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Anker Solix Balkonkraftwerk: So funktioniert die Speicher-Lösung

IMTEST hat die Solarbank E1600 von Anker ausprobiert.

Speicher von Anker auf einem Balkon.
© Anker

Balkonkraftwerke können zwar nicht beim Energiesparen helfen, aber sie können dennoch die Stromkosten verringern. Nämlich, indem sie Solarenergie erzeugen und direkt ins eigene Hausnetz einspeisen. Wer diese Energie dann direkt nutzt, benötigt für den Moment keine kostenpflichtige vom Netzbetreiber und spart dadurch bares Geld.
Noch besser funktioniert das, wenn man die vom Balkonkraftwerk produzierte Energie komplett selbst nutzen kann. Ist das nicht der Fall, geht der Überschuss nämlich ins öffentliche Stromnetz und ist aus finanzieller Sicht “verloren”. Deswegen bieten immer mehr Hersteller Speicher-Lösungen für Balkonkraftwerke an, die den Anteil an selbst genutzter Energie erhöhen sollen. Ab dem 25. September soll auch eine Lösung von Anker, die Anker Solix Solarbank E1600, in den Verkauf gehen. IMTEST hat den Balkonkraftwerk-Speicher bereits ausprobiert und rechnet zudem beim Spar-Potenzial nach.



So funktioniert die Installation der Solarbank E1600

Schritt 1: Lösen der Kabel

Der Anker-Solix-Speicher muss zwischen die Solarpanels des Balkonkraftwerks und den Wechselrichter angeschlossen werden. Dafür liegen passende Kabel sowie ein Werkzeug zum Lösen der Steckverbindungen bei.

Eine Hand hält den mitgelieferten MC4-Schlüssel des Solix-Speichers.
Wegen der einrastenden Steckverbindungen ist dieser Werkzeugschlüssel beim Lösen hilfreich. © IMTEST

Wer bereits einen neuen MI80-Wechselrichter installiert hat, ist mit diesem Werkzeugschlüssel gut beraten. Beim alten MI60-Wechselrichter passt das Tool hingegen nicht, da die Stecker zu dicht beieinander liegen. Hier ist also Kreativität von den Nutzenden gefragt oder ein passendes Werkzeug muss hinzugekauft werden.
Wie der Tausch des Wechselrichters funktioniert hat IMTEST übrigens in diesem Artikel ausprobiert.

Die Kabel werden mithilfe von Werkzeug und Fingern vom MI60-Wechselrichter gelöst.
Beim 600-Watt-Wechselrichter von Anker passt der Werkzeugschlüssel nicht, sodass hier mehr Fingerfertigkeiten gefragt sind. © IMTEST

Schritt 2: Standort der Solarbank E1600 von Anker

Sind die Kabel erst einmal gelöst, geht das neue Zusammenstecken der Verbindung recht leicht – jedenfalls, sofern man genug Kraft hat, den 20-Kilogramm-Speicher an die richtige Position zu stellen. Laut Hersteller-Informationen ist die Solarbank E1600 nämlich mit der Schutzklasse IP65 gegen Regen geschützt, sollte aber nicht im Wasser stehen. Wird der Standort des Balkonkraftwerks also öfter einmal überflutet, wird zu einer Befestigung an der Hauswand mit entsprechenden Halterungen geraten. Diese liegen allerdings nicht bei und müssen gesondert gekauft werden. Außerdem soll der Speicher nicht schief stehen und nicht der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein. Vorherige Planung für den richtigen Standort ist also notwendig.
Im Test bot das Solarpanel des Solix-Balkonkraftwerks dem Anker-Speicher Schatten.

Die Solarbank E1600 von Anker mit angeschlossenen Kabeln und im Schatten des Solarpanels.
Die Anker Solix Solarbank E1600 soll laut Aufdruck nicht in der prallen Sonne stehen. Sofern das Solarpanel Schatten bietet, kann der Speicher galant dahinter versteckt werden.
Die Aufschrift warnt vor einem Standort in der prallen Sonne.

Schritt 3: Verkabelung

Danach müssen lediglich die blauen Schutzkappen vom Speicher entfernt und die Kabel nach Bedienungsanleitung angeschlossen werden. An einer Seite der Solarbank E1600 sind vier Anschlüsse vorgesehen, an denen die beiden Solarpanels des Balkonkraftwerks verbunden werden. Anker gibt übrigens an, dass der Solix-Speicher nicht nur mit dem Marken-eigenen Balkonkraftwerk kompatibel ist. Dank üblicher MC4-Anschlüsse soll die Solix-Solarbank mit 99 Prozent aller Wechselrichter und Solarpanels von Balkonkraftwerken auf dem Markt zusammenpassen. Im Zweifelsfall mit passenden Adaptern.

Bei Lieferung sind die Anschlüsse der Solarbank E1600 mit blauen Kappen geschützt. Diese müssen für die Installation entfernt werden. © IMTEST

Auf der anderen Seite des Anker-Speichers gibt es zwei Anschlüsse für die Verbindung zum Wechselrichter. Hier liegen Y-förmige Kabel im Lieferumfang bei, sodass am Wechselrichter wieder vier Stecker befestigt werden können.

Die Kabel werden an den MI80-Wechselrichter angeschlossen.
Jedes Y-Kabel hat zwei gleiche Enden, die am Wechselrichter befestigt werden. So sind nach dem Anschluss wieder alle vier Stecker belegt. © IMTEST

Schritt 4: Einbettung der Solarbank E1600 in die App

Jetzt fehlt nur noch die Verbindung des Anker-Speichers mit der App. Über diese lässt sich nämlich steuern, wann beziehungsweise wie viel Energie jeweils gespeichert werden soll und wann wie viel Energie ins Haus fließen soll. Der Speicher hat übrigens eine maximale Eingangsleistung von 800 Watt und kann bis zu 1.600 Wattstunden Energie speichern.

Den Solarspeicher hinzuzufügen, ist nicht weiter schwierig. Nachdem alles richtig verbunden ist, muss der Speicher lediglich über den einen Knopf angeschaltet und mit dem anderen in Verbindungs-Bereitschaft gebracht werden. Dann sollte die App die Solarbank E1600 per Bluetooth finden und die Verbindung kann (auch über WLAN) erfolgen.

Ein Screenshot der Anker-App.
Die App kann die Solarbank E1600 kann mit dem restlichen Solix-Balkonkraftwerk als System anzeigen.
Ein Screenshot der Anker-App.
Ist das Einzelgerät ausgewählt, können die Einstellungen vorgenommen werden.

Schritt 5: Programmierung der App

Die eigentliche Fleißarbeit steht an, sobald der Anker-Speicher in der App zu konfigurieren ist. Hier müssen Nutzende dann Intervalle für die Speicherung und die Freigabe von Energie festlegen. Dafür gibt es einige Hilfestellungen von Anker, Einiges bleibt jedoch dennoch umständlich oder sogar verwirrend.

Um abzuschätzen, wann Energie gespeichert werden kann und wann diese im Haus benötigt wird, müssen in der App Zeiträume dafür festgelegt werden. Praktisch ist dabei, dass die App angibt, wie viel Leistung verschiedene Geräte im Haus im Durchschnitt verwenden. Nutzende müssen also keine gesonderten Messgeräte verwenden oder Produktdatenblätter ihrer Haushaltsgeräte oder Unterhaltungselektronik durchwälzen. Stattdessen kann man in der App ganz einfach auswählen, in welchen Zeitspannen welche Geräte in Betrieb sind.

In der Realität gestaltet sich das allerdings etwas schwierig, wie sich im Test zeigte. Denn sind beispielsweise abends zwischen 21 und 23 Uhr 2 Lampen und der Fernseher eingeschaltet, ergibt das in der App einen Leistungsbedarf von 700 Watt. Soweit so gut. Versuchte man dann allerdings, diese Eingabe zu bestätigen, erschien eine Warnmeldung, die auf die maximale Ausgangsleistung des Balkonkraftwerks von 600 Watt hinwies. Nutzende können also keine Szenarien erstellen, in denen im Haus mehr Leistung abgerufen wird als das Anker-Balkonkraftwerk erzeugt. Ebenso kompliziert ist die Einstellung mehrerer Zeitspannen, sobald diese sich überlappen. Wollte man im Test zum Beispiel eingeben, dass den ganzen Tag der Kühlschrank mit einer Angabe von 200 Watt läuft und mittags noch ein Intervall für die Geschirrspülmaschine hinzufügen, ploppte erneut die Warnmeldung auf.
Hier wäre eine einfachere und kundenfreundlichere Lösung wünschenswert.

Ein Screenshot der Anker-App.
Auf den ersten Blick ist die Auswahl in der App hilfreich – sobald die Maximalleistung von 600 Watt aber überschritten wird, gab es im Test Probleme. © Anker

Sind die Hürden der App-Programmierung genommen, lässt sich in der App aber mitverfolgen, wie viel Solarenergie das Balkonkraftwerk gerade produziert. Außerdem gibt es auch einen Rechner für die CO2-Einsparung und den “Gewinn”, also die eingesparten Stromkosten.

Ein Screenshot der Anker-App.
Mehrere Graphiken und Textfelder zeigen in der Anker-App, wie viel Energie das Solix-Balkonkraftwerk erzeugt und was Nutzende dank Solarenergie an CO2 und Stromkosten einsparen. © Anker

Wie viel lässt sich mit dem Solix Balkonkraftwerk einsparen?

Anker selbst wirbt auf der Webseite damit, dass sich mit dem Anker Solix Balkonkraftwerk in Kombination mit dem stationären Speicher 9.612 Euro einsparen lassen. Erst auf den zweiten Blick wird klar, dass damit die Einsparung über die gesamte, angesetzte Lebensdauer von 30 Jahren gemeint ist. Das klingt erst einmal ganz gut, jedoch auch ein wenig unrealistisch. IMTEST hat deswegen nachgerechnet.

Energiekosten

Anker-Rechnung

Anker setzt für die Rechnung eine jährliche Energieproduktion von 890 Kilowattstunden für das Balkonkraftwerk an. Anschließend wird diese Angabe mit einem Nutzungsgrad von 90 Prozent multipliziert. Das bedeutet, dass mit dem Solix-Balkonkraftwerk mit Solarbank-Speicher die Nutzenden selbst 90 Prozent der erzeugten Energie verwenden. Als Strompreis sind 40 Cent pro Kilowattstunde zu Grunde gelegt. Auf 30 Jahre hochgerechnet ist damit der Betrag von 9.612 Euro erreicht.
Aktuell liegt der Strompreis allerdings bei “nur” knapp 30 Cent pro Kilowattstunde, wie der NDR auf Grundlage von Daten des Vergleichsportals Verivox angibt. Demnach schwankt der Energiepreis zwar kontinuierlich und erreichte im letzten Jahr kurzzeitig sogar einen Höchststand von fast 70 Cent pro Kilowattstunde. In den vergangenen Monaten sank er allerdings wieder rapide.

Eine Graphik über die Strompreis-Entwicklung in Deutschland in den letzen 2 Jahren.
Derzeit liegt der Strompreis für Neukunden bei knapp 30 Cent pro Kilowattstunde. © NDR, Verivox

Vergleich mit dem Online-Rechner der HTW Berlin

Damit ist die Rechnung von Anker etwas großzügiger ausgelegt, als derzeit zutreffend ist. Außerdem ist auch die Ausbeute womöglich etwas hoch angesetzt. Der Stecker-Solar-Simulator der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin) berechnet jedenfalls mit den eingegebenen Systemkomponenten nur eine jährliche Ausbeute von knapp 780 Kilowattstunden. Vermutlich wurden hier unterschiedliche Wetter-Szenarien zugrunde gelegt und/oder die Anker-Solix-Anlage soll laut Hersteller mehr Energie produzieren können, als der Durchschnittswert, den die HTW Berlin für die Berechnung verwendet.

Des Weiteren ist auch der Nutzungsgrad beim Online-Rechner der Hochschule mit 82 Prozent niedriger angesetzt – allerdings reicht die einzustellende Speicherkapazität dort auch nur bis 1.500 Wattstunden und nicht bis zum Speichervermögen der Solarbank E1600 von Anker mit 1,6 Kilowattstunden. Ein weiterer Unterschied ist, dass die HTW Berlin von einer Betriebszeit von nur 15 Jahren ausgeht, während Anker mit doppelt so vielen Jahren rechnet. Somit ergibt sich am Ende ein Unterschied von 5.773 Euro zwischen der Angabe von Anker und der Berechnung durch die HTW Berlin.

Wird davon ausgegangen, dass die Angaben von Anker für das Solix-Balkonkraftwerk korrekt sind, müssen demnach nur Nutzungsgrad und Strompreis korrigiert werden. Dann liegt die Abweichung schon deutlich niedriger, es ergibt sich aber immer noch “nur” eine Einsparung von knapp 6.800 Euro für die gesamte Betriebszeit von 30 Jahren. Aufs Jahr herunter gerechnet bedeutet das einen Betrag von 227 Euro. Eine Amortisierung des gesamten Balkonkraftwerks mit Anker Solix Solarbank E1600 kann somit nach ungefähr 10,5 Jahren erfolgen.

Der Solix-Speicher hilft beim Energiekosten-Sparen, kostet aber selbst auch bei der Anschaffung. Kosten und Nutzen müssen bei der Kaufentscheidung also gegeneinander abgewogen werden. © Anker

Für die Solarpanels des Solix-Balkonkraftwerks verspricht Anker übrigens tatsächlich eine Leistungsgarantie von 30 Jahren. Beim Energiespeicher liegt diese hingegen bei nur 15 Jahren. Die Webseite erklärt daher: “Möglicherweise ist ein Batteriewechsel erforderlich.” Dieser würde die Kosten natürlich noch einmal erhöhen und dadurch die Amortisierung verlängern.

CO2-Emissionen

Nicht zu vernachlässigen sind aber auch die CO2-Einsparungen, die sich durch den Betrieb des Balkonkraftwerks ergeben. Diese variieren ebenfalls – je nach Berechnungsmethode – zwischen knapp 8 (Berechnung mit Angaben von Anker und der HTW-Berlin) und 24 Tonnen (Anker-Rechnung). Zum Vergleich: Ein Liter Benzin verursacht etwa 2,5 Kilogramm CO2. Je nachdem, wieviel Benzin ein Auto verbraucht, werden auf 100 Kilometern zwischen 10 bis 20 Kilo CO2 produziert. 

Fazit

Die Solarbank E1600 von Anker ließ sich im Test sehr einfach zum Solix-Balkonkraftwerk hinzufügen. Die Speicher-Lösung musste lediglich mit den beiliegenden Kabeln zwischen Solarpanels und Wechselrichter geschlossen werden. Die Anleitung beschrieb den Vorgang mit einfachen Bildern, was die Installation noch einmal erleichterte. Die App-Steuerung bietet ebenfalls ein paar Hilfen, wurde aber dennoch als verwirrend empfunden und benötigt definitiv Zeit und ein wenig Übung. Laut Hersteller ist die App allerdings auch noch im Beta-Stadium. Auf Weiterentwicklungen ist also zu hoffen.
Preislich spricht Anker selbst von deutlich höheren Einsparmöglichkeiten bezüglich Energiekosten und CO2-Emissionen, als mit aktuellen Angaben tatsächlich möglich sind. Die Verbraucherzentrale (vzbv) rät daher im Moment auch noch von Speicher-Lösungen für Balkonkraftwerke ab: “Einzelne Herstellerbetriebe haben immer wieder mal kleine Batteriespeicher im Programm. Bisher gibt es aber noch keine Produkte, die finanziell attraktiv sind.” Im Moment liegt der Preis der Solarbank E1600 als Einzelgerät bei 1.199 Euro, in Kombination mit dem Anker-Solix-Balkonkraftwerk kostet die gesamte Anlage zwischen rund 1.600 und 2.000 Euro – je nach Ausführung.

  • PRO
    • Einfache Installation, Werkzeug-Schlüssel für Anschlusskabel dabei, Einsparung von Energiekosten und CO2 möglich, regenfest.
  • KONTRA
    • Hohe Investition, vzbv hält Speicher für “finanziell nicht attraktiv”, App-Steuerung etwas kompliziert, darf nicht direkt in der Sonne stehen.

Autorinnen-Foto von Dr. Lotta Kinitz in Farbe.

Dr. Lotta Kinitz schloss 2016 ihren Bachelor of Science an der HAW Hamburg ab. Anschließend absolvierte sie in Bonn den Master in Lebensmitteltechnologie und promovierte im Fachbereich für Haushaltstechnik. Ihre Doktorarbeit schrieb sie über mögliche Verbesserungen der Norm zur Prüfung von Geschirrspülmaschinen, um diese relevanter für Verbraucherinnen und Verbraucher zu machen.

Bei IMTEST ist sie seit 2022 ebenfalls vor allem dafür zuständig, dass unsere Produkttests wissenschaftlich, aber auch nachvollziehbar und relevant ablaufen. Dabei testet sie selbst mit Vorliebe alles, was im Haushaltsbereich zu finden ist: Von Küchenmaschinen, über Saugroboter und andere ‚smarte‘ Home-Geräte bis hin zu Waschtrocknern, Backöfen und Kaffeevollautomaten kommt bei ihr alles unters kritische Prüferinnen-Auge. Um stets auf dem Laufenden über Neuerungen zu bleiben, ist sie zudem Mitglied des Fachausschusses für Haushaltstechnik in der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft.

Ihre Ausbildung sowie ihre derzeitige, nebenberufliche Tätigkeit als Lehrbeauftrage für Haushaltstechnik und Physik an der HAW Hamburg geben ihr zudem die Grundlage für die Position der IMTEST-Expertin für Energiethemen, wie Balkonkraftwerke und mobile Powerstations.