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Skull and Bones: So spielt sich Ubisofts Piraten-Abenteuer

Wie lustig ist das virtuelle Piratenleben?

Artwork des Videospiels Skull and Bones.
© Ubisoft

Das Mehrspieler-Abenteuer Skull and Bones erhebt sich wie der verfluchte Davy Jones und sein fliegender Holländer aus den Fluten einer jahrelangen Entwicklungs-Hängepartie. Nach ersten Trailern folgte Funkstille, dann Test-Sessions und zahlreiche Verschiebungen. Jetzt scheint der Titel aber bereit zum finalen Stapellauf. IMTEST hat in der geschlossenen Beta-Phase probegespielt und klärt, was enterwütige Spieler erwartet.

Unter “Jolly Roger”

Das Piraten-Abenteuer beginnt nach einem Schiffbruch in den Gewässern der “Red Isles”. Nach einem für den Spieler sehr ungünstig verlaufenden Gefecht mit britischen Schiffen liegt die waffenstarrende Man-o-War Exeter zerschmettert auf den Klippen. Ihr Captain ist tot – und der Spieler mit einem kleinen Beiboot auf sich allein gestellt. Es gilt, die nahegelegene Piratenhochburg Sainte Anne zu erreichen, Schiff und Crew zu gewinnen und auf den Wellen des Indischen Ozeans ein Vermögen zu verdienen.

Screenshot des Video-Spiels Skull and Bones
So schön ist das Piratenleben: Bei Sonne kommt echtes Südsee-Flair im Indischen Ozean auf. © IMTEST / Ubisoft

Skull and Bones ist dabei ein typisches Action-Rollenspiel, dessen Hauptfigur das Schiff des Spielers ist. Alles dreht sich um Panzerung, Bewaffnung und Ausstattung der schwimmenden Piraten-Heimat. Entsprechend ist die erste Aufgabe nach Ankunft in der Hafenstadt, ein eigenes, seetaugliches Schiff zu bauen. Dann zieht man im Auftrag des örtlichen Obermotzes in den Kampf gegen französische Handels-Unternehmen und rivalisierende Clans.

Skull and Bones: Ein actionreiches Piraten-Abenteuer

Kern des Spiels ist dabei die Kampfmechanik in den actionreichen Seeschlachten, die Spiele-Veteranen an das 2013 erschienene Assassin’s Creed: Black Flag erinnern dürfte. So übernimmt man auch bei Skull and Bones selbst das Ruder des eigenen Schiffes – wahlweise aus der Verfolger oder Ego-Perspektive. Für schnelle Vorwärts-Bewegung und Manövrierbarkeit spielt dann die Windrichtung eine wichtige Rolle. Bestenfalls kommt der von hinten, um dem Kahn ordentlich Schub zu verleihen. Mit einfachem Tastendruck können Segel gehisst oder gerafft werden. Dazu gibt es einen “Trim”. Dieser lässt das Schiff besonders schnell über die See gleiten, kostet aber auch Ausdauer der Crew.

Screenshot des Video-Spiels Skull and Bones
Das unrühmliche Ende der Exeter. Die Dimensionen von Schiffen sind nicht ganz realistisch – aber verdammt beeindruckend. © IMTEST / Ubisoft

Gekämpft wird natürlich – der Zeitperiode angemessen – mit Kanonen, die auf Kanonendecks an den Längsseiten der Schiffe angeordnet sind. Typisch Action-Rollenspiel existieren bei Skull and Bones unzählige Variationen der großkalibrigen Geschütze. Von einfachen Standard-Culverines über langläufige, zielgenaue Präzisionsgeschütze bis hin zur Schrotflinten-ähnlichen Nahkampf-Bewaffnung gibt es alles.

Alles Kriegsgerät gibt es natürlich auch in unterschiedlichen Wertigkeitsstufen, die zusätzlich mit Elementarschäden versehen werden können. Das aktive Zielen und Abfeuern im Kampf macht dabei richtig Spaß. Dröhnende Salven, Pulverdampf und eine gut gedrillt nachladende Crew verwandeln machen die schnellen Gefechte zum Action-Spektakel. Schöne Idee: Die Feind-Schiffe haben außerdem Schwachstellen, an denen die eigenen Kugeln Extra-Schaden verursachen.

Unbekannte Gewässer in Skull and Bones

Cool ist auch der Schauplatz: Anders als Assassin’s Creed: Black Flag spielt Skull and Bones nicht in der Karibik. Stattdessen machen die Freibeuter die Gewässer östlich von Afrika unsicher. Der Indische Ozean bietet dabei nicht nur eine größere Freiheit, es gibt auch mehr Schiffstypen- und Varianten, die auf See ihr Unwesen treiben. Gleichzeitig ist Skull and Bones kein detailgetreuer Historien-Schinken. Farbenfrohe Schiffs-Verzierungen, Stachel-Aufbauten und wilde Waffen-Kombinationen machen aus dem Indischen Ozean ein abwechslungsreiches Jagdrevier, das zudem schon in der geschlossenen Beta von Seeungeheuern heimgesucht wird.

Screenshot des Video-Spiels Skull and Bones
Ferne, unbekannte Lande: bei Skull and Bones werden auch Flussläufe erkundet. © IMTEST / Ubisoft

Schön sind auch die viele Siedlungen, Flüsse und Wasserwege zwischen den Inseln und Atollen. So ist man nie nur auf hoher See unterwegs, sondern erkundet vielerorts auch das Inland. Hier können auch wassernahe Ressourcen abgebaut werden – so werden etwa Bäume gefällt, um ihr Holz zu ernten. Dies wird aber über ein etwas lieblos anmutendes Minispiel gelöst – hier wäre definitiv mehr möglich gewesen. Das gilt auch für die nur in einer Sequenz abgehandelten Enter-Manöver oder Überfälle auf Siedlungen. Hier muss im Grunde über die Zeit eine Leiste gefüllt werden, während man Gegenangriffe von Schiffen der Verteidiger abwehrt. An dieser Stelle wäre etwas mehr konkrete Teilnahme am Kampf schöner gewesen. Etwa indem Mauern oder Türme der Stadt sturmreif geschossen werden müssen.

Kooperation oder Pirat gegen Pirat?

Skull and Bones wurde 2017 ursprünglich als rein kompetitives Seeschlacht-Spiel angekündigt. Davon ist zumindest der reine Online-Aspekt übrig geblieben. Als Pirat ist man immer auf hoher Internet-See unterwegs, umgeben von anderen Spieler-Freibeutern, die ebenfalls versuchen, dem Indischen Ozean ihren Stempel aufzudrücken. Das ist praktisch – denn in Gefechten mit computergesteuerten Schiffen können Mitstreiter zu Hilfe gerufen werden. Zudem können Möchtegern-Piraten auch in Gruppen losziehen, um Missionen zu erledigen oder Konvois der “Compagnie” zu überfallen.



Spannend ist die Möglichkeit, auch mit anderen Spielern in Konflikt zu geraten. Spezielle Missionen lösen eine Hetzjagd aus. Sammelt man eine legendäre Schatzkarte auf, wird man auf der Karte markiert. Andere Spieler können jetzt zuschlagen, das eigene Schiff versenken und den wertvollen Schatz selbst heben. Das ist cool, da die Spieler-gegen-Spieler-Komponente so mit einer gewissen Freiwilligkeit einhergeht, und keine Piratentruppe marodierend über die Karte ziehen kann. Ein Problem, mit dem sich die Mehrspieler-Piraten-Konkurrenz von Sea of Thieves bis vor Kurzem herumschlagen musste.

Skull and Bones: Starke Grafik, spielerische Fragen

Schön ist auch, dass die Kulisse von Skull and Bones weitestgehend überzeugt. Vor allem, wenn man sein Schiff in schwere See steuert, Wellen als Gischt über die Bordwand schlagen und die Crew ein Shanty anstimmt, kommt Freibeuter-Stimmung auf. Krachende Kanonensalven, effektvolle Explosionen und starke Lichtstimmungen machen Lust auf mehr See-Zeit. Gleichzeitig fehlt es etwas an Trefferfeedback: Insbesondere, wenn das eigene Schiff Schaden nimmt, wünscht man sich mehr zerschmetterte Planken, bedrohlich eindringendes Wasser oder zerstörte Geschütze.

Screenshot des Video-Spiels Skull and Bones
Mit dem Hackebeil: Das Ernten von Rohstoffen wird leider über ein witzloses Minispiel gelöst. © IMTEST / Ubisoft

Einigermaßen gelungen sind auch die Landgänge – immerhin ist man als Kapitän immer wieder in Ortschaften unterwegs, um Aufträge anzunehmen, Ressourcen zu veredeln oder geplünderte Waren in klingende Münze umzuwandeln. Hier lohnt sich übrigens der Preisvergleich: Es gibt ein Handel-System mit unterschiedlichen Preisen in verschiedenen Weltregionen. Gerade in Sainte Anne muss Ubisoft aber noch an der Performance schrauben: Auf der PlayStation 5 war die Ortschaft von fiesem Tearing geplagt (einem sichtbaren Zerreißen des Bildes), das vor allem durch eine instabile Bildrate entsteht.

Ausblick

Actionreiche Kämpfe, starke Kulisse und viel Piraten-Flair: Skull and Bones wirkt, knapp zehn Jahre nach ursprünglichem Entwicklungsstart, endlich fertig für den Stapellauf. Wie lange der zu Beginn motivierende Action-Rollenspiel-Kreislauf aus Kampf, Beute und Upgrade wirklich fesselt, wie lange die Story faziniert und das Setting trägt, kann nur der Test beantworten. Der kurze Beta-Ausflug in die virtuelle Welt der Piraten machte aber einen runden Eindruck – auch wenn einige Minispiele sowie die Enter- und Überfall-Mechanik mehr Tiefgang und Aufmerksamkeit verdient hätte. Trotzdem: Wenn am 13. Februar 2024 auf PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X und PC endlich die Totenkopf-Flagge gehisst wird, könnte ein echter Piraten-Hit auf digitale Freibeuter warten.

Portraitfoto des IMTEST-Redakteurs Eike Cramer

Eike ist Spiele- und Hardware-Redakteur aus Leidenschaft: Nach seinem abgeschlossenen Studium der Politikwissenschaft zog es ihn direkt zur Spieleredaktion 4players.de in Hamburg, bei der er zwischen 2013 und 2023, mit einem zweijährigen Zwischenstopp beim Musikmagazin Metal Hammer, als Redakteur und Video-Redakteur beschäftigt war. Eike ist dabei ein echter Alleszocker, der, egal ob Indie oder AAA-Blockbuster, auf PC und Konsole zwischen Strategie, Action-Adventure, Rollenspiel und Shooter kaum ein Genre auslässt. Derzeit ist er als freier Autor aktiv.