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Cargo-E-Bikes getestet: Welches überzeugt wirklich?

Eignen sich das Lastenrad als Auto-Ersatz für den Alltag? IMTEST ist der Frage nachgegangen und hat fünf aktuelle Cargo-E-Bikes getestet.

zweigeteiltes Bild, auf jedem Sieht man ein Cargo-E-Bike, links im Park stehend, rechts in einer städtischen Gegend
© IMTEST / Kathrin Schräer

Das elektrisch unterstützte Lastenrad, auch Cargo-E-Bike genannt, liegt im Trend und ist aus dem Bild der Städte kaum mehr wegzudenken. Als Autoersatz und Raumwunder transportiert es sowohl die Kids zur Kita als auch die Großeinkäufe fürs Wochenende ohne Allüren. IMTEST hat bereits im Jahr 2022 fünf Cargo-E-Bikes im Labor und im Alltag auf der Straße getestet. Ein weiterer Fokus lag auf Sicherheitsaspekten wie Bremsleistung und Kopfschutz für Kinder (beim Transport). Dabei ging das Packster 70 vario von Riese & Müller klar als Testsieger hervor, während sich das Makki Load von Gazelle den Preis-Leistungssieg holte. Alle fünf Cargo-E-Bikes sind immer noch im Handel erhältlich, zum Teil auch als Refurbished-Modell.

Diese elektrisch unterstützen Lastenrad-Modelle sind im Test:

  • Riese & Müller Packster 70 vario
  • Urban Arrow Shorty Cargoline
  • Gazelle Makki Load
  • Muli-cycles GmbH Muli Motor st
  • Dolly-Bikes Family Bike

Inhaltsverzeichnis

Das sind die IMTEST-Favoriten

Cargo-E-Bikes sind Spiegelbild der Mobilitätswende. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Modellen sowohl mit zwei als auch mit drei Rädern und unterschiedlichsten Ausstattungsformen. So lässt sich das E-Cargo-Bike je nach Bedarf meist individuell konfigurieren und mit Kindersitzen oder Boxen bestücken. Im Test hat IMTEST den Fokus auf den Kindertransport gelegt.

1. Platz & Testsieger: Riese & Müller Packster 70 vario

Schwerstes (61,7 Kilogramm) und teuerstes Lastenrad, bei dem zwei Kinder aber sehr bequem, sicher und komfortabel mitfahren.

weiß-schwarzes Cargo-E-Bike von der Seite, dazu Testsieger-Siegel
Das Riese & Müller Cargo-E-Bike lässt sich je nach Wunsch und Einsatzzweck individuell konfigurieren. © Riese & Müller

  • PRO
    • Zwei Akkus sorgen für eine hohe Reichweite von bis zu 126 km.
  • KONTRA
    • Scharfe Kanten im Innenraum begünstigen Quetschgefahr.

Imtest Ergebnis:

gut 2,0

3. Platz & Preis-Leistungssieger: Gazelle Makki Load

Mit 250 Kilogramm zulässigem Gesamtgewicht ein echter Packesel unter den Lastenrädern, in dem zwei Kinder Platz haben.

Cargo-E-Bike von der Seite auf weißem Grund, dazu Preis-Leistungssieger-Grafik
Dank tiefem Einstieg können auch kleinere Kinder problemlos selbst einsteigen. © Gazelle
  • PRO
    • Die stufenlose Nabenschaltung ist im Stadtverkehr sehr praktisch.
  • KONTRA
    • Großer Wendekreis macht Kurven zur Herausforderung.

Imtest Ergebnis:

befriedigend 2,8



Weitere empfehlenswerte Cargo-E-Bikes

Verschiedene Ausführungen für unterschiedliche Bedürfnisse: Auch unter den drei weiteren Testkandidaten finden sich spannende Modelle.

2. Platz: Urban Arrow Shorty Cargoline

Das Volumen der Transportbox verteilt sich eher vertikal als horizonal, was die Handhabung des Bikes besonders leicht macht.

Urban Arrow Shorty Cargoline

Cargo-E-Bike von der Seite auf weißem Grund

  • PRO
    • Gute Straßen- und Kurvenlage, Lenkungsflattern kaum vorhanden.
  • KONTRA
    • Für den Kindertransport muss ein extra Sitz dazu gekauft werden.

Imtest Ergebnis:

gut 2,4

4. Platz: muli-cycles GmbH Muli Motor st

Ein Handgriff und der Korb ist zusammengeklappt. So umgebaut ist das muli genau so schlank wie ein normales E-Bike.

braunes Cargo-E-Bike auf beige-braunem Untergrund
Mit einem Gewicht von 37 Kilgramm ist das muli nur wenig schwerer als ein Trekking-E-Bike. © muli cycles
  • PRO
    • Aufgrund des geringen Gewichts sehr leicht in der Handhabung.
  • KONTRA
    • Geringste Reichweite (45,6 Kilometer) unter allen Testkandidaten.

Imtest Ergebnis:

befriedigend 3,0

5. Platz: Dolly Bakfiets Family Bike

Das Dolly setzt auf einen Mittelmotor von Bafang. Für die Transportbox stehen laut Hersteller elf Farben zur Auswahl.

schwarzes Cargo-E-Bike mit grüner Wanne auf weißem Grund
Der Akku ist unterm Gepäckträger angebracht, das findet man mittlerweile eher seltener. © Dolly Bakfiets
  • PRO
    • Mit fünf Unterstützungsstufen die meisten unter den Testkandidaten.
  • KONTRA
    • Schulter und Kopf bei Seitenaufprall weitestgehend ungeschützt.

Imtest Ergebnis:

befriedigend 3,0

Fazit: Darum überzeugt das Packster 70 vario von Riese & Müller

Ein elektrisch unterstütztes E-Cargo-Bike kann den Alltag ungemein erleichtern. Auch wenn der Testsieger, der Packster 70 vario von Riese & Müller, durch sein hohes Gewicht vermutlich die längste Eingewöhnungszeit braucht, überzeugt er in puncto Kindersicherheit und Bremsleistung.

Die Testergebnisse im Detail

Dieser Test wurde vollständig oder in Teilen vor dem 1.1.2025 durchgeführt und folgt noch nicht dem IMTEST-Bewertungsverfahren 2025. Eine Aktualisierung erfolgt in Kürze und kann ggf. zu geringfügigen Änderungen von Noten und/oder Platzierungen führen.

So hat IMTEST die Cargo-E-Bikes getestet: Mit Kindern unterwegs – Sicherheit geht vor

Die meisten E-Cargo-Bikes haben Vorrichtungen, um Kinder sicher mitzunehmen. Allerdings gibt es vor der ersten Fahrt ein paar Punkte zu beachten. Oft sitzen die Kinder mit dem Blick nach vorne gerichtet, dass der Kopf unterm Lenker ist. Hier sollte der Fahrer vorher testen, ob eine Lenkbewegung bis zum Anschlag einwandfrei möglich ist, auch wenn das Kind einen Helm trägt.

Detailansicht E-Cargo-Bikes: Testmessung zur Kopffreiheit unter dem Lenker
Ist eine Lenkbewegung bis zum Anschlag einwandfrei möglich, auch wenn ein Kind, das in der Transportwanne eines Lastenrads sitzt, einen Helm trägt? Um das zu ermitteln, wird im Labor von Qima die maximal mögliche Lenkerhöhe gemessen. © Hansecontrol

Des Weiteren ist es wichtig, dass die Räder so konzipiert sind, dass sich das Kind nicht verletzt, wenn es zum Beispiel den Arm aus dem Korb baumeln lässt. Diese Gefahrensituation hat Qima im Auftrag von IMTEST übernommen. Ergebnis: Hier überzeugten vor allem das Shorty und der Packster.

Bremsmanöver: Vollbremsung mit einem Lastenrad

Wie mit allen Pedelecs, kann man auch mit elektrisch unterstützten Cargo-Bikes bis zu 25 Stundenkilometern schnell fahren. Doch im Stadtverkehr kommt es immer wieder zu Situationen, in denen der Fahrer abrupt abbremsen muss. Was für ein normales E-Bikes oft schon nicht ganz ohne ist, ist für E-Cargo-Bikes eine besondere Herausforderung. Denn mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 195 Kilogramm (Muli) bis 250 Kilogramm (Dolly und Gazelle) verlängert sich mitunter auch der Bremsweg.



Wie sich die fünf Testkandidaten bei einer Vollbremsung mit jeweiligem zulässigen Lastgewicht bei Höchstgeschwindigkeit verhalten, hat Qima für IMTEST in einer Prüfung simuliert. Dabei zeigte sich, dass das Muli mit 2,99 Metern den kürzesten Bremsweg vorwies, den längsten hatte mit 4,5 Metern das Makki Load. Die Werte liegen aber noch unter den maximal sieben Metern, die die Prüfnorm (DIN 79010) für Vollbremsungen bei Lastenrädern vorgibt.

„Selbst voll beladen mit bis zu 250 kg Last, kommen die E-Cargo-Bikes bei einer Vollbremsung sicher zum Stehen.“

Philip Brömel, Technischer Program Manager, Qima
E-Cargo-Bike auf einem Teststand im Labor von Hansecontrol.
Im akkreditierten Labor von Qima werden für die Cargo-E-Bikes unter anderem die Prüfungen für den genormte R200-Test (Reichweite) durchgeführt. © IMTEST

FAQ: Wichtige Fragen und Antworten rund um das Lastenrad

IMTEST gibt hilfreiche Tipps für Cargo-E-Bike-Interessenten.

1. Wie gewöhne ich mich an das Fahren mit einem Lastenrad?

Üben Sie das Fahren mit dem E-Cargo-Bike zunächst ohne Ladung und bei niedriger Geschwindigkeit, um sich an das höhere Gewicht und den größeren Wendekreis zu gewöhnen. In engen Kurven kann es nötig sein, abzusteigen und das Rad per Hand zu manövrieren. Mit etwas Fahrpraxis wird das Handling einfacher und das Rad fühlt sich sicher an.

Rangieren mit dem E-Cargo-Bike: Frau im Stadtverkehr schiebt E-Cargo-Bike an einem Hindernis vorbei.
Gerade auf engeren Passagen ist das Manövrieren mit einem Lastenrad zunächst einmal Übungssache. © IMTEST

2. Gibt es Unterschiede im Fahren je nach Gewicht des Modells?

Ja, leichtere Modelle wie das Muli (37,2 kg) lassen sich einfacher handhaben, besonders beim Anfahren. Schwere Modelle wie das Riese & Müller (61,7 kg) bieten jedoch oft mehr Stabilität bei höherer Geschwindigkeit. Achten Sie auf das Fahrgefühl und probieren Sie verschiedene Modelle, um die für Sie passende Balance aus Gewicht und Stabilität zu finden.

Mann schließt Lastenrad mit einem Schloss am Huinterreifen fest.
Eingebauter Lastenrad-Schutz: Beim Riese & Müller gehört neben einem Rahmenschloss auch eine Schloss-Verlängerung zur Standardausstattung. © IMTEST, Kathrin Schräer

3. Wie schütze ich mein Cargo-E-Bike am besten vor Diebstahl?

Sichern Sie Ihr E-Cargo-Bike mit einem stabilen Kettenschloss oder Bügelschloss und, falls vorhanden, mit einem Rahmenschloss. Zusätzlich kann eine spezielle Fahrradversicherung sinnvoll sein, da E-Cargo-Bikes besonders begehrt sind. Schließen Sie das Rad immer an einem festen Objekt an und vermeiden Sie es, es ungesichert stehen zu lassen.

Detailbild E-Cargo-Bike: abschließbares Akku-Fach beim Riese & Müller
Beim Riese & Müller Packster 70 vario befinden sich rechts und links am hinteren Teil der Transportkabine die abschließbaren Steckplätze für die Akkus. © IMTEST

4. Warum ist eine Versicherung für Lastenräder sinnvoll?

E-Cargo-Bikes sind teure Anschaffungen (oft ab 4.500 Euro aufwärts) und dadurch ein beliebtes Ziel für Diebe. Eine Versicherung kann im Falle eines Diebstahls oder Schadens für Ersatz sorgen. Informieren Sie sich über passende Versicherung, die auch Schäden abdeckt, die nicht durch einfache Diebstahlsicherungen verhindert werden können.

5. Was kann ich tun, wenn mein E-Cargo-Bike beim Fahren flattert?

Flattern, das meist in der Vorderradgabel auftritt, kann bei einigen Modellen vorkommen und die Fahrstabilität beeinträchtigen. Sollte Ihr Modell dazu neigen, das Problem mit dem Hersteller besprechen oder prüfen, ob ein anderes Modell stabiler für Ihre Anforderungen ist.



Lastenrad kaufen: Das müssen sie wissen

Der Hamburger Lastenrad-Händler mycargobike stellte im Auftrag von Urban Arrow das Shorty Cargoline für den Test zur Verfügung. IMTEST hat René Reckschward, den Geschäftsführer von mycargobike, dessen Firma sowohl Privat-, als auch Geschäftskunden beim Lastenrad-Kauf berät und betreut zu den Zielgruppen befragt, die sich für den Kauf eines E-Cargo-Bikes interessieren.

IMTEST: Werden E-Cargo-Bikes Ihnen auch online gekauft oder ausschließlich im Geschäft?

René Reckschwardt: Wir haben mittlerweile der wachsenden Nachfrage entsprechend zwei Shops und zwei Abteilungen in Hamburg: Einmal für Privatkunden, Familien, Hundehalter und einmal für Business-Kunden. Das macht Sinn, weil die Beratung beispielsweise ganz anders verläuft, die Produkte sich stark unterscheiden und weil auch der Kauf-, Entscheidungs- und Finanzierungsprozess (etwa durch Fördermittel) anders aussieht. Familien kaufen auch online – Business-Kunden (noch) nicht so stark. Zudem kommen Kunden in den Shop. Früher waren es selten KundInnen, die kein Auto hatten – heute sind es zunehmend KundInnen, die ein Auto abschaffen wollen.

IMTEST: Wie sehen die Bike-Einweisungen (wie Testfahrten, Sicherheitseinweisungen oder Einstellungen der Bikes) für die Käufer durch Ihre Mitarbeiter in der Regel aus?

René Reckschwardt: Alle Käuferinnen und Käufer bekommen ihr neues Rad systematisch von vorne nach hinten erklärt und machen eine Probefahrt bei der Abholung, insgesamt dauert das inklusive Anpassung meistens 30-45 Minuten. Die Auswahl des richtigen E-Lastenrades dauert zwischen 10 und 120 Minuten – es gibt Kundinnen und Kunden, die auch 3 bis 4mal vorbei kommen oder bis zu einem halben Jahr mit der Entscheidung warten.

E-Cargo-Bike-Fahrer steht mit seinem Rad an einer Mauer. In der Transportbox des Rads sitzt ein Hund.
René Reckschwardt von mycargobike. © mycargobike.de

Das Lastenrad vor der ersten Fahrt

IMTEST: Starten die Fahrer gleich mit dem Transport ihrer Kinder oder von Einkäufen oder gibt es zunächst eine Eingewöhnungszeit (jedenfalls für Neulinge von E-Cargo-Bikes)?

René Reckschwardt: Nein, eine direkte Fahrt mit Beladung empfehlen wir auch nicht. Die erste Fahrt sollte immer ohne jegliche Zuladung erfolgen. Zudem haben wir danach einen guten Blick dafür, wer das Rad bedienen kann, wer nicht und was den Kundinnen oder Kunden zuzutrauen ist. Die Schlüsselfrage ist eigentlich immer, ob es schon Erfahrung mit E-Bikes und Lastenrädern gibt und ob in der Vergangenheit überhaupt Fahrrad gefahren wurde.

IMTEST: Bieten Sie auch eine Art Fahrschule vorab für Fahrer von E-Cargo-Bikes an?

René Reckschwardt: Wir planen tatsächlich Workshops für Erste-Hilfe-Reparaturen, Sicherheitstrainings oder Handhabung für E-Bikes. Die sollen ab dem Frühjahr 2023 möglich sein. Leider merkt man im täglichen Straßenverkehr, dass die Politik hier eine Entwicklung verschläft – in anderen Ländern wachsen die verschiedenen VerkehrsteilnehmerInnen durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit stärker zusammen, hier verschärfen sich die Konflikte eher.



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Kathrin Schräer hat an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Technikjournalismus studiert und ihr Studium als Diplom-Journalistin (FH) erfolgreich abgeschlossen....

Horst Schröder war festangestellter Redakteur im Ressort Future Mobility bei IMTEST und testete E-Bikes, E-Scooter, E-Autos sowie Zubehör. Zudem berichtete...