Schlafprobleme sind weit verbreitet. Fast ein Drittel der Menschen kann nicht gut Ein- oder Durchschlafen. Die Folge: Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Abgeschlagenheit. Im Extremfall droht eine dauerhafte Schlafstörung mit langfristigen Konsequenzen für Psyche und Gesundheit. Um wieder geruhsam in den Schlaf zu finden, kann die Analyse des eigenen Schlafverhaltens nützlich sein. IMTEST zeigt, wie eine Smartwatch dabei helfen kann.
Warum sollte man den Schlaf messen?
Bei anhaltendem Schlafmangel und Müdigkeit kann es sich lohnen, das eigene Schlafverhalten zu erfassen. So können gegebenenfalls Muster und Verhaltensweisen aufgedeckt werden, die den Schlaf beeinträchtigen. Etwa zu spätes, intensives Training oder zu große Mahlzeiten direkt vor der Schlafenszeit. Mit einer Erfassung aller Parameter kann das Verhalten angepasst werden, um den eigenen Schlaf zu verbessern. Frei nach dem Motto: Kenne dich selbst, dann schläfst du besser.
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Wie hilft die Smartwatch bei der Schlafanalyse?
Eine moderne Smartwatch ist in der Lage, wichtige Parameter und Informationen über 24 Stunden zu messen und aufzuzeichnen, ohne dass aktiv ein Schlaf-Tagebuch oder Verhaltens-Notizen geführt werden müssten. Der große Smartwatch-Vergleichstest von IMTEST zeigt dabei, welche Smartphone-Erweiterung am Handgelenk besonders präzise misst.
Dieses unbewusste Aufzeichnen von Informationen ist besonders praktisch, da auf diese Weise unbeeinflusste Daten entstehen. Etwa zu (fehlender) Bewegung, Fettverbrennung oder unruhigem Schlaf. Natürlich sollte die Uhr zu diesem Zweck immer getragen werden. Insbesondere Nachts sollte das Gerät in einer Analyse-Phase nicht auf dem Nachttisch liegen. Vor allem Herzfrequenz- und Bewegungssensor müssen zudem durchgehend aktiviert sein, wenn das Gerät diese Funktionen unterstützt.
Welche Schlaf-Parameter werden erfasst?
Natürlich ist eine Smartwatch kein allumfassendes Überwachungstool, das jede Nahrungsaufnahme oder Verhaltensweise erkennt. Trotzdem werden wichtige Parameter aufgezeichnet, die Einfluss auf die Schlafqualität haben können. Dazu gehören:
- Anzahl der Schlafstunden
- Bewegung während des Schlafs
- Schlafqualität
- Schlafzyklus-Verteilung
- Länge des leichten Schlafs
- Länge des tiefen Schlafs
- Länge des REM-Schlafs
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Bewegungssensor und Herzfrequenzsmesser: Wie erkennt eine Smartwatch Schlaf?
Eine Smartwatch kann aus der Datenanalyse ihrer Sensoren erkennen, ob ihr Träger schläft oder nicht. Besonders relevant sind dafür der Bewegungssensor und der Herzfrequenzmesser.
Der Bewegungssensor ist ein kleines Accelerometer innerhalb des Gehäuses. Die Uhr erfasst so Erschütterungen, Bewegungen und Beschleunigung. So kann sie zum Beispiel erkennen, wie viele Schritte gemacht oder wie viele Stockwerke zurückgelegt wurden. Im Schlaf ist die Bewegung reduziert. Der Sensor zeichnet trotzdem jede Bewegung auf.
Der Herzfrequenzmesser zeichnet die Häufigkeit des Herzschlages ihres Trägers auf. Dies ist ein anderer Wert als der Blutdruck. Den kann eine Smartwatch nicht ohne weiteres erfassen. Die Uhr nutzt dazu eine meist grünliche LED auf ihrer Unterseite, welche die oberen Hautschichten durchleuchtet. Ein Lichtsensor kann auf Basis der Reflexionen erkennen, wie viel Blut sich durch die Adern am Handgelenk bewegt. Die Uhr “sieht” sozusagen den Puls, der auch am Handgelenk tastbar ist. Im Schlaf sinkt die Herzfrequenz ab. So weiß die Smartwatch, wann ihr Träger ruht. Beim Sport steigt die Frequenz hingegen, wodurch das Gerät erkennt, dass man gerade aktiv ist.
Eine Smartwatch bildet aus den ihr zur Verfügung stehenden Daten einen Schlafwert ab, der, je nach Software und Betriebssystem, eigenen Regeln folgt. Überwiegend wird die Länge der Schlafphasen abgebildet, dazu die Gesamtzeit des Schlafs. Dazu kommt eine in Zahlen gefasste Qualitätsbewertung, die häufig in Punkten oder Prozent bemessen wird. So kann man über einen längeren Zeitraum Schlafprofile erstellen, die immer auf vergleichbaren Messungen basieren.
Zuverlässigkeit und medizinischer Nutzen
Moderne Smartwatches erfassen ihre Daten meist recht zuverlässig und konstant. Trotzdem sind gerade Bewegungssensoren fehleranfällig, da sie eben nur eine Beschleunigung messen. Die Software kombiniert Bewegungsdaten dann etwa mit GPS-Aufzeichnungen, um zum Beispiel einen Spaziergang von einer Autofahrt zu unterscheiden. Das wird im Schlaf natürlich schwieriger. Trotzdem liefert auch dieser Sensor einen soliden Indikator für nächtliches Umherwälzen.
Ähnliches gilt für den Herzfrequenzsensor: Obwohl die Technologie gut funktioniert und in Einzelfällen sogar bereits Herzerkrankungen festgestellt hat, die dem Träger noch nicht bewusst waren, ist die Messung keine hochpräzise medizinische Untersuchung. Diese kann nur von einem Arzt vorgenommen werden. Stattdessen sind die Werte eher als Hinweis und persönliche Analyse zu verstehen, die immerhin eine gute Daten-Grundlage für das eigene Schlafverhalten bieten.
Bei einer längerfristigen Schlafstörung ist es ratsam, einen Fachmediziner zu Rate zu ziehen. Die per Smartwatch erfassten Daten können hier aber als Anamnese-Grundlage dienen.