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Garmin Epix im Test: Die beste Outdoor-Smartwatch

Mit feschem Farbbildschirm und frischen Funktionen tritt die Garmin Epix zum Test an. So gut schlägt sich die Luxus-Smartwatch.

Garmin Epik auf Holztisch
© IMTEST

Die erste Epix-Generation kam 2015 als eckige GPS-Kartenuhr für Outdoor-Fans auf den Markt. Die neue Epix 2 hat damit nicht mehr viel gemein. Grob gesehen, handelt es sich um eine Fenix 7 mit einem Farb-Display, die Garmin ab 900 Euro anbietet. Was das neue Garmin-Flaggschiff alles kann und ob der sportliche Preis gerechtfertigt ist, klärt der Test.

Fenix 7-Schwester mit besserem Bildschirm

Die Ähnlichkeiten zur Schwester Fenix 7 sind offensichtlich: Outdoor-Look, fünf Tasten, Schrauben auf den Stegen und wechselbare QuickFit-Silikonarmband. Die Optik ähnelt dem Vorgänger Fenix 6, fällt aber einen Tick eleganter aus. Garmin stellte IMTEST die Epix Sapphire Edition (UVP 999 Euro) mit verstärktem Saphirglas und Titangehäuse zur Verfügung. Trotz des großen 47 mm-Gehäuses wiegt diese Version nur 75 Gramm und trägt sich angenehm. Der markanteste Unterschied zur Fenix 7 ist der 1,3 Zoll große AMOLED-Farb-Touchscreen mit einer Auflösung von 416 x 416 Pixeln. Er ist hell, farbenfroh sowie reaktionsschnell und lässt sich sowohl in Innenräumen als auch im Außeneinsatz hervorragend ablesen.

Bildschirm der Epix
Das neue AMOLED-Display der Epix macht sowohl drinnen als auch draußen eine gute Figur. © IMTEST

AMOLED kein Alleinstellungsmerkmal

Ähnliches gilt aber inzwischen für sehr viele Smartwatches, auch sehr viel günstigere Modelle wie die Amazfit GTR 3 Pro. Dazu kommt: Es handelt sich nicht wie von Garmin versprochen, um ein „echtes“ Immer-An-Display, wobei das im Alltag kaum auffällt. Gut dagegen: Wer möchte, kann die Uhr so einstellen, dass sich der Bildschirm abends zu einer bestimmten Uhrzeit automatisch aus- und morgens wieder einschaltet.

Ebenfalls neu ist die Touch-Steuerung, die nun optional zur reinen Tastensteuerung zur Verfügung steht. Wer das nicht braucht, kann die Funktion komplett ausschalten. Die Tester würden allerdings nicht darauf verzichten. Gerade bei sportlichen Aktivitäten, macht es die Touch-Steuerung viel einfacher, durch die Menüs zu navigieren. Zumal die Epix auch auf Eingaben mit Handschuhen reagiert.

Garmin Epix: Das ist neu

Belastung Garmin
Wer viel und ernsthaft Sport betreibt, weiß die vielfältigen Trainingsanalysen zu schätzen. © IMTEST

Epix und Fenix 7 richten sich in erster Linie an leistungsorientierte Ausdauersportler, die an Wettkämpfen teilnehmen und / oder neue Bestleistungen anstreben. Beide Modelle verfügen über unzählige, auf diese Zielgruppe zugeschnittene Funktionen rund um Trainingsplanung, -ausführung und -auswertung. Wer die Uhren regelmäßig trägt, versteht besser, wie es um das aktuelle Fitnesslevel steht, wie sich Aktivitäten und Erholung in Einklang bringen lassen und wie sich Ziele durch bestimmtes Training besser erreichen lassen. Dieselben fortschrittlichen Tools bietet aber auch schon die Fenix 6. Auf den ersten Blick hat sich bei der Epix 2 und Fenix 7 in diesem Bereich nicht viel getan. Auf den zweiten Blick dagegen schon.

Stamina: Body Battery für Aktivitäten

Epix Stamina
Ergibt keinen Sinn: Stamina bei Null und gleichzeitig keine Überbelastung beim Training Effect. © IMTEST

Als Ergänzung zur „Body Battery“, die (erstaunlich präzise) die körperlichen Energiereserven im Tagesverlauf anzeigt, gibt es jetzt „Stamina“ (zu Deutsch „Ausdauer“). Die Funktion gibt auf einer Skala von 100 bis 0 an, wie die Energie während Lauf- oder Radfahr-Aktivitäten schwindet. Zudem gibt es Infos, die helfen sollen, die Signale des Körpers besser zu interpretieren. In Abhängigkeit der aktuell erbrachten Leistung ermittelt die Epix dazu Schätzungen zu Zeit und Distanz, die noch bis zur Erschöpfung bleiben. Wer etwa das Tempo verringert, schont die Energiereserven, wer schneller läuft, schöpft sie stärker aus. Laut Garmin dient die Funktion dazu, den Energieverbrauch zu optimieren und eine zu frühe Überanstrengung zu vermeiden. Einschätzung: Schwierig. Während des Tests sank die Stamina bei mehrstündigen Aktivitäten zum Teil auf Null, ohne total erschöpft zu sein. Dazu kommt: Bei der anschließenden Auswertung war im Rahmen des „Training Effekts“ von Überbelastung keine Rede. Scheint noch unausgegoren.

Überarbeitete Laufprognose

Laufprognose
Die erweitere Laufprognose hilft, Trainingsfortschritte besser zu erkennen. © IMTEST

Direkt auf der Epix im Widget „Leistung“ gibt es eine neue Laufprognose. Die soll dem Träger dabei helfen einzuschätzen, wie sich das aktuelle Training auf die Laufzeiten über 5 km, 10 km und (Halb-) Marathon-Distanz auswirkt. Neu ist, dass die Epix die Daten in Form von Graphen darstellt und so Entwicklungen anzeigt. Einschätzung: Ein kleiner Fortschritt. Immerhin scheinen die prognostizierten Zeiten inzwischen einigermaßen realistisch auszufallen.

POIs beim Navigieren

Neu ist zudem die “Up Ahead”-Funktion für die Navigation. Diese macht es möglich, etwa für ausgiebige Wanderungen, bei der Routenplanung markante Orte zu markieren, etwa Verpflegungspunkte oder Rastplätze. Während der Aktivität zeigt die Epix dessen Lage und die Entfernung an und losts auf Wunsch dorthin. Einschätzung: Keine revolutionäre, aber durchaus praktische Neuerung.

Überarbeitete Oberfläche

Epix Oberfläche
Aufgeräumt, funktional und schick: Die Widgets der Garmin Epix. © IMTEST

An vielen Stellen hat Garmin die Bedienoberfläche der Epix im Vergleich zur Fenix 6 neugestaltet und mit frischen Funktionen versehen. Und wer will, kann das Ganze von A bis Z seinen eigenen Bedürfnissen anpassen. Einschätzung: Schick – und führt dazu, dass die Fenix 6 auf einmal sonderlich alt anmutet.

Neue GPS-Sensoren

Epix Navigation
Auch ohne aktiviertes Multiband liefert die Epix genaues Tracking. © IMTEST

Funktional neue Sensoren, etwa zur EKG-Messung, gibt es bei der Epix 2 nicht. Dafür hat Garmin modernere Sensoren eingebaut, die für präzisere Ortung und Pulsmessung sorgen sollen. So ist die Epix (nur die Sapphire-Version) in der Lage, mit mehreren Satellitensystemen gleichzeitig über mehrere Frequenzbänder zu kommunizieren (“Multiband”). Das soll die Genauigkeit beim Tracken von Outdoor-Aktivitäten speziell in lückenhaften Abdeckungsbereichen verbessern, etwa im Gebirge oder in Städten mit vielen hohen Gebäuden. Einschätzung: Schon die Fenix 6 lieferte eine akkurate Streckenaufzeichnung. Nicht nur mit aktiviertem Multiband erledigt die Epix diese Aufgabe aber noch einen Tick präziser.

Moderner Herzfrequenzsensor

Eine akkurate Herzfrequenzmessung ist für Smartwatches elementar, im Speziellen für die Epix. Denn auf diesem Wert baut ein Großteil der errechneten Werte auf, wie Kalorienverbrauch, Trainingsleistung und Erholungszeiten.  In der Epix steckt die neuste Garmin-Sensortechnik vom Typ Elevate Gen.4, die etwa auch in der Venu 2 plus zum Einsatz kommt. Einschätzung: In der Regel liefert dieses Modell sehr genaue Werte, vor allem bei linearem Ausdauersport. Perfekt ist die Pulsmessung der Epix allerdings nicht. Speziell bei Indoor-Aktivitäten, etwa Kraft- und Cardio-Training, kam es im Test bisweilen zu deutlichen Abweichungen im Vergleich zu den Messwerten, die ein Brustgurt ermittelte.



Garmin Epix: Keine Fortschritte bei den smarten Funktionen

An den smarten Funktionen hat Garmin bei der Epix nicht geschraubt. Wie gehabt gibt es einen gut bestückten App-Store mit Fokus auf Sport- und Outdoor-Anwendungen. Weiterhin ist es möglich, die Uhr mit den Streaming-Diensten Spotify, Amazon Music und Deezer zu verknüpfen, um so Musik auf die Smartwatch zu laden. Auch Speicher für MP3-Dateien ist massig vorhanden. Leider nichts Neues gibt es auch rund um die Themen Messaging, Sprachassistenten und Telefonieren am Handgelenk. Bedeutet: In diesem Bereich bietet die Epix genau wie die Fenix 6 nur Durchschnittskost. Wer gehofft hatte, es würde eine LTE-Version oder zumindest Telefonieren übers Handgelenk über ein verbundenes Smartphone möglich sein, dürfte enttäuscht sein. Mikrofon und Lautsprecher, wie bei der Venu 2 plus, ließen sich wohl in einer robusten Smartwatch mit bis zu 100 Meter Wasserdichtigkeit nicht realisieren.

Garmin Epix 2: Stabile Akkulaufzeit

Für die Vorzüge eines hellen, scharfen AMOLED-Displays bezahlen Käufer nicht nur mit harten Euro (100 Euro Aufschlag im Vergleich zur Fenix 7 Sapphire Solar), sondern auch mit Akkulaufzeit. Laut Garmin beträgt die Ausdauer im Smartwatch-Modus bis zu 16 Tage und 6 Tage mit aktiviertem Immer-an-Modus. Im GPS-Modus ist die Rede von bis zu 42 Stunden beziehungsweise 21 Tagen im Batteriesparmodus. Diese Angaben erscheinen realistisch. Im Test erreichte die Epix mit eingeschaltem Immer-an-Bildschirm knapp 6 Tage, ohne stolze 15 Tage. Im voreingestellten GPS-Modus (ohne Multiband) sind mehr als 30 Stunden Ausdauer realistisch. AMOLED hin, AMOLED her, das sind für eine Smartwatch sehr gute Werte. Die Fenix 7 hält allerdings noch viel länger durch.

Epix: 1.000 Euro wert?

Was unterscheidet nun eine 1.000 Euro teure Garmin Epix von einer empfehlenswerten Mittelklasse-Smartwatch wie der Huawei Watch GT 3 für 250 Euro? Klar, bessere Materialqualität. Aber auf den ersten Blick sind die funktionalen Unterschiede gering. Beide verfügen etwa über ähnliche Sensoren und eine App für die Einstellungen und zum Auswerten der aufgezeichneten Daten. Eine Smartwatch wie die Epix bietet aber von allem ein wenig mehr.

Mehr Erweiterungsmöglichkeiten: Dank Ant+ und speziellen Bluetooth-Modi lassen sich jede Menge Fitnessgeräte mit der Uhr koppeln, zum Beispiel Rudergeräte, Smarttrainer und Brustgurte für eine noch genauere Pulsmessung. Dazu kommen die vielen Produkte aus der Garmin-Welt, wie koppelbare Körperwaagen, Wattmesser fürs Fahrrad oder weitere Sensoren.

Trainingsbelastung Garmin
Solche ausgefeilten Trainingsanalysen gibt es aktuell nur bei Garmin. © IMTEST

Mehr Daten: Im Vergleich zu günstigeren Modellen bietet Garmin bei seinen Topmodellen noch mehr Daten, die leistungsorientierte Sportler nach vorne bringen, allen voran die Informationen rund um Trainingszustand und Belastungssteuerung. Und: Die Angaben rund um Trainings Effekt, Kalorienverbrauch und Regeneration erscheinen aufgrund der Erfahrung von Garmin realistischer.

navigation auf der Smartwatch
Fast so gut wie auf dem Smartphone: Die Navigationsfähigkeiten der Epix sind erstaunlich. © IMTEST

Mehr Navigation: Garmin ist ein Navigationsspezialist. Diese Expertise zeigt sich auch auf der Epix, die die besten Karten- und Navigationsfunktionen bietet, die man auf einer Smartwatch finden kann. Auf der Uhr (nur Sapphire-Versionen) befinden sich neben globalem Kartenmaterial zusätzlich Karten für mehr als 42.000 Golfplätze und 2.000 Skigebiete auf der ganzen Welt. Diese Karten ermöglichen Navigation direkt über die Smartwatch: So ist es möglich, spontan über die Uhr zu navigieren sowie Routen vorab zu erstellen und auf die Uhr zu übertragen. Obendrein haben Träger die Wahl aus Turn-by-Turn-Navigation, Kartenansicht und Funktionen wie “Zurück zum Start” und „ClimbPro“ für Läufe im hügeligen Terrain inklusive Echtzeitinfos zu Steigung, Entfernung und Höhengewinn. Die Qualität der Navigation entspricht hinsichtlich Detailgrad, Bedienung und Funktionen der Fenix-Reihe von Garmin, mit dem Vorteil der besseren Erkennbarkeit durch das AMOLED-Display.

Das neue Garmin-Flaggschiff
Einzigartiger Look, einzigartige Funktionen: Die Epix zählt zweifellos zu den fortschrittlichsten Smartwatches auf dem Markt. © IMTEST

Sprich: Wer nur ab zu Sport treibt und seine WhatsApp Nachrichten am Handgelenk lesen möchte, braucht weder eine Fenix 7 noch eine Epix 2. Wer aber gerne das Beste vom Besten hat, in Sachen Trainingsanalyse- und Planung nach dem derzeit ausgefeiltesten System verlangt und die einzigartigen Navigationsfunktionen zu schätzen weiß, macht mit dem Kauf einer derart hochpreisigen Smartwatch nichts falsch.

Fazit

Bei der Garmin Epix handelt es sich im Wesentlichen um eine Fenix 7 mit einem Farbbildschirm. Käufer müssen sich also entscheiden, ob sie mehr Wert auf ein schickes Display oder eine möglichst lange Akkulaufzeit legen. Unabhängig von den übersichtlichen Fortschritten hinsichtlich Funktionalität, zählt die Epix zur absoluten Elite im Sport- und Outdoor-Bereich. Sie verfügt über einen großartigen Bildschirm, erstklassige (und zum Teil einzigartige) Fitness- und einmalig gute Navigationsfunktionen. Trotzdem erscheint der Preis unverhältnismäßig hoch.  

  • PRO
    • Klasse Bildschirm, viele Funktionen, robust.
  • KONTRA
    • Sportlicher Preis, keine neuen smarten Funktionen.

IMTEST Ergebnis:

gut 1,9

Nils Matthiesen

Testet als freier Mitarbeiter für IMTEST schwerpunktmäßig IT-Produkte, wie Notebooks und Computerzubehör. Auch Wearables, wie Sportuhren und Ohrhörer gehören in sein Test-Repertoire. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Nils Matthiesen als Technik-Journalist: Anfangs als fester Redakteur beim Computerverlag Data Becker (u.a. PC Praxis), später als selbständiger Journalist für Verlage wie Axel Springer (Computerbild), Spiegel und Handelsblatt. Neben Technik nimmt vor allem Sport viel Raum im Leben des Familienvaters ein. Sie erreichen ihn via E-Mail.