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Motorradfahren: Das kosten Führerschein, Unterhalt, Wartung

Motorradfahren ist eine Leidenschaft – doch was kosten Führerschein, Unterhalt und Wartung einmal ganz nüchtern betrachtet?

Motorradfahrer fährt auf einer Harley Davidson eine Straße entlang.
© Harley Davidson

Motorradfahren ist für viele schlicht das schönste Hobby der Welt. Und tatsächlich wird ein motorisiertes Zweirad hierzulande meist in der Freizeit bewegt, selten im Alltag und schon gar nicht im Winter. Was wiederum bedeutet, dass das Bike in der Regel eine zusätzliche Anschaffung zum Alltagsauto darstellt. Auf welche Kosten man sich da einstellen sollte, hat IMTEST nachgerechnet.

Welcher Motorradführerschein für was?

Was manche nicht wissen: Wer den Autoführerschein (früher Klasse 3, heute B) besitzt, darf damit auch Kleinkrafträder, also Roller, Mopeds und Mokicks bis 50 Kubikzentimeter Hubraum, 4 kW (5 PS) Leistung und 45 km/h Höchstgeschwindigkeit bewegen. Viele Autofahrer haben daher auch ein Kleinkraftrad in der Garage – praktisch und spaßig für den Stadtverkehr und zum Brötchenholen am Wochenende. Kleinkrafträder, die es zunehmend auch mit sehr antrittsstarken Elektromotoren gibt, sind unschlagbar günstig im Unterhalt: Sie sind Zulassungs- sowie TÜV-befreit und benötigen lediglich ein Versicherungskennzeichen, das mit rund 50 Euro pro Jahr zu Buche schlägt.

Alle Zweiräder, die schneller als 45 km/h laufen, erfordern hingegen einen eigenen Führerschein: Die Klasse A1 für Leichtkrafträder bis 125 ccm und 11 kW (15 PS) lässt sich ab 16 Jahren erwerben, ab 18 dann die Klasse A2 für Krafträder bis 35 kW (48 PS) und – nach zweijähriger Fahrpraxis – ab dem 20. Lebensjahr schließlich die unbeschränkte Klasse A. Der direkte Einstieg in die “offene” Klasse A ohne vorherige Motorraderfahrung ist hingegen erst ab einem Alter von 24 Jahren möglich.

Die Kosten für einen Motorradführerschein variieren je nach Bundesland und persönlichen Vorkenntnissen stark – 1.500 bis 2.000 Euro sollte man jedenfalls einkalkulieren. Ein paar Hunderter lassen sich sparen, wenn Auto- und Motorradführerschein gleich zusammen erworben werden.



Motorrad kaufen – neu oder gebraucht?

Der Motorradführerschein ist bestanden, jetzt muss ein Bike her! Neu oder gebraucht, lautet die klassische Frage, mit den bekannten Vor- und Nachteilen. Ein gebrauchtes Motorrad kostet oft nur einen Bruchteil des Neupreises, dafür gibt es freilich keinerlei Garantie, bestenfalls eine kurze Gewährleistung beim Kauf vom Händler, die man dann womöglich auch noch einklagen muss. Wer sparen will oder muss, geht nun mal ein gewisses Risiko hinsichtlich künftiger Reparaturen ein. Die Gefahr eines Fehlkaufs wird jedoch geringer, wenn man sich mit der Technik ein wenig auskennt und das Motorrad (teilweise) selbst reparieren kann. Wer davon abgesehen ein bestimmtes älteres Modell oder gar ein Oldtimer-Motorrad sucht, muss sowieso gebraucht kaufen.

Älteres Motorrad steht im Sonnenschein vor einem Haus.
Wer ein gebrauchtes Motorrad kauft, spart sich den hohen Wertverlust der ersten Jahre © Peter Schad / Unsplash

Ein paar Beispiele zu den Anschaffungskosten: Solide Gebraucht-Bikes mit frischem TÜV gibt es ab rund 2.500 Euro, eine hübsche Honda-Enduro des Typs CRF300L mit 27 PS kostet neu 6.000 Euro. Wenn es etwas Schwereres sein soll: Für eine neue BMW oder Harley-Davidson werden schnell 10.000 bis 15.000 Euro oder auch deutlich mehr fällig.



Kfz-Steuer – reguläres Kennzeichen, Saison- oder H-Zulassung?

Das Projekt Motorrad nimmt weiter Fahrt auf: Führerschein und Bike sind vorhanden, nun muss das Zweirad angemeldet werden. Sollte es – wie in den meisten Fällen – ein reines Hobbyfahrzeug für die warme Jahreshälfte sein, bietet sich eine Saisonzulassung an, etwa vom 1. April bis zum 31. Oktober. Dieser Zeitraum wird auf dem Kennzeichen vermerkt, man spart sich das An- und Abmelden und bezahlt Versicherung und Steuer nur für die “aktive” Zeit. In der “passiven” Zeit außerhalb der angemeldeten Saison darf das Motorrad dann auch nicht mehr im öffentlichen Raum abgestellt sein.

Wer hingegen auch mal an einem sonnigen Dezembertag einen Ausritt machen möchte, lässt sein Bike mit einem konventionellen Kennzeichen das ganze Jahr über angemeldet – das kostet meist nicht die Welt, insbesondere wenn man über einen gewissen Schadenfreiheitsrabatt verfügt. Ist das Motorrad mindestens 30 Jahre alt, kommt grundsätzlich ein H-Kennzeichen in Betracht. In diesem Fall beträgt die Kfz-Steuer pauschal 46 Euro pro Jahr – womit sich das historische Nummernschild erst ab einem Hubraum oberhalb von 640 Kubikzentimetern rentiert, denn der reguläre Kfz-Steuersatz für Motorräder beträgt 1,84 Euro pro angefangene 25 Kubikzentimeter. Finanziell interessant ist die H-Nummer also vor allem für alte Harley-Davidsons, Indians oder andere hubraumstarke Oldtimer. Sparfüchse kombinieren H-Zulassung und Saison-Kennzeichen, auch das ist möglich.



Versicherung – Haftpflicht, Teil- oder Vollkasko?

In der Haftpflichtversicherung sind Motorräder wesentlich günstiger als Autos. Zwei Beispiele: Eine 34 PS starke BMW G 310 GS kostet einen bei der HUK versicherten 30-Jährigen bei 5000 Kilometern Jahresfahrleistung und 100 Prozent Beitragssatz rund 150 Euro in der Haftpflicht pro Jahr. Hinzu kämen etwa 30 Euro für die Teilkasko (bei 150 Euro Selbstbeteiligung) oder zirka 550 Euro für den Vollkaskoschutz (Eigenbeteiligung: VK 300 Euro, TK 150 Euro).

Am Beispiel der Supersportmaschine BMW S 1000 RR mit 207 PS kämen auf den gleichen, bei der HUK versicherten 30-Jährigen rund 620 Euro pro Jahr für die Haftpflichtversicherung zu, darüber hinaus etwa 350 Euro für die Teilkasko (150 Euro SB) – ohne eventuelle Schadenfreiheitsrabatte, wohlgemerkt. Angesichts der Performance dieses 300-km/h-Geschosses und in Relation zu einem Sportwagen ist das immer noch sehr günstig. Der Vollkaskoschutz für die BMW S 1000 RR würde allerdings stramme 5.000 Euro kosten (Selbstbeteiligung: VK 300 Euro, TK 150 Euro). Nun, auch das kostet bei einem exklusiven Sportwagen eher mehr – wenn sich überhaupt eine Versicherung findet, die für solch ein “Risiko” einen Vollkaskoschutz anbietet.

Mann auf Motorrad mit Motorradhelme.
Sicherere Kopfschutz ist elementar : Eine neue Prüfnorm (“ECE-R 22.6”) für Motorradhelme tritt ab Juni 2022 in Kraft. © Sourav Mishra/Pexels

Was kostet die unverzichtbare Schutzkleidung?

Da ein Motorrad keine schützende Karosserie bietet, muss man mit entsprechender Schutzkleidung – so gut es geht – selbst vorsorgen. Neben dem vorgeschriebenen Helm sind auch Handschuhe mit Protektoren, stabile Schuhe sowie Motorradjacke und -hose beziehungsweise Kombi unverzichtbar. In Sachen Reiß- und Abriebfestigkeit ist die klassische Lederkombi immer noch unschlagbar. Ähnlich guten Schutz bietet das etwas alltagstauglichere Ensemble aus Lederjacke und -hose – hier kann man bei der Mittagsrast immerhin die schwere Jacke ablegen.

Kaum schlechter ist moderne Textil-Motorradbekleidung mit Gore-Tex, die leichter, bequemer und atmungsaktiver ist als die klassische Lederkluft. So oder so, in Motorradkombis beziehungsweise -Jacken und -Hosen sind in der Regel bereits Protektoren für besonders gefährdete Körperregionen eingearbeitet – meist für Ellbogen, Knie und Schienbeine, manchmal auch für Becken, Nacken und das Rückgrat. Insbesondere Letzteres sollte gut geschützt sein – hier empfiehlt sich gegebenenfalls ein separater Rückenprotektor zum Tragen unter der Kombi oder Jacke. Auch einzelne Protektoren für Ellbogen-, Knie- oder Hüfte zum Tragen unter der Schutzkleidung sind erhältlich.

Summa summarum kommen für eine ordentliche Schutzmontur schnell 1000 bis 1500 Euro zusammen – doch das sollte einem die eigene Haut wert sein. Lieber ein nicht ganz so teures Motorrad kaufen und das gesparte Geld in die Sicherheit investieren.



Wartung und Reparaturen

Auch hier gibt es keinen Königsweg. Wer ein nagelneues Bike gekauft hat, wird es, alleine schon aus Gewährleistungsgründen regelmäßig vom Vertragshändler warten lassen. Zumindest für die ersten Jahre. Fiel die Wahl jedoch auf die patinierte Yamaha SR 500 aus den 1980er Jahren für 2000 Euro, wird meist selbst geschraubt und nur in schweren Fällen eine freie Werkstatt konsultiert. Das spart viel Geld und macht zudem Spaß. In der Vertragswerkstatt kostet die Arbeitsstunde hingegen zwischen 70 und 150 Euro, je nach Region. Motorräder haben übrigens meist kürzere Inspektionsintervalle als Autos.

Grob über den Daumen gepeilt sind im Fall einer neuen Maschine 300 Euro für die jährliche Wartung zu investieren. Der Selbstschrauber mit dem älteren Bike kauft und wechselt das Motoröl selbst, kümmert sich auch um alle weiteren Wartungsarbeiten und besorgt sich manch ein Ersatzteil gebraucht bei Ebay.

Straßenverlauf aus der Sicht eines Motorradfahrers – in der Ferne sind Berge uns ein See zu sehen.
Gut investiertes Geld: Fahrsicherheitstrainings kosten ab 200 Euro und verbessern die Fahrzeugbeherrschung in kritischen Situationen © Rick Oldland / Unsplash

Pro und Contra Fahrsicherheitstraining

Wie bereits angesprochen, kann man beim Hobby-Motorrad an der ein oder anderen Stelle viel Geld sparen. Etwa wenn man ein gebrauchtes statt eines neuen Bikes kauft, oder Wartungen und Reparaturen selbst erledigt. Das gesparte Geld sollte in die Sicherheit investiert werden, wie etwa eine hochwertige und umfassende Schutzbekleidung. Und in ein Fahrsicherheitstraining, wie es etwa der ADAC zu Preisen ab rund 200 Euro anbietet. Auch wer sich noch so fest im Sattel wähnt, kann hier unter Garantie noch etwas dazulernen. Alleine schon deshalb, weil sich Vollbremsungen, Ausweichübungen oder Slalomfahren auf der öffentlichen Straße kaum üben lassen. Und für echte Könner gibt es Rennstreckentrainings, die die Fahrzeugbeherrschung weiter perfektionieren.

Fazit

Einigermaßen kalkulierbar sind nur die Kosten für den Führerschein (1.500 bis 2000 Euro). Sowie für die unverzichtbare Schutzkleidung (1.000 bis 1.500 Euro inklusive Helm). Das Motorrad selbst, Steuer, Versicherung, Wartung und Reparaturen belasten den Geldbeutel dagegen individuell. Doch wer ein gebrauchtes oder ein günstiges neues Motorrad kauft, sollte alles in allem mit 10.000 Euro seine erste Saison bestreiten können.

Porträtfoto

Als Leiter des Ressort Verbrauchertest und Mitglied der Chefredaktion sorgt Jan Bruns zusammen mit dem gesamten Testteam unter anderem dafür, dass Tests, aber auch Erhebungen und Umfragen bei IMTEST auf einer soliden und transparenten Grundlage stehen und stets einheitlich durchgeführt werden. Besonders gerne erschließt er neue Themenfelder und entwickelt dazu neue Testverfahren. Praxisfern ist er aber nicht: Jan Bruns steht auch regelmäßig im IMTEST-Labor und testet selbst von Kaffeemaschinen bis zu Monitoren nahezu alles. Jan Bruns ist studierter Politologe, seit knapp 20 Jahren ausgebildeter Redakteur und hat vor IMTEST über zehn Jahre als Redakteur und Projektleiter bei Computerbild gearbeitet. Er ist am besten erreichbar per eMail.