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Xbox Wireless Headset im Test: Understatement mit gutem Klang für unter 100 Euro

Das X-Box Wireless Headset, passend zur Serie S/X-Generation, im Test.

Zwei XBox Wireless Headsets vor dem Verpackungskarton
© IMTEST

Beim Kauf der neuen Series S/X-Generation sucht der Xbox-Gamer nicht selten nach einem passenden Headset. Den Markt will Microsoft nicht ganz den Headset-Monolithen wie Steelseries, Logitech oder Beyer Dynamics überlassen. Deshalb ging Microsoft 2021 mit dem „Xbox Wireless Headset“ für 99 Euro ins Rennen. Im schlichten Design mit nur zartgrünen Xbox-Akzenten will es die Brücke zwischen Edel und Gaming schlagen. Wie es sich an der Xbox Series X, dem PC und bei Musik und Filmen gegen etablierte Headsets und auch die direkte Konkurrenz von Sony schlägt, verrät der Test. 

Technische Daten des Xbox Wireless Headset

Preis: 99,99 Euro  
Gewicht: 312 Gramm 
Treiber: 40 mm Neodymium 
Typ: Wireless mit Kabeloptionen (USB-C,  
Verbindung: Xbox Wireless Adapter (separat erhältlich), USB-C, Bluetooth 4.2 
Garantie: 24 Monate 
Tonfrequenzbereich: 15-28.000Hz 
Mikrofonfrequenzbereich: 50-16.000 Hz 
Impedanz: 50 Ohm 

Design, Komfort und Verarbeitung des Headsets

Das Xbox Wireless Headset spielt schon beim Auspacken in einer anderen Liga: Die schlichte, zurückhaltende Optik wird von einer guten Verarbeitung begleitet. Kann es mit den Premium-Modellen von Steelseries oder B&O Headset, die mit Aluminium-Elementen und Echtleder Luxusflair vermitteln, mithalten? Nicht ganz. Das muss es auch nicht. Selbst ohne diese preistreibenden Elemente wirkt das Xbox Wireless Headset auf seine schlichte Weise edel und versprüht ein gewisses Understatement.  

Das Faux-Leder ist bequem, sorgte aber im Test nach rund 2 Stunden Spielzeit für etwas Schweißbildung. Dies tritt bei Stoffpolstern nicht auf. Was IMTEST gut gefallen hat ist der komfortable Sitz. Er ist dem im Vergleich zu anderen Headsets höheren Gewichts von 312 Gramm geschuldet.  

Das Xbox Wireless Headset
Das Kunstleder sorgte schon nach kürzester Zeit für heiße und etwas feuchte Ohren. © Xbox

Einrichtung, Bedienung & Akkulaufzeit des Xbox Wireless Headset

Mit einem etwas wackelig aussehenden, grünen Stift, den man mehrere Sekunden gedrückt hält, findet die Koppelung mit nahezu allen Geräten statt. Ob PC, Xbox oder Smartphone – die Bluetooth-Verbindung funktionierte überall und störungsfrei. Doch die Klangqualität bei Bluetooth lässt nach. Zudem ist eine geringfügige Latenz hörbar. Hier sollte man direkt zum leider nicht mitgelieferten Xbox Wireless Adapter greifen. Dieser ist neben dem Headset auch für die Koppelung mit Xbox (Elite) Controller zuständig.  

Der Grüne Stift (Ein-/Aus-Schalter) des Headsets
Ein etwas deplatziert wirkender grüner Stift dient als Ein-/Aus-Schalter, zur Koppelung und zum schnellen Umschalten zwischen Xbox Wireless Adapter oder Bluetooth. © Xbox/IMTEST

Das Xbox Wireless Headset lässt sich mit insgesamt einem Bluetooth-Gerät und einer Xbox bzw. dem Xbox Wireless Adapter für PCs (der nochmals rund 20 Euro kostet) koppeln. Zwischen ihnen wird dann hin- und her geschaltet. Mehrere Bluetooth-Verbindungen sind nicht möglich. Leider unterstützt das Headset nur Bluetooth 4.2. Die Soundqualität wird dadurch einschränkt – am besten bleibt man bei der Verbindung über den Wireless Adapter. 

Microsoft meinte es mit dem Titel „Wireless“ recht ernst: Statt eines oftmals zusätzlich verbauten 3,5mm-Klinkenanschlusses gibt es beim Xbox Wireless Headsets nur noch die Möglichkeit per USB-C eine kabelgebundene Verbindung aufzubauen. Das mitgelieferte Kabel ist allerdings 40 cm lang und somit ausschließlich zum Laden und nicht zum Spielen verwendbar. Über das Kabel oder per Xbox Wireless Adapter wird das Headset dann auch von der Xbox Zubehör-App erkannt. Dort kann man weitere Funktionen auswählen: 

Die Sound-Einstellungen des Xbox Wireless Headset
Schon in der Standardeinstellung klingt der Bass der App recht satt: Der angebotene „Bass Boost“ sollte nicht angefasst werden – er klingt zu stark. Die Equalizer-Einstellung „Film“ klingt übrigens auch für Musik und Spiele meist etwas ausgewogener als die standardmäßig verwendete „Spiele“-Einstellung.

Ebenso minimalistisch gibt sich die Bedienung. Sie zählt zu den intuitivsten und besten des gesamten Testfeldes: Die linken und rechten Ohrmuscheln bieten jeweils drehbare Räder, mit denen sich Mikrofonlautstärke (links) und Audiolautstärke (rechts) regeln lassen. Möchte man den Ton leiser drehen, greift man einfach ans rechte Ohr und dreht. Somit entfällt das sonst übliche Herantesten an die Plus-/Minusknöpfe. Das ist einfach wie genial.  

der Drehregler an der Ohrmuschel des Headsets
Genial und intuitiv: Die Drehregler an den Ohrmuscheln rechts und links steuern Lautstärke für Mikrofon und Ton. © Xbox/IMTEST

Das Mikrofon hat IMTEST im Vergleich zu anderen Headsets, wie dem im Bild oben zu sehenden und sehr auffälligen Arm von Logitech, sehr gut gefallen: Es ist zurückhaltend und sehr steif. Mit einem einfachen Knopfdruck am unteren Rand lässt es sich stumm schalten.  

Taste am Headset, um die Töne stumm zu schalten
Schluss mit Plauderei: Mit einer Taste am unteren Rand des Kopfhörerarms schaltet man Töne stumm.

Das Headset hält im Akkubetrieb bei 75% Lautstärke satte 19 Stunden und 21 Minuten durch. Das ist deutlich länger als die von Microsoft versprochenen 15 Stunden. Das kann nicht mit der teureren Konkurrenz mithalten, die oft über 30 Stunden lang durchhalten, ist aber völlig ausreichend. Da USB-C-Kabel mittlerweile immer mehr Verbreitung finden, ist das Headset aber auch flott am Laptop oder der Xbox angestöpselt und ist in rund 2 ½ Stunden wieder voll aufgeladen.

Tonqualität: Feine Soundbühne, mächtig Bass

Vergleicht man das Microsoft Headset mit dem direkten Konkurrenten von Sony wird schnell klar, wer die Nase vorne hat. Das Xbox Wireless Headset klingt ausgewogener. Auch wenn der Bass, wie so oft im Preisfeld unter 150 Euro, etwas zu stark drückt, so ertränkt er weder Stimmen noch die Soundkulisse. Wie auch bei vielen anderen Headsets gilt auch hier: Die kostenpflichtige Dolby Atmos-App sorgt für hörbar räumlicheren und druckvolleren Klang. Dennoch funktionierte bei Spielen wie CS: GO das Orten nicht wirklich besser.  

Wird die Dolby Atmos-App zugeschaltet, erhöht sich die Räumlichkeit abermals. Die gesamte Kulisse wirkt feiner differenziert. Unser Eindruck:  

  • GO): Schon im Stereobetrieb klingen beide Spiele, sowohl der Single-Player-Gott Elden Ring als auch CS: GO, beeindruckend. Die maximale Lautstärke wird verzerrungsfrei erreicht. Aktiviert man Dolby Atmos, ist die Ortung von Gegnern besonders bei CS: GO von Vorteil. Die Räumlichkeit kann nicht ganz mit denen des Pulse 3D mithalten, vermittelt aber dennoch ein gutes Surroundgefühl.   
  • Bei der Musikwiedergabe liefert das Headset einen stimmigen Klang. Stimmen werden klar wiedergegeben, sofern nicht parallel schwere Bässe aktiv sind. Daher klingen ruhigere Passagen von Rammsteins Zeit hervorragend klar. Sie werden dann unerträglich „matschig“, sobald der Bass dazukommt.  
  • Der basslastige Soundtrack und die Explosionen von Dune ballern erneut viel zu stark ins Ohr. Nimmt man diese mit der App zurück, klingt das Xbox Wireless Headset wiederum zu flach. Das Schauen eines actionreichen Films, wie Dune, wurde dann anstrengend. Bei der sehr ruhigen Soundkulisse und den Dialogen von Apple TV+ „Severance“ spielt das Headset seine Stärken aus und klingt fein und ausgewogen.  

Die Isolation des Headsets ist eher mäßig: Da weder Active Noise Cancelling unterstützt wird noch die Konstruktion eine gute Schallisolation aufweist, sind auch bei mittlerer Lautstärke Geräusche wie laute PC-Lüfter oder laute Mitbewohner deutlich zu hören.  

Das Mikrofon ist auf für viele Headset gewöhnlich mittelmäßigem Niveau: Hohe Stimmen werden klar wiedergegeben. Bei tiefen Stimmen wird der Bass etwas rausgenommen und lässt diese zu dünn wirken. Darunter leiden jedoch viele Kontrahenten, ganz gleich in welchem Preissegment.  

Fazit

Für 99 Euro zeigt Microsoft, dass die Eigenmarke überzeugt. Die Verarbeitung und das Design spielen in einer anderen Liga. Das Klangbild kann besonders bei bassarmen Spielen, Filmen und Musikstücken überzeugen. Sobald tiefer Bass ins Spiel kommt, leidet das Headset jedoch leider im mittleren und hohen Frequenzbereich. Für die beste Tonqualität sind leider zwei Zusatzkäufe notwendig: der Xbox Wireless Adapter und die Dolby Access-App für mehr Raumklang.  

  • PRO
    • klarer Klang in jedem Szenario, „Understatement“-Optik mit guter Verarbeitung, guter Tragekomfort, sehr intuitive Bedienung.
  • KONTRA
    • etwas zu basslastige Wiedergabe, durschnittliche Akkulaufzeit, mehr Schnittstellen wären wünschenswert (Klinke, nur Bluetooth 4.2), volle Tonqualität nur dank kostenpflichten Zusatzkäufen (Xbox Adapter, Dolby Atmos App).

IMTEST Ergebnis:

gut 2,5

Sandro Villinger

Als freiberuflicher Redakteur testet Sandro Villinger für IMTEST Hardware, insbesondere Projektoren, Dashcams, IP-Kameras, Laptops oder Spiele-PCs. In diesem Bereich liegt auch seine persönliche Leidenschaft. Seit 12 Jahren ist Sandro Villinger für Softwarefirmen als Manager von Produktentwicklung, Innovation und Marketing tätig. Währenddessen schrieb er viele Jahre für Publikationen wie PC-Praxis, Computerbild und auch Medien wie PCWorld in den USA. Er wurde für seine Arbeit von Microsoft mehrfach ausgezeichnet, schrieb Bücher für Microsoft Press und arbeitete viele Jahre für die Hauptniederlassung des Softwareriesen in Seattle. Sie erreichen ihn via E-Mail.