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Täglich frisch: Tages-Kontaktlinsen im Test

Weiche Tageslinsen sind bequem und praktisch – doch ein Hersteller schnitt durchweg besser ab im Labor. Mehr verrät der Test.

Zu sehen ist eine Hand mit einer Kontaktilinse auf dem Finger.
© Nataliya Vaitkevich/Pexels

Wer keine Brille tragen möchte, aber eine Augenkorrektur braucht, greift zu Kontaktlinsen. IMTEST hat fünf beliebte Tages-Kontaktlinsen im Labor prüfen lassen und zeigt, welches Modell für Durchblick sorgt.

Kennen Sie noch ein „Nasenfahrrad“? Dieser in den Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts, hihi, lustige Ausdruck für eine Brille sorgt heute zwar nur noch für Augenrollen. Dennoch beschreibt er aber ganz gut, warum Kontaktlinsen immer beliebter geworden sind: Immer mehr Menschen, die eine Korrektur ihrer Sehstärke benötigen, greifen dafür dauerhaft auf Kontaktlinsen zurück. Der Grund ist häufig sehr profan: Eitelkeit.

Kontaktlinsen sind unsichtbar, so dass die kleine „Schwäche“ gar nicht weiter auffällt. Außerdem passen Kontaktlinsen garantiert zu jedem Outfit. Zusätzlich sind sie bei richtiger Handhabung einfach und praktisch. Ein „Nasenfahrrad“ haben viele nur noch als Notlösung griffbereit, falls die Kontaktlinsen mal ausfallen.

Zu sehen ist die Verpackung von MyDay
MyDay von Coopervision
Zu sehen ist die Verpackung von Miru
1day von Miru
Zu sehen ist die Verpackung von Dailies Total 1
Dailies Total 1 von Alcon
Zu sehen ist die Verpackung von Biotrue
Biotrue OneDay von Bausch + Lomb
Zu sehen ist die Verpackung von Acuvue Oasys
Acuvue Oasys von Johnson & Johnson

Harte Linse, weiche Linse

Generell gibt es zwei Arten von Kontaktlinsen: weiche und harte. Harte Linsen sind vor allem langlebiger und können im Einzelfall für eine bessere Nährstoffversorgung des Auges sorgen: Sie schwimmen auf dem Tränenfilm und saugen sich nicht fest. Das macht sie besser geeignet für bestimmte Sehschwächen (Hornhautverkrümmung) und für Menschen mit trockenen Augen. Dafür sind sie gewöhnungsbedürftiger, weil sie im Auge eher als Fremdkörper wahrgenommen werden und können leichter herausfallen.

Weitaus verbreiteter sind inzwischen weiche Kontaktlinsen. Sie saugen sich am Auge fest, können kaum herausfallen und werden binnen kürzester Zeit vom Träger gar nicht mehr wahrgenommen. Und seitdem weiche Kontaktlinsen aus Silikon-Hydrogel bestehen, sind auch Faktoren wie mangelnde Sauerstoff- und Nährstoffversorgung kaum noch ein Problem. Wer nur gelegentlich Kontaktlinsen trägt und darum eher auf Tageslinsen zurückgreift, hat sowieso keine Wahl: Tageslinsen gibt es nur in weicher Ausführung.

Das Bild zeigt die Ergebnisse der Sauerstoffdurchlässigkeit aus dem Labor.
Die Sauerstoffdurchlässigkeit einer Kontaktlinse wird im Labor farbig sichtbar gemacht. Dieses Modell mit relativ geringen Werten ist nicht fürs Langzeittragen geeignet. © JenVis

Jeden Tag frisch

IMTEST hat fünf beliebte Tages-Kontaktlinsen ins Labor nach Jena geschickt. Diese Kontaktlinsenart muss – wie der Name schon sagt, jeden Tag gewechselt werden. Darum sind diese Linsen gut geeignet für alle, die Kontaktlinsen nur ab und zu tragen. Wer jeden Tag und dauerhaft Kontaktlinsen tragen möchte, greift besser zu Monatslinsen. Aus hygienischen Gründen ist ein täglicher Wechsel der Linse nicht nötig. Einen Test von Monatslinsen finden Sie übrigens hier:



Praktisch aber nicht nachhaltig

Aus Gründen der Bequemlichkeit entscheiden sich aber auch viele Dauer-Träger für Tageslinsen. Denn anders als Monatslinsen-Nutzer müssen Tageslinsen nicht abends gespült und dann über Nacht in einer Reinigungslösung gelagert werden, sondern landen einfach im (Plastik-)Müll. Am nächsten Morgen wird dann eine neue Packung geöffnet. Aus Nachhaltigkeitssicht ist das bedenklich, denn Kontaktlinsen sind immer einzeln in Plastikblistern verpackt und zerfallen selbst sehr schnell zu Mikroplastik.

Preisunterschiede

Hinzu kommt, dass Tageslinsen tendenziell teurer sind: Je nach Korrekturwert kosten Tageslinsen zwischen 40 und 60 Cent. Das bedeutet monatliche Kosten von etwa 30 Euro, wenn beide Augen korrigiert werden müssen. Monatslinsen für beide Augen gibt es – ebenfalls je nach Korrekturstufe – schon ab etwa 10 Euro pro Monat.

Tageslinsen im Test: Bitte wechseln

Im Labor zeigten die Tageslinsen teils sehr unterschiedliche Resultate. Zwar sind alle getesteten Modelle durchweg auf einem hohen bis sehr hohen technischen Niveau, aber es gibt auch ein paar bemerkenswerte Auffälligkeiten: Bis auf den Testsieger von Johnson und Johnsen wiesen alle Modelle signifikante Abweichungen von den Fertigungsdaten – Korrekturwert, Durchmesser, Krümmungsradius – auf.

Der Screenshot zeigt eine Messung mit Kameras der Kontaktlinsen.
Spezialkameras durchleuchten die Kontaktlinsen und können so den Durchmesser und die verschiedenen Dickebereiche messen. © JenVis

Abweichungen bei einem Hersteller

Bei Coopervision lag die Abweichung des Krümmungsradius sogar außerhalb der festgelegten DIN-Grenzabweichung. Das ist für ein solches Präzisionsprodukt zwar gar nicht gut, weshalb dieser Teil-Testpunkt auf „ungenügend“ abgewertet wurde, kann aber beim individuellen Träger völlig unproblematisch sein. Denn absolut gesehen ist die Abweichung immer noch sehr gering.

Auch wichtig: Sauerstoffdurchlässigkeit

Ob es Nutzer stört, hängt eben vom Nutzer ab. Zweiter Aspekt: Im Vergleich zu Monatslinsen waren die Messwerte für die Sauerstoffdurchlässigkeit und die Benetzbarkeit meist deutlich schwächer. Das qualifiziert keinen der Testkandidaten, macht aber ganz deutlich: Tageslinsen sollten im Sinne der Augengesundheit auch wirklich nur einen Tag – teils am besten nur ein paar Stunden – getragen werden.

Fazit

Tages-Kontaktlinsen sind besonders diejenigen Nutzer sinnvoll, die nur gelegentlich zur unauffälligen Sehhilfe greifen. Die modernen Materialien haben keine Probleme mehr mit der Sauerstoff- und Nährstoffversorgung und können so bedenkenlos getragen werden. Am besten schnitten die Tageslinsen von Johnson & Johnson ab – sie konnten in allen Kategorien überzeugen. Gravierende Mängel, die die Gesundheit gefährden, waren bei keinem Hersteller zu finden.

Porträtfoto

Als Leiter des Ressort Verbrauchertest und Mitglied der Chefredaktion sorgt Jan Bruns zusammen mit dem gesamten Testteam unter anderem dafür, dass Tests, aber auch Erhebungen und Umfragen bei IMTEST auf einer soliden und transparenten Grundlage stehen und stets einheitlich durchgeführt werden. Besonders gerne erschließt er neue Themenfelder und entwickelt dazu neue Testverfahren. Praxisfern ist er aber nicht: Jan Bruns steht auch regelmäßig im IMTEST-Labor und testet selbst von Kaffeemaschinen bis zu Monitoren nahezu alles. Jan Bruns ist studierter Politologe, seit knapp 20 Jahren ausgebildeter Redakteur und hat vor IMTEST über zehn Jahre als Redakteur und Projektleiter bei Computerbild gearbeitet. Er ist am besten erreichbar per eMail.