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Wasser-Testkits von Ivario im Test: Wie sauber ist das Trinkwasser?

IMTEST hat die Testkits ausprobiert und den Hersteller besucht.

Person hält ein Glas unter einem laufenden Wasserhahn.
© bublikhaus / Freepik, Ivario

Leitungswasser ist eines der am besten kontrollierten Lebensmittel in Deutschland. Wer Wasser aus dem Hahn trinkt, kann sich in der Regel sicher sein, dass dieses genießbar ist und nicht krank macht. Doch der Wasserversorger kann die Wasserqualität nur bis zu einem bestimmten Punkt unter Kontrolle halten. Die letzten Meter bis in die eigene Küche oder ins Bad sind hingegen kritische Zone. In sehr alten Häusern können sich noch Bleirohre befinden, Ablagerungen können sich auch in Kunststoffrohren bilden und wie sauber der eigene Wasserhahn ist, obliegt jedem selbst. Außerdem können sich hier im ungünstigsten Falle Stoffe aus dem Material des Hahns lösen. Daher kann es in kritischen Fällen sinnvoll sein, die Trink- oder Duschwasserqualität zu überprüfen. Wer gerade Nachwuchs im Haus hat oder immungeschwächt ist, möchte vielleicht ganz sicher gehen, dass alle vorgeschriebenen Grenzwerte eingehalten werden. Auch im Ferienhaus oder einem länger leerstehenden Gebäude kann eine Überprüfung sinnvoll sein.

Für all diese Fälle und natürlich auch für all jene, die einfach neugierig sind, gibt es Wasser-Testkits zu kaufen. Diese gibt es als Stäbchen oder Pulver für zu Hause, aber auch eine professionelle Laboranalyse kann man in Testkit-Form erwerben. Letztere Testsets bietet vor allem der Hersteller Ivario in verschiedenen Varianten an. IMTEST hat das “Mini”- und das “Premium”-Wasser-Testkit ausprobiert und das Analysenlabor der Firma besucht.



Der Unterschied zwischen den verschiedenen Trinkwasser-Testpaketen von Ivario besteht darin, wie viele Messwerte im Labor erhoben werden. Beim Mini-Testkit werden 8 Prüfwerte erfasst, beim Premium-Kit hingegen ganze 50. Dafür kostete das kleine Set auf der Hersteller-Webseite zum Testzeitpunkt aber auch nur 39 Euro, während der Preis für das große Kit bei rund 200 Euro lag. Dementsprechend fallen auch der Lieferumfang und die Proben-Entnahme zuhause unterschiedlich aus.

Trinkwasser-Testkit: So funktioniert das Mini-Set von Ivario

Für die Probennahme muss man bei beiden Sets zunächst den gewünschten Wasserhahn vorbereiten. Bevor man das Probenfläschchen mit Wasser füllt, soll beispielsweise mehrere Stunden kein Wasser gelaufen sein. Und das nicht nur an dem einen Wasserhahn, sondern gleich im ganzen Haus beziehungsweise in der ganzen Wohnung eines Mehrfamilienhauses. Im Alltag ist das eine Herausforderung, weswegen es sich empfiehlt, gleich morgens nach dem Aufstehen eine Wasserprobe abzufüllen. Dann standen alle Leitungen über Nacht still und eine Art Worst-Case-Szenario für die Wasserprobe ist hergestellt.

Anschließend soll der Perlator am Wasserhahn entweder gereinigt oder abgeschraubt werden, um das Trinkwasser ins Probengefäß abzufüllen.

Eine Hand hat den Perlator eines Wasserhahn abgeschraubt und hält ihn in die Kamera.
Der Perlator sollte vor der Probennahme gesondert gereinigt oder entfernt werden. Sonst kann er das Ergebnis der Untersuchung verfälschen. © IMTEST

Im Falle des Mini-Testkits war es das dann auch schon. Das Wasserfläschchen kann zurück in den Karton gelegt und dieser zugeklebt werden. Mithilfe einer Proben-ID, die auf einer Postkarte beiliegt, lässt sich die Probe auf der Ivario-Webseite registrieren und ein Versand-Etikett erstellen. Per Post geht die Wasserprobe dann direkt ins Labor und wird dort auf 8 Laborwerte untersucht. Abgefragt werden hier Schwermetalle wie Blei, Nickel und Kupfer sowie sogenannte Härtebilder wie Calcium und Magnesium. Außerdem werden der pH-Wert, die Gesamtwasserhärte und die Leitfähigkeit der Wasserprobe gemessen.

Mit der beiliegenden Proben-ID lässt sich die Wasserprobe im Internet registrieren und ein Versand-Etikett ausdrucken. © IMTEST

Ivarios Premium-Testkit im Test

Beim Premium-Kit ist die Sache noch etwas aufwendiger. Denn hier wird nicht nur die Trinkwasserqualität – beispielsweise aus dem Wasserhahn in der Küche –, sondern auch das Duschwasser untersucht. Hier können sich im ungünstigsten Falle nämlich Legionellen sammeln – Bakterien also, die zu schwerem Fieber und/oder einer Lungenentzündung führen können, wenn sie in die Lunge geraten. Wer hier Sorge hat, kann das Duschwasser mit dem Premium-Testkit von Ivario überprüfen. Hierfür muss warmes Wasser aus der Dusche entnommen werden – am besten schraubt man dafür den Duschschlauch samt Duschkopf ab und entnimmt das Wasser direkt aus der Armatur an der Wand. Mit einem beiliegenden Sticker lässt sich die Warmwasserprobe zudem kennzeichnen, denn sie kommt gemeinsam mit den anderen Probenfläschchen und einem mitgelieferten Kühlakku in eine isolierende Verpackung. Hier ist es wichtig, bereits am Abend vorher daran zu denken, den Kühlakku ins Eisfach zu legen.

Eine Hand hält ein weißes Plastik-Fläschchen mit blauem Deckel sowie einem Sticker mit der Aufschrift "Ivario Legionella".
Der Sticker sorgt dafür, dass das Analysenlabor die Warmwasser-Probe von den anderen Gefäßen unterscheiden kann. © IMTEST

Die Kühlverpackung ist deswegen wichtig, weil das Labor die Wasserproben aus dem Premium-Testkit nicht nur auf Schwermetalle, Mineralstoffe und Härtebildner sowie stickstoffhaltige Parameter überprüft, sondern auch auf Bakterien und Keime. Damit diese sich nach der Probennahme zuhause nicht übermäßig vermehren und das Ergebnis verfälschen, kühlen die Eispacks die Wasserproben während des Post-Versands.

IMTEST zu Besuch im Ivario-Analysenlabor

Um besser zu verstehen, was nach dem Versand mit den Wasserproben passiert, durfte IMTEST das chemische Analysenlabor in Pinneberg bei Hamburg besichtigen. Hier kommen jeden Tag dutzende Proben aus ganz Deutschland an, die für Ivarios Kundschaft untersucht werden.

Sehr viele Flaschen mit blauem Deckel und unterschiedlich farbigen Flüssigkeiten darin stehen auf einem Tisch.
Verschiedenste Ivario-Probenfläschchen warten an jeder Station des Analysenlabors auf die chemische Untersuchung. © IMTEST

Damit sich jede Probe zweifelsfrei identifizieren und zuordnen lässt, erhalten die Kunststoff-Flaschen bei Ankunft einen Aufkleber mit einem einzigartigen Barcode und Nummer. Im Computersystem ist dann hinterlegt, welche Analysen bei der jeweiligen Trinkwasserprobe durchzuführen sind und an welche Kundin oder welchen Kunden die Ergebnisse am Ende gehen sollen.

Eine geöffnete Pappschachtel mit einer gefüllten Probenflasche stehen auf einem weißen Tisch. Daneben ist ein weiteres Probengefäß mit einem Barcode-Sticker darauf sowie ein Übersichtsblatt mit einer Tabelle. Eine Hand hält einen weiteren Sticker mit Strichcode in die Kamera.
Der Barcode und die zugehörige Nummer sichern im Laboralltag, dass die einzelnen Proben immer zweifelsfrei identifiziert werden können. © IMTEST

Anschließend werden die Probengefäße in die verschiedenen Analysen-Räume verteilt, sodass alle gewünschten chemischen und mikrobiologischen Untersuchungen vorgenommen werden können. Abgesehen von den Trinkwasser-Proben aus dem Haushalt, kann man von Ivario auch Analysen von Brunnenwasser oder Bodenproben bestellen. Auch auf Asbest und Schimmel an beziehungsweise in Wänden kann man mit den entsprechenden Testkits testen.

Ein runder Ständer mit sehr vielen Reagenzgläsern steht auf einer Arbeitsfläche in Laborumfeld. Die Probenaufnahme erfolgt hinter einer grünen Plastikscheibe und führt dann über Schläuche in den Flüssigkeits-Chromatographen.
Je nach Umfang des Testkits kommen die Proben in unterschiedliche Analysen – beispielsweise wird mit der Flüssigchromatographie nach Schwermetallen gesucht. © IMTEST

Für Camping-Fans könnte es auch interessant sein, die Wirksamkeit von Wasser-Aufbereitungstabletten, -Filtern oder anderen Camping-Gadgets zu überprüfen. Auch Personen, die zuhause einen Wasserfilter verwenden, können die viel diskutierte Gefahr für eine erhöhte Keimbelastung überprüfen lassen.

Die Testergebnisse: Komplizierte Werte einfach erklärt

Während die meisten Messgeräte im Analysenlabor als Ergebnis eine Kurve mit verschiedenen Zickzacklinien und Vergleichswerten ausgeben, sind die Ergebnisse, die Ivario an die Kundschaft versendet, deutlich einfacher zu verstehen.

Ein Auszug aus dem Ergebnisblatt von Ivario.
Erfüllt ein Messwert der eingesendeten Trinkwasserprobe die gesetzlichen Anforderungen, gibt Ivario grünes Licht. © Ivario, IMTEST

Dank des vorgenommenen Vergleichs von gemessenem Wert in der Probe und gesetzlichem Grenzwert auf einer Skala sowie der farblichen Markierung besteht nicht mehr viel Interpretationsbedarf: Grün bedeutet unbedenklich, rot hingegen Handlungsbedarf. Außerdem steht noch einmal eine Bewertung für jeden Messwert dabei, im Idealfall ein “OK” mit grünem Haken. Überschreitet ein Messwert aber den Grenzwert, findet sich hier ein “Wert zu hoch” mit einem roten Kreuz und auch das Analysenergebnis auf der Skala ist rot hinterlegt. Zudem steht ein ausführlicher Hinweis dabei, wie es zu dem hohen Messwert kommen kann und was man dagegen tun sollte.

Beispiel eines zu hohen Messswertes – hier: die Gesamtkeimzahl bei 22 °C. Es sind Hinweise gegeben, wie das Problem zu beheben ist.
Ist ein Wert hingegen zu hoch, sieht das Auswertungsblatt rot. Dann gibt es für die Kundin oder den Kunden Hinweise zur möglichen Ursache und Fehlerbehebung. © Ivario

Ein Nachteil der Testkits ist allerdings, dass Käuferinnen und Käufer ein paar Tage auf die Testergebnisse warten müssen. Je nach Testumfang kann die Analyse 3 bis 14 Werktage dauern. Bei Testkits, die zuhause selbst durchgeführt werden können, erhält man das Ergebnis hingegen direkt. Dafür ist es aber auch weniger aussagekräftig als die professionelle Laboranalyse.

Fazit

Die Trinkwasser-Testkits von Ivario kommen mit einer gut beschriebenen Anleitung, die einfach zu befolgen ist. Gerade beim Premium-Testkit ist die Probennahme allerdings auch etwas aufwendiger, da nicht nur mehrere Stunden zuvor kein Wasser im Haushalt gelaufen sein soll, sondern auch mehrere Fläschchen an unterschiedlichen Wasserhähnen befüllt werden müssen. Außerdem ist an den Kühlakku zu denken, der bereits am Vortag ins Gefrierfach muss.

Die Registrierung der Wasserprobe und das Ausdrucken des Versand-Etiketts war im Test einfach und ging schnell vonstatten. Besonders gut gefiel IMTEST die professionelle Laboranalyse der Trinkwasserproben durch ein akkreditiertes Labor für Umweltanalytik und die dennoch einfache Aufbereitung der Testergebnisse. Dank der Skala, der Farbcodierung und der Bewertung mit “OK” oder “Wert zu hoch” können auch Laien verstehen, was die Laborwerte bedeuten. Durch die Analyse im professionellen Labor müssen Käuferinnen und Käufer allerdings auch einige Tage auf die Testergebnisse warten und die Testkits sind vergleichsweise hochpreisig.

  • PRO
    • Professionelle Laboranalyse des Trinkwassers, Anleitung gut verständlich, Ergebnisse einfach aufbereitet.
  • KONTRA
    • Zum Teil aufwendige Probennahme, vergleichsweise hochpreisig, Ergebnisse erst nach mehreren Tagen bis Wochen.

Autorinnen-Foto von Dr. Lotta Kinitz in Farbe.

Dr. Lotta Kinitz schloss 2016 ihren Bachelor of Science an der HAW Hamburg ab. Anschließend absolvierte sie in Bonn den Master in Lebensmitteltechnologie und promovierte im Fachbereich für Haushaltstechnik. Ihre Doktorarbeit schrieb sie über mögliche Verbesserungen der Norm zur Prüfung von Geschirrspülmaschinen, um diese relevanter für Verbraucherinnen und Verbraucher zu machen.

Bei IMTEST ist sie seit 2022 ebenfalls vor allem dafür zuständig, dass unsere Produkttests wissenschaftlich, aber auch nachvollziehbar und relevant ablaufen. Dabei testet sie selbst mit Vorliebe alles, was im Haushaltsbereich zu finden ist: Von Küchenmaschinen, über Saugroboter und andere ‚smarte‘ Home-Geräte bis hin zu Waschtrocknern, Backöfen und Kaffeevollautomaten kommt bei ihr alles unters kritische Prüferinnen-Auge. Um stets auf dem Laufenden über Neuerungen zu bleiben, ist sie zudem Mitglied des Fachausschusses für Haushaltstechnik in der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft.

Ihre Ausbildung sowie ihre derzeitige, nebenberufliche Tätigkeit als Lehrbeauftrage für Haushaltstechnik und Physik an der HAW Hamburg geben ihr zudem die Grundlage für die Position der IMTEST-Expertin für Energiethemen, wie Balkonkraftwerke und mobile Powerstations.