watch Ultra Draufsicht
Ein runder Bildschirm auf einem eckigen Gehäuse? Das gab es so noch nicht in der Smartwatch-Welt. © Samsung

Galaxy Watch Ultra in drei Farben

Die Galaxy Watch Ultra ist in einer Größe von nur 47 mm mit LTE- erhältlich. Hört sich nicht riesig an, tatsächlich handelt es sich aber um einen dicken Klopper, der an schmalen Handgelenken überdimensioniert wirkt. Generell zählt die Ultra aufgrund der Größe und des sperrigen Armbands obendrein definitiv zu den unbequemeren Smartwatches. Es gibt sie in den Farben Titanium Gray, Titanium Silver und Titanium White und wahlweise mit einem strapazierfähigen Silikonarmband (Marine), einem atmungsaktiven Stoffarmband (Trail) oder einem Standard-Kautschukarmband (Peakform). Samsung hat IMTEST für den Test eine titangraue Uhr mit einem orangefarbenen Marineband zur Verfügung gestellt.

Ultra in drei Farben erhältlich
Die Galaxy Watch Ultra gibt es Titanium Silver, White und Gray. © Samsung

Das ist Ultra an der Ultra

Das Gehäuse besteht aus kratzfestem Titan, ist vollständig tauchfest nach IP68 10ATM und für extrem niedrige und hohe Temperaturen nach “Military Grade”-Standard ausgelegt. Beide neuen Galaxy Watches  sind dank IP68-Zertifizierung außerdem unempfindlich gegen Staub und Wasser. Das soll die Galaxy Watch Ultra robust genug für Abenteuer aller Art machen. Die verbesserte Widerstandsfähigkeit der Watch Ultra ist sicherlich besser als andere Modelle für Outdoor-Aktivisten wie Klettern, Wandern und Mountainbiken gerüstet. Aber die höhere Wasserdichtigkeit macht sich in der Werbung besser als in der Praxis. Denn im Kleingedruckten steht, dass das Gerät nicht für Wassersportarten wie Tauchen oder Jetski geeignet ist.

Nachtmodus auf der Watch Ultra
Genau wie bei der Apple Watch Ultra 2 gibt es Ziffernblätter mit einem speziellen Nachtmodus. © Samsung

Nicht für Wassersport geeignet

Dazu muss man wissen: Der 10ATM-Wert der Watch Ultra bezieht sich auf den Wasserdruck und die Tiefenangabe gilt nur für maximal 10 Minuten. Zwar stellen weder Süß- noch Salzwasser in geringer Tiefe für längere Zeit ein Problem dar, so dass zum Beispiel Schwimmen und Schnorcheln problemlos gehen. Aber dafür ist die Watch 7 genau wie meisten anderen Smartwatches genauso gut geeignet. Die Apple Watch Ultra eignet sich dank der höheren Wasserdruckklasse WR100 und der Zertifizierung nach EN13319 (der internationalen Norm für Tauchausrüstung) deutlich besser für Wasseraktivitäten wie tauchen, Jetski fahren und surfen. Unabhängig davon kann die Watch Ultra mit ihrem Vorbild, der Apple Watch Ultra 2, in Sachen Robustheit mithalten. Beide Smartwatches verfügen über die gleiche militärische Zertifizierung und den gleichen Höhenbereich.



Gemeinsamkeiten zur Apple Watch Ultra

Apropos Apple Watch Ultra 2: Der Vorwurf, das Samsung bei Apple abgekupfert hätte, ist nicht von der Hand zu weisen. Neben der identischen Bezeichnung  gleicht sich auch die Ausstattung mit genauerem GPS, Notrufsirene, Nachtmodi mit roter Beleuchtung und einer im Vergleich zu den Standardmodellen verlängerten Akkulaufzeit (dazu später mehr).

Zudem hat Samsung der Ultra einen zusätzlichen, orangefarbene Taste spendiert, den “Quick-Button”. Es handelt sich damit um ein Äquivalent zum programmierbaren „Action-Button” der Apple Watch Ultra.

Ultra Action Button
Die Galaxy Watch Ultra verfügt in der Mitte als Extra über eine programmierbare Taste, den Quick-Button. © IMTEST

Auch der Bildschirm ist bei der Galaxy Ultra heller als beim Standardmodell. Samsung gibt (genau wie bei der Apple Watch Ultra) 3.000 Nits an. Abgesehen davon entspricht er technisch dem der 44-mm-Version der Galaxy Watch 7 (2.000 Nits): Es handelt sich um ein 480 x 480 Vollfarb-AMOLED-Display mit Saphirkristall, mit optionalem Always-on und zuschaltbaren Infrarot-Nachtmodus. Es handelt sich zweifelsohne um einen sehr guten Bildschirm, der dem der Apple Watch Ultra 2 mindestens ebenbürtig ist.

Ultra-Displays im Vergleich
In Sachen Helligkeit und Schärfe muss sich das Display der Galaxy Watch Ultra nicht hinter der Apple Watch Ultra 2 verstecken. © IMTEST

Galaxy Watch Ultra: Das steckt drin

Wie die Watch 7 verfügt auch die Watch Ultra über einen 3nm Exynos W1000 Prozessor mit 2 Gigabyte Arbeitsspeicher und 32 GB Speicherplatz. Als Software kommt Googles aktuelles Wear OS 5 kombiniert mit der Benutzeroberfläche One UI 6 von Samsung zum Einsatz. Dank der drei Tasten, der digitalen Lünette und der schnellen Reaktionsgeschwindigkeit gibt es in Sachen Bedienung auf jeden Fall wenig zu meckern. Wear OS 5 bringt Leistungs- und Effizienzsteigerungen gegenüber den Vorgängerversionen, während One UI 6 Optionen für Fotobearbeitung, Übersetzung, Widgets und mehr bietet. Zusätzlich zur LTE-Konnektivität verfügt die Galaxy Watch Ultra über Wi-Fi, Bluetooth 5.3 und NFC für mobile Zahlungen.

Besseres GPS, genauere Pulsmessung

Ansonsten hat die Samsung Watch Ultra zusammen mit der mit der Watch 7 einige weitere Verbesserungen gegenüber den Vorgängermodellen gemeinsam. So verwendet sie beispielsweise ein Zweifrequenz-GPS, um die eigene Position in der Nähe von hohen Gebäuden und Bäumen besser orten zu können. Das funktionierte bei mehreren Testläufen und-Fahrten auch einwandfrei und deutlich besser als zum Beispiel bei der Galaxy Watch 5 Pro. In dieser Beziehung bewegt sich die Watch Ultra entsprechend fast auf dem Niveau von anderen ausgewiesenen Outdoor-Spezialisten wie der Apple Watch Ultra 2 und Garmin Epix Pro.



Sport: Kein Platz auf dem Siegertreppchen

In Sachen Sport ist die Galaxy Watch Ultra „gut“ aber nicht top aufgestellt. Sie kann automatisch oder manuell viele verschiedene Trainingseinheiten aufzeichnen, wobei anpassbare Zielwerte für die Herzfrequenz als zusätzliche Orientierungshilfe integriert sind. Sie erfasst außerdem Daten wie Vo2 Max, erhebt erweiterte Laufmetriken wie Schrittlänge und Balance und hat einige coole Gimmicks an Bord. So kann man beispielsweise beim Laufen und Radfahren gegen sich selbst antreten, falls man eine Strecke mehrmals absolviert.

klobig am Handgelenk
Nicht nur beim Sport, sondern auch im Alltag und in der Nacht ein Thema: Die Galaxy Watch Ultra ist ziemlich unbequem.

Im Vergleich zur Watch 7 verfügt die Watch Ultra zusätzlich über den bereits erwähnten Quick Button und einen 85 db lauten Alarmton, der durch längeres Drücken des Buttons ausgelöst wird. Sie verfügt sogar über eine Multisport-Kachel für Triathlon-Tracking und kann die maximale Leistung beim Radfahren (die sogenannte Functional Threshold Power) innerhalb von vier Minuten berechnen, wenn man sein Smartphone mit dem Powermeter eines Fahrrads koppelt. Die Messung erweist sich allerdings als sehr kompliziert, auch wenn am Ende ein brauchbarer Wert herauskommt.

Nicht zuletzt verfügt die Galaxy Watch Ultra über 13 LEDs und einen nach eigenen Angaben verbesserten BioActive-Sensor für genauere Herzfrequenzmessungen und eine bessere Schlafüberwachung. Hört sich gut an, schließlich zählte die Pulsmessung der Vorgänger nicht zu den besten. Beim mehreren Vergleichen mit einem Brustgurt, getragen beim Laufen und Rennradfahren, zeigte sich aber: Samsung hat in diesem Bereich Fortschritte gemacht, und zeigte ziemlich genaue Messungen. Was aber im Gegensatz zu Sportspezialisten wie Garmin Epix/Fenix-Reihe immer noch fehlt, sind zum Beispiel Funktionen für die langfristige Trainingsplanung, Trainingsvorschläge und Erholungsratgeber. Und: Die Galaxy Watch Ultra ist nicht in der Lage, sich mit externen Sensoren (etwa Herzfrequenz-Brustgurten, Powermetern) zu koppeln, weder per Bluetooth noch ANT+. Für viele Sportler sicher ein No-Go.

Galaxy Watch Ultra: Gesundheit powered by KI

Darüber hinaus verfügt sie über eine FDA-Zulassung zur Erkennung von Schlafapnoe und einen Index für fortgeschrittene Glykationsendprodukte (AGEs), der ein detaillierteres Bild des Stoffwechsels liefern soll. Dank der Galaxy KI fasst die Watch Ultra alle erfassten Fitness- und Schlafdaten zu einem Gesamtenergiewert auf einer Skala von 0 bis 100 zusammen („Body Battery“ von Garmin lässt grüßen). Die künstliche Intelligenz gibt dem Träger dann auf Wunsch Wellness-Tipps, wie er den Wert verbessern und sich besser fühlen kann. Die Galaxy KI misst auch Schlafdauer, Sauerstoffgehalt im Blut, Herzfrequenz, Atemfrequenz, Hauttemperatur und Schlafstadien. EKG- und Blutdruckmessung sind ebenfalls an Bord, funktionieren aber nur im Zusammenspiel mit einem Galaxy-Smartphone. Gleiches gilt für die Schnarcherkennung, für die das Samsung-Handy in die Nähe gehalten werden muss.



Galaxy Watch Ultra: Eingebauter Körperscan

Die Watch Ultra verfügt wie ihre Vorgänger über einen sogenannten Bioactive Sensor, der verschiedene Sensoren zur Messung von Körperwerten wie Blutdruck, EKG und Sauerstoffsättigung vereint. Darüber hinaus analysiert ein spezieller Test die Körperzusammensetzung mit Werten zu Knochenmasse, Grundumsatz, BMI sowie Körperwasser- und Körperfettanteil. Eine Skala zeigt an, ob die Werte des Trägers in Relation zu Geschlecht, Größe und Gewicht im grünen Bereich liegen. Sicher sind die Messungen nicht so exakt und medizinisch valide wie bei Körperfettwaagen. Aber es ist auf jeden Fall nützlich und spannend, zu verfolgen, wie sich die Werte im Laufe der Zeit verbessern, wenn man mehr Sport treibt oder auf eine gesündere Ernährung achtet.

Galaxy Watch Ultra: Google/Samsung-Mischung

Die Watch Ultra basiert auf Google WearOS in der Version 5. Das bedeutet: Die Smartwatch hat standardmäßig viele praktische Google-Dienste an Bord, zum Beispiel den Play Store und Google Maps. Samsung stellt aber auch an vielen Stellen seine eigenen Dienste in den Vordergrund. Als Sprachassistent kommt standardmäßig Bixby und nicht der Google Assistant zum Einsatz. Für das mobile Bezahlen wird Samsung Pay und nicht Google Pay verwendet. Auch wenn sich dies teilweise ändern lässt, gleicht die App-Auswahl dadurch eher einem Gemischtwarenladen als einem runden Erlebnis.

Wie bereits erwähnt, bietet die Watch Ultra einen direkten Zugang zum Play Store von Google mit einer beeindruckenden Auswahl an Apps. Die Auswahl an Apps ist beachtlich, auch wenn sie nicht ganz an die des Apple Stores heranreicht. Auch das Telefonieren funktioniert einwandfrei. Anrufe können direkt über die Smartwatch aufgebaut werden, die Lautsprecher und das Mikrofon klingen klar und deutlich. Dank LTE-Funktion funktioniert das in Kombination mit einer E-SIM sogar vollkommen unabhängig vom Smartphone. Selbstverständlich können Sie auch Nachrichten über die Smartwatch beantworten – wahlweise mit vorgefertigten Antworten, einer Bildschirmtastatur oder per Diktat. Gut zudem: WhatsApp gibt es in einer Wear-OS-Version, mit der der Messenger auch ohne Smartphone genutzt werden kann.



Akkulaufzeit: besser, aber nicht spektakulär

Nicht zuletzt  bietet die Galaxy Watch Ultra gegenüber der Watch 7 eine verbesserte Akkulaufzeit: Sie verfügt über einen 590-mAh-Akku, deutlich mehr also im Vergleich zu den  425-mAh- und 300-mAh-Zellen der 44- und 40-mm-Versionen der Watch 7. Laut Samsung soll die Watch Ultra 60 Stunden ohne aktive Energiesparmodi, 100 Stunden im Standard-Energiesparmodus und 48 Stunden im Trainings-Energiesparmodus durchhalten. Im Test zeigte sich: Gut zwei Tage sind mit Always-On-Display und moderaten Trainingseinheiten realistisch, bei Trainingseinheiten mit aktivem GPS rund 17 Stunden. Das ist zwar eine Verbesserung gegenüber der Galaxy Watch 7 (ca. 22 Stunden) und nahezu allen anderen Smartwatches mit WearOS, aber immer noch nicht berühmt. Dazu kommt, dass das Aufladen viel Zeit in Anspruch nimmt. Im Idealfall dauert ein kompletter Ladevorgang  rund 90 Minuten. Bei schwächeren Netzteilen kann die Prozedur aber gerne mal über drei Stunden dauern.

Fazit

Im WearOS-Universum ist die Samsung Watch Ultra derzeit die beste Wahl für Sportler und Outdoor-Abenteurer: Sie ist robust, zeichnet viele Trainingsdaten auf, hat einen Top-Bildschirm und hält länger durch als die meisten anderen Android-Smartwatches. Außerdem ist sie mit ihren KI-basierten Gesundheitsmetriken und der erweiterten Schlafüberwachung der Wear OS-Konkurrenz einen Schritt voraus. Für dieses Plus an Funktionalität muss der Käufer allerdings tief in die Tasche greifen. Denn fast alles, was die Ultra kann, kann auch die Galaxy Watch 7 (siehe Test).

  • PRO
    • Top-Bildschirm, großes App-Angebot, viele Gesundheitsfunktionen
  • KONTRA
    • Klobig und unbequem, kein Koppeln mit externen Sensoren, volle Funktionalität nur mit Galaxy-Smartphones

IMTEST Ergebnis:

gut 1,7

Nils Matthiesen

Testet als freier Mitarbeiter für IMTEST schwerpunktmäßig IT-Produkte, wie Notebooks und Computerzubehör. Auch Wearables, wie Sportuhren und Ohrhörer gehören in sein Test-Repertoire. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Nils Matthiesen als Technik-Journalist: Anfangs als fester Redakteur beim Computerverlag Data Becker (u.a. PC Praxis), später als selbständiger Journalist für Verlage wie Axel Springer (Computerbild), Spiegel und Handelsblatt. Neben Technik nimmt vor allem Sport viel Raum im Leben des Familienvaters ein. Sie erreichen ihn via E-Mail.