Spätestens seit Samsung den Galaxy Ring auf den Markt gebracht hat, sind Smart Rings auch in Deutschland als Wearable angekommen. Die Ringe wollen ähnliche Funktionen wie Smartwatches und Fitnesstracker bieten, dabei aber unauffällig wie ein Schmuckstück am Finger sitzen. Nach dem Gen3*, den IMTEST bereits getestet hatte, hat Marktführer Oura nun sein neuestes Premium-Produkt präsentiert: Den Oura Ring 4. IMTEST hat auch diesen Ring genau unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse finden Sie in diesem Artikel.
Alle weiteren Smart Rings der IMTEST-Testreihe gibt es dagegen unter diesem Link.
Die besten Smart Rings 2024: Wer kann Oura schlagen?
IMTEST hat aktuelle Smart Rings getestet. Mit welchem Modell am Zeigefinger hat man die Gesundheit und Fitness zuverlässig im Blick?
Produktdetails
- Preis: ab 399 Euro
- Gewicht: 3,3 bis 5,2 Gramm
- Ring-Größen: US-Größen 4 bis 15
- Farben: Silver, Black, Brushed Silver, Stealth, Gold, Rose Gold
- Garantie: 1 Jahr
Smart Rings: Das sind die Testkriterien
Im Praxistest bei IMTEST werden der Tragekomfort und die Verarbeitung von Smart Rings gründlich unter die Lupe genommen. Entscheidend für die Bewertung ist daneben, welche Aktivitäts- und Gesundheitsdaten die Ringe aufzeichnen können und wie akkurat sie dabei sind. Auch die Akkulaufzeit wird bewertet: Wie lange hält ein Ring durch, der den ganzen Tag Daten sammelt?
Anders als Smartwatches oder Fitnesstracker können Smart Rings ihre ermittelten Werte nicht selbst anzeigen. Um die Daten und deren Auswertung einzusehen, benötigt man stets die zugehörige App auf dem Smartphone. Daher testet IMTEST auch die App: Wie leicht ist diese zu bedienen? Inwieweit wertet sie die gemessenen Daten aus? Wird im Ernstfall ein Notruf abgesetzt? Zu guter Letzt analysiert IMTEST, ob für das Funktionieren der App eine kostenpflichtige Mitgliedschaft nötig ist und ob der Hersteller ein Größenprobier-Set anbietet.
Ring 4: So trägt sich der Smart Ring
Der Oura Ring 4 wiegt je nach gewählter Größe zwischen 3,3 und 5,2 Gramm, was verglichen mit anderen aktuellen Smart Rings eher schwer ist. Der RingConn Gen 2 kommt hier nur auf zwei bis drei Gramm. Mit einer Breite von 7,9 Millimetern und einer Dicke von 2,88 Millimetern ist er zudem ein ganzes Stück größer als der Ring von RingConn* (6,8 Millimeter breit, zwei Millimeter dick). Das spürt man am Finger, da sich beispielsweise beim Händewaschen deutlich mehr Wasser unter dem Ring sammelt und dieses schwerer von selbst trocknet. Es empfiehlt sich daher, den Ring beim Waschen oder zumindest beim Abtrocknen abzunehmen, um die sensible Haut an der Handinnenfläche zu schützen.
Abgesehen davon ist der Ring aber sehr hochwertig verarbeitet. Er besitzt zwar eine fühlbare Rille zwischen der inneren und äußeren Schicht, die es etwa beim Samsung Galaxy Ring nicht gibt. Doch der Oura Ring 4 enthält ebenfalls keine scharfen Kanten, an denen man sich schneiden könnte.
Das ist wichtig, denn um Gesundheits- und Fitness-Daten möglichst akkurat zu erfassen, sollten Smart Rings am Zeigefinger getragen werden, was für viele Menschen zunächst ungewöhnlich ist. Außerdem sollte man die Ringe auch in der Nacht tragen, damit die Geräte den Schlaf tracken und dauerhaft Werte aufzeichnen können. Wichtig ist desweiteren, dass die Sensoren der Ringe auf der Handinnenfläche des Fingers anliegen. Hier ist die Haut am dünnsten.
Damit man stets weiß, ob der Ring richtig sitzt, hat der Ring 4 außen eine kleine sichtbare und fühlbare Einkerbung, die an der Handinnenfläche sitzen muss. So kann man den richtigen Sitz schnell wieder herstellen. Bei anderen Ringen gibt es eine solche Hilfestellung häufig nicht.
Ebenfalls positiv: Um bei der Bestellung genau zu wissen, welche Größe man benötigt, bietet Oura beim Kauf vorab ein kostenloses Größenprobier-Set an. Die Größen auf der Webseite sind dabei in den US-Standard-Größen von vier bis 15 angegeben. Im Gegensatz zum Gen3 verzichtet Oura bei diesem Modell auf innenliegenden Erhöhungen für die Sensoren. Bei dem aktuellen Ring ist alles flach verbaut. Dennoch kann die Größe gegenüber klassischen Ringen abweichen, sodass es sinnvoll ist, das Größenprobier-Set anzufordern.
Gesundheitswerte im Blick
Ein wichtiger Grund für den Kauf eines Smart Rings sind die Gesundheitswerte, die dieser aufzeichnen kann. In der zugehörigen App lässt sich dann einsehen, wie sich unter anderem die Herzfrequenz im Laufe des Tages verändert hat. Der Ring 4 bietet den Nutzern in diesem Testpunkt viele trackbare Werte. So ermittelt er die Herzfrequenz, die Herzfrequenzvariabilität, die Blutsauerstoffsättigung, die Körpertemperatur und das Stresslevel. Zudem beweist der Ring im IMTEST-Labor, dass er sehr genau misst: Beim Puls gibt es keinerlei Abweichung im Vergleich zum selbst-gemessenen Wert.
Durch die Messung der Blutsauerstoffsättigung kann der Smart Ring etwa feststellen, ob die Träger an nächtlichen Atemstörungen leiden. Außerdem kann dieses Modell den weiblichen Zyklus überwachen und den Schlaf sowie in der Nacht die Atmung tracken. Im Gegensatz zu einigen Smartwatches und Fitnesstrackern kann der Oura Ring 4 jedoch nicht den Blutdruck messen oder einen EKG durchführen. Beide Funktionen bieten allerdings auch die Ringe von Samsung und RingConn nicht.
Diese Werte werden beim Sport erfasst
Für die Sportarten Laufen im Freien, Radfahren im Freien, Gehen, Indoor-Laufen und Indoor-Radfahren kann man in der Oura-App (für iOS und Android) einen Sport-Modus starten. Damit kann man sich in der App fortlaufend die Herzfrequenz anzeigen lassen. Verglichen mit Fitnesstrackern und Smartwatches ist das eine sehr kleine Auswahl, hier sind 50 verschiedene Sport-Modi nicht unüblich.
Zudem erkennt der Oura Ring 4 selbstständig Aktivitätsphasen, allerdings nicht deren Art. Hier muss der Nutzer im Anschluss in der App eine von 84 möglichen Sportarten auswählen, damit die Aktivität richtig gespeichert wird. Dann zeigt die App nicht nur Datum, Uhrzeit und Dauer der sportlichen Betätigung, sondern auch etwa den Kalorienverbrauch, die durchschnittliche Herzfrequenz und die Zeit in den einzelnen Herzfrequenzzonen.
Abgesehen von den Trainings-Modi werden bei Oura über den Tag hinweg auch weitere Aktivitätsdaten festgehalten. So erfasst der Ring durchgehend die Kalorien, die Schritte, die vergleichbare Gehstrecke und die Inaktivitätszeit. Ingesamt ermittelt der Ring 4 in diesem Testpunkt jedoch weniger Daten als der Galaxy Ring von Samsung.
So testet IMTEST Smart Rings
Smart Rings sind der neueste Trend im Bereich der Gesundheits- und Fitnesstracker. Wie diese bei IMTEST getestet werden, erklärt der Artikel.
Oura: Das kann die App
Damit die ermittelten Werte auch gut genutzt werden können, bereitet die Oura-App die Daten in verschiedenen Interpretationen auf. So gibt die App eine umfassende Tagesform, einen Schlafwert, eine Aktivitätsbewertung und einen Stresswert aus. In dem Reiter “Vitalwerte” sind die einzelnen Werte dabei anschaulich aufgelistet. Mit einem Klick auf die einzelnen Bereiche kann man hier jeweils mehr erfahren und die Herzfrequenz auch direkt messen lassen.
Daneben gibt es einen dynamischen Reiter für “Heute”, in dem auch Aktivitäten hinzugefügt werden können, und einen für “Meine Gesundheit”, in dem langfristige Messparameter wie Resilienz und Herzgesundheit aufgeführt werden. Etwas unübersichtlich wird die komplett deutschsprachige App durch das zusätzliche Menü (drei Striche oben links), in dem man beispielsweise ebenfalls zu den Trends, aber auch zum Nutzerprofil gelangen kann. Als Trainingsmaterial bietet die App Einschlaf-Audios, Atemübungen, Meditations-Audios und Lern-Videos zu gesundheitlichen Themen. Workout-Videos gibt es dagegen nicht. Zur Motivation sendet die Oura-App Push-Benachrichtigungen. Außerdem kann man sich mit anderen Nutzern vernetzen und sich ein übergeordnetes Ziel wie “Stress bewältigen” setzen.
Ein echter Kritikpunkt ist das Abo-Modell zu dem Oura seine Mitglieder zwingt, um Zugriff auf alle Werte und Dateninterpretationen zu haben. Bei keinem anderen getesteten Smart Ring entstehen nach dem Kauf des Rings weitere Kosten für die Nutzung der App. Bei Oura ist demgegenüber nur der erste Monat kostenlos. Anschließend kostet die Mitgliedschaft 5,99 Euro im Monat oder 69,99 Euro im Jahr. Statt 399 Euro kostet die günstigste Variante des Ring 4 daher in Wirklichkeit mindestens 464,89 Euro im ersten Jahr.
Smart Ring: Gute Akkulaufzeit
Ebenfalls in der App einsehbar ist der Akkustand des Rings. Bei IMTEST hält das Modell von Oura dabei 6,75 Tage durch, was einer guten Note entspricht. An den Spitzenwert des RingConn Gen 2 von elf Tagen kommt dieses Wearable jedoch bei weitem nicht heran. Anders als der Gen 2 und der Galaxy Ring von Samsung besitzt der Oura Ring 4 auch kein Ladecase, das über einen eigenen Akku verfügt, um mobiles Aufladen ohne Stromanschluss zu ermöglichen. Schade ist darüber hinaus, dass sich die App im Fall eines Sturzes des Ring-Nutzers nicht mit der SOS-Funktion des Telefons verbinden kann, um einen Notruf abzusetzen. Zudem verfügt der Oura Ring nicht über eine Touch- oder Gesten-Funktion, um Aktionen auf dem Smartphone wie Fotografieren oder das Ausschalten eines Alarms auszulösen.
Fazit
Der Oura Ring 4 misst viele Gesundheitswerte, bietet eine sehr hohe Puls-Messgenauigkeit und erfasst recht viele Aktivitätsdaten. All diese Daten stellt Oura zusammen mit einigem Trainingsmaterial und den vielfältigen Dateninterpretationen wie der Tagesform, dem Schlafwert, der Aktivitätsbewertung und dem Stresswert in der App zur Verfügung. Diese ist jedoch nicht komplett intuitiv zu bedienen und zudem anders als bei den anderen Anbietern kostenpflichtig. Der Ring selbst ist sehr hochwertig verarbeitet und recht angenehm zu tragen. Allerdings ist er nicht der dünnste und leichteste verfügbare Smart Ring. Positiv hervorzuheben ist jedoch das kostenlose Größenprobier-Set, das Oura seinen Käufern vorab anbietet. Auch die Akkulaufzeit ist mit 6,75 Tagen im Test gut, aber nicht außergewöhnlich hoch.
IMTEST Ergebnis:
gut 2,1
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