Warum fordern sich viele Menschen immer wieder selbst zu einer Art Wettkampf heraus? Warum setzen sie sich inzwischen auch beim Sport Ziele, die eigentlich nur Profi-Sportler erreichen können? Warum fällt es so schwer, sich selbst einzuschätzen? Unser Kolumnist hat Sorge, dass es immer höher, schneller und weiter sein muss.
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Höher, weiter, besser! Über unrealistische Ziele…
Es sind diese verführerischen Bilder, die auf Insta, TikTok, Facebook und all den anderen Plattformen zu sehen sind: Schwitzende, schöne Menschen, perfekte Figuren. Sie geben sich wie Super-Sportler, und je krasser die Herausforderung, desto besser. Inzwischen tauchen immer mehr Menschen in den sozialen Netzwerken auf, die suggerieren, dass extreme Trail-Läufe im Gebirge total normal sind. Dass sie jede Woche einen Marathon laufen, dass Schweiß einfach nur Schwäche ist, die den Körper verlässt. Und genau diese Botschaften sind selbstverständlich totaler Unsinn. Hochleistungssport ist nicht für jeden geeignet. Und ein Marathon ist Leistungssport pur! Das sollten wir nicht vergessen.
Inzwischen frage ich mich sogar, wann wir als Gesellschaft falsch abgebogen sind. Nicht nur im Job muss es immer höher und weiter gehen, jetzt ist der Wettkampf schon im Privatleben angekommen. Ziele, die wir uns setzen, sind teilweise viel zu hoch angesetzt. Das macht mir Sorge.
Nichts gegen Ziele, aber…!
Um es klar zu sagen: Ich mag Ziele. Ich finde, dass es für jeden von uns wichtig ist, Ziele im Leben zu haben, gar keine Frage. Aber realistisch müssen sie sein, denn sonst kann es schnell ungesund werden. Nicht nur für den Körper ist Überforderung gefährlich, und kann üble Verletzungen mit sich bringen, auch die Seele leidet. Wer (zu hohe) Ziele nicht erreicht, wird gefrustet sein. Frust ist auf Dauer ein Turbo für Depressionen. Und in der Tat hat sich so mancher in eine Depression regelrecht hineingelaufen. Und zwar völlig ohne Not. Hätten diese Menschen die Ziele nur nicht so hoch gesetzt.
Ja, es mag verführerisch sein, wenn ein Freund von seinem ersten Marathon erzählt. Es mag einen selbst antreiben, wenn eine Freundin von einem Trail durch Sturm und Schnee in den Bergen berichtet. Um dieses Ziel zu erreichen, werden sie sehr wahrscheinlich lange und ausführlich trainiert haben. Nicht jeder Mensch ist rein physisch in der Lage, Leistungssport zu betreiben, und das ist auch gut so. Ich bin sogar fest davon überzeugt, dass nur ein kleiner Teil der Bevölkerung auf Dauer wie ein Profi performen kann. Um überhaupt ein Ziel beim Sport erreichen zu können, braucht es eine realistische Einschätzung der eigenen Möglichkeiten. Und wer das selbst nicht alleine leisten kann, sollte sich externe Hilfe holen. Sportpsychologen, Orthopäden, Sportwissenschaftler gibt es nahezu an jeder Ecke, jedenfalls in jeder großen Stadt in Deutschland. Und diese Hilfe sollte man in Anspruch nehmen. Danach erst sollten Sie mit viel Motivation starten.
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Step by Step. Mit echter Motivation zum persönlichen Ziel
Echte Motivation kommt von innen. Wer seine eigenen Ziele (seien sie zunächst noch so klein, dafür aber realistisch) regelmäßig erreicht, wird sich vor Motivation zum Weitermachen gar nicht retten können. Schon sind Sie auf dem besten Weg, zum perfekten Läufer oder Sportler zu werden. Vielleicht steht am Ende tatsächlich ein Marathon. Wenn das Ihr größter Wunsch ist, warum nicht. Aber ein Marathon ist für den Laufanfänger so unrealistisch wie für den Skianfänger die Lauberhorn-Abfahrt.
Nehmen Sie sich daher vielleicht erst einmal vor, nach drei bis vier Wochen 30 Minuten am Stück laufen zu können. Wenn Sie viel gelaufen sind und wieder einsteigen wollen, könnte es ein Ziel sein, zunächst wieder 60 Minuten am Stück laufen zu können. Beginnen Sie mit zwei bis drei Laufeinheiten pro Woche. Achten Sie dabei auf Ihren Puls. Dieser ist Ihr Gradmesser für einfach alles.
Beginnen Sie mit 15 bis 20 Minuten Läufen. Dabei ist es völlig okay, wenn Sie zwei Minuten laufen und zwei Minuten gehen. Steigern Sie Ihre Läufe langsam. Bis Sie durchlaufen können, ohne gehen zu müssen. Dann weiten Sie Ihre Läufe aus. Stück für Stück. Sie werden an Gewicht verlieren, Sie werden schneller werden, Sie werden sich besser fühlen, und Ihre Läufe werden automatisch länger. Das passiert von selbst, sie müssen sich gar kein Ziel setzen.
Körper und Geist mitnehmen
Man merkt sehr schnell, dass sich Körper und Geist auf die neue Belastung einstellen. Ist dies geschehen, will man automatisch mehr. Und so steckt man sich vielleicht ein neues Ziel. Ist das dann erreicht, weitet man es aus.
Selbstverständlich wird es auch Rückschläge geben. Vielleicht eine Verletzung, eine lange Grippe, oder eine private Angelegenheit, all das kann einen auch zurückwerfen. Dann gilt es, das Ziel wieder neu in Angriff zu nehmen. Es sind jedoch die kleinen Schritte, die Zeit brauchen. Bis sie eines Tages große Schritte werden. Kleine Schritte sind realistisch und nachhaltig. Große Schritte bringen einen weiter, aber nicht am Anfang. Nochmal: Die beste Motivation kommt von innen. Etwas geschafft zu haben, tut unglaublich gut. Aber eben nicht um jeden Preis. Und schon gar nicht sollte man etwas für Instagram erreichen, sondern nur für sich selbst.