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Fernglas-Vergleichstest: 5 Premium-Modelle für Outdoor-Fans und Hobby-Ornithologen

Wie gut sind Marken-Ferngläser, die rund 1.200 Euro kosten?

Foto mit 5 Ferngläsern, die auf einem Tisch stehen.
© IMTEST

Im letzten Sommer hat IMTEST fünf Marken-Ferngläser zwischen 180 und 350 Euro zum Test gebeten. Am Ende lagen zwei japanische Fabrikate vorn: Das Kowa SV II 8×32 sicherte sich mit einer Gesamtnote von 2,0 den Testsieg, nur knapp dahinter lief mit einer 2,1 der Preis-Leistungs-Sieger Nikon Prostaff P7 8×30 ein.

Natürlich stellen solche durchaus guten Ferngläser aber noch nicht das Ende der Fahnenstange dar: Wer beim Beobachten von Vögeln, beim Wandern oder bei der Jagd viel Wert auf astreines Handling und die beste Optik legt, der kann auch tiefer in die Tasche greifen – also deutlich tiefer. Aber bekommt man dann auch deutlich bessere Qualität? Sprich ein schärferes und helleres Bild, hochwertigeres Zubehör und ein generelles Plus bei der Bedienung? Diesen Fragen ist IMTEST auf den Grund gegangen.



Fünf Premium-Geräte, die preislich zwischen 1.150 und 1.290 Euro liegen, mussten sich beim IMTEST-TÜV vorstellen. Abgefragt wurden nicht nur die Qualität der Optik und die Haptik der Ferngläser, sondern auch die generelle Ausstattung sowie Aspekte rund um Garantie, Verpackung und Reparierbarkeit. Und das in einem praxisnahen, aufwändigen Testverfahren, damit Sie auch wirklich sicher sein können, am Ende die bestmögliche Kaufberatung zu erhalten.

  • Das Fernglas Leica Trinovid HD vor weißem Hintergrund.
  • Der Fernglas Nikon Monarch HG vor weißem Hintergrund.
  • Das Fernglas Kite Bonelli 2.0 vor weißem Hintergrund.
  • Das Fernglas Zeiss Conques HD vor weißem Hintergrund.
  • Das Fernglas Vortex Razor HD vor weißem Hintergrund.

Fünf Ferngläser im Test: Von Leica über Nikon bis Zeiss

Die Testkandidaten sind: das Leica Trinovid 10×42 HD, das Nikon Monarch HG 10×42, das Kite Bonelli 2.0 10×42, das Zeiss Conquest HD 10×42 und das Vortex Razor HD 10×42. Wie an den Zahlen hinter den Produktreihen zu erkennen ist, eint das Format “10×42” die fünf Geräte. Das bedeutet: 10-fache Vergrößerung bei einem Objektiv-Durchmesser von 42mm. Diese Variante hat sich bei vielen Outdoor-Fans und Hobby-Ornithologen als beliebtes Standardformat etabliert.

Eine 10-fache Vergrößerung ist praxistauglich für die allermeisten Beobachtungssituationen, gleichzeitig sind Ferngläser mit 42mm Objektiv-Durchmesser meist noch einigermaßen kompakt. Generell kann man sagen, dass größere Frontlinsen mehr Licht ins Fernglas lassen und somit für ein helleres Bild sorgen. Weitere Infos zu den Komponenten und Fachbegriffen rund um Ferngläser finden Sie in unserem Glossar.

Augenmuscheln
Die meist in zwei bis drei Stufen herausdrehbaren Plastik-Schalen, durch die man ins Fernglas blickt. Sie schirmen das Auge von seitlichem Lichteinfall ab und helfen, sich auf den Blick durchs Fernglas zu konzentrieren. Brillenträger belassen die Augenmuscheln im nicht herausgedrehten Zustand, weil sie durch die Brille schon mehr Abstand zum Okular haben.

Bauweise: Dachkant oder Porro
Diese beiden Begriffe bezeichnen die gängigen Bauarten aller Ferngläser. “Porros” sind die breiten, altmodisch wirkenden Ferngläser, wie man sie z. B. von der Bundeswehr kennt. Dachkant-Ferngläser sind schlanker und kompakter, aber mitunter länger – diese Bauweise hat sich durchgesetzt. Entscheidend dafür ist die Anordnung der Linsen: Porro-Gläser sind schematisch simpler, der Aufbau der Prismen braucht aber mehr Platz in der Breite. Dachkant-Ferngläser sind komplizierter und schwerer zu bauen – mit fortschreitender Ingenieursleistung wurden sie jedoch immer besser und stellen heute sowohl den Löwenanteil als auch die qualitative Speerspitze moderner Ferngläser dar.

Dioptrien-Ausgleich
Das ist der Mechanismus – meist am rechten Objektiv, manchmal in den Mitteltrieb integriert –, mit dem Unterschiede in der Sehstärke zwischen den beiden Augen ausgeglichen werden.

Gummiarmierung
Die weichere Schicht auf der Außenhülle des Fernglases. Eine Gummiarmierung sorgt einerseits für den nötigen Grip (auch bei feuchten Händen), andererseits schützt es das Fernglas bei Stößen. Beim Hersteller Zeiss kommt beispielsweise Nitril-Butadien-Kautschuk zum Einsatz.

Mitteltrieb
Das zentrale Einstellrad zwischen den beiden Objektiv-Tuben. Hier wird mit nur einem Finger das Bild scharfgestellt.

Objektiv-Durchmesser
Die zweite Zahl in der Bezeichnung vieler Ferngläser – im vorliegenden Test sind das „32“ bzw. „30“ und “42”. Sie gibt den Durchmesser der weitere von den Augen entfernten Öffnung beim Fernglas an. Es gilt: Je größer der Objektiv-Durchmesser, desto mehr Licht gelangt ins Fernglas. Kompakt-Gläser haben meist 32 oder 40mm, Ferngläser mit 50mm oder mehr sind vor allem für Aktivitäten in der Dämmerung gedacht, z. B. bei der Jagd.

Schärfentiefe
Dies bezeichnet den Bereich, in dem der Benutzer das Gesehene durch die Optik als scharf wahrnimmt. Besitzt ein Fernglas eine große Schärfentiefe, dann ist der als scharf empfundene Bereich breiter als bei einem Fernglas mit geringer Schärftentiefe. Weil man dann seltener nachfokussieren muss, kann langes Beobachten weniger ermüdend sein.

Sehfeld
Das Sehfeld eines Fernglases wird meist in Metern angegeben. Die Zahl beschreibt, wie groß der sichtbare Bildausschnitt auf eine Entfernung von 1.000 Metern ist. Generell gilt: Je größer das Sehfeld, desto besser.

Vergrößerung
Die erste Zahl in der Bezeichnung vieler Ferngläser – im vorliegenden Test ist das die „8“ bzw. “12”. Das heißt: Der Blick durchs Glas lässt Objekte achtmal bzw. zwölfmal so groß erscheinen wie mit bloßem Auge.

Vergütung
Generell möchte man die Lichtreflexionen auf der Linse minimieren – es soll weniger Licht reflektiert werden und mehr ins Objektiv eindringen. Während bei einem einfachen Fernglas nur rund 50% des Lichts ankommen, schafft ein vollvergütetes Glas schon Werte von 75%. Durch sogenannte Mehrfach-Vollvergütung kommen Top-Gläser auf eine Transmission (Lichtdurchlässigkeit) von über 90%. Diese Vergütung erreicht man durch das komplizierte Aufdampfen verschiedenster, hauchdünner Schichten auf das Glas.

  • Foto mit 5 Ferngläsern, die auf einem Tisch liegen.
  • Fünf Ferngläser liegen auf einer Holzbank, dahinter sieht man einen See.

Wie die fünf Test-Kandidaten in den einzelnen Kategorien von Ergonomie über Ausstattung bis Optik und Garantie abschneiden, das erfahren Sie im folgenden. Für die optimale Vergleichbarkeit werden pro Kategorie alle fünf Ferngläser abgehandelt, am Ende folgt dann das Gesamtfazit mit einem Test- sowie einem Preis-Leistungssieger.

Außerdem bietet IMTEST zwei Einzeltests zu den Geräten Zeiss Conquest HD 10×42 und Leica Trinovid 10×42 HD an, falls Sie nur an einer Kaufberatung zu diesen beiden Marken interessiert sind.

Haptik & Bedienung: Bei Leica, Nikon und Kite

Los geht es mit dem Leica Trinovid HD: Das schwarze, kompakte Fernglas wiegt 730g und fasst sich ausgesprochen gut an. Das betrifft sowohl die griffige Gummiarmierung als auch das Handling der beweglichen Teile. Das Knicken der Fernglasbrücke und der Mitteltrieb sind ebenso hochwertig wie leichtgängig. Auch die Augenmuscheln begeistern mit vielen knackigen Einstellstufen. Mit einer Note von 1,2 bei der Handhabung ist das Leica-Gerät klar der Primus im Testfeld.

Nikons Monarch HG macht seine Sache ebenfalls richtig gut: Mit 680g ist es das leichteste Glas, gleichzeitig liegt es sehr gut in der Hand und fühlt sich so schlank wie wertig an. Fans klassischer Spiegelreflex-Kameras freuen sich über die ähnliche Haptik. Auch die Augenmuscheln überzeugen und das Fernglas lässt sich angenehm leicht knicken. Nur der Mitteltrieb kann da nicht mithalten: Das Einstellrad ist weniger hochwertig als beim Leica und etwas zu schwergängig.

Das Fernglas Nikon Monarch HG, in der linken Hand gehalten. Man sieht es von oben.
Ein schönes Gerät. Die klassische Optik des Nikon Monarch HG erinnert an Retro-Kameras. © IMTEST


Beim Mitteltrieb schwächelt auch Kites Bonelli 2.0: Die Bedienung des Drehrades fühlt sich zwar genau an, ist aber deutlich zu leichtgängig. In Verbindung mit der geringen Schärfentiefe des Bonelli empfindet man das Beobachten auf Dauer deshalb als vergleichsweise anstrengend. Top ist dagegen die Haptik der Augenmuscheln, sie bekommen auch mit nur drei Einstellstufen sehr gute Noten. Generell liegt auch das Bonelli gut in der Hand, trotz des hohen Gewichts von 840g. Das Gerät ist klasse verarbeitet und in puncto Handgefühl auf jeden Fall das Außergewöhnlichste im Testfeld, mit seinen leicht eckigen Fernglas-Tuben und den Fingermulden an der Unterseite.

Ein Fernglas vom Hersteller Kite, auf steinigem Untergrund. Der Zeigefinger einer Hand ruht auf dem Fernglas.
Der Mitteltrieb zum Scharfstellen des Bildes ist beim Kite Bonelli 2.0 zu feingängig. © IMTEST

Haptik & Bedienung: Bei Zeiss und Vortex

Wie im Einzeltest ausgeführt, vermittelt auch Zeiss‘ Conquest HD ein richtig gutes Gefühl bei der Bedienung. Es ist schwer, top verarbeitet und wirkt so, als würde es seinem Besitzer über viele Jahre hinweg gute Dienste leisten. Sowohl der Mitteltrieb als auch das Knicken der Brücke sind allerdings recht schwergängig. Auch die Augenmuscheln, die eigentlich super anliegen, rasten etwas rustikal ein. Die Gummiearmierung ist ausgesprochen rutschfest.

In puncto Handhabung reiht sich das Vortex Razor HD hauchzart hinter Zeiss und Nikon ein. Das ganze Gerät wirkt wertig, die Oberfläche ist griffig. Stark sind der sehr genaue, leichtgängige Mitteltrieb, auch das Knicken des Fernglases vermittelt Qualität. Einen Tick geschmeidiger könnte es in letzterem Punkt dennoch sein. Wie das Leica zum Beispiel. Abzüge für Vortex gibt es bei den Augenmuscheln, die sind zwar weich und gut geformt, die Einstellstufen rasten aber nicht besonders gut ein, sondern bleiben etwas schwammig.

Ein grünes Fernglas liegt auf steinigem Untergrund, daneben steht ein schwarzes Fernglas.
4x schwarz, 1x olivgrün. Der Preis-Leistungssieger von Vortex ist das einzige nicht-schwarze Fernglas im Testfeld. © IMTEST

IMTEST hat alle fünf Test-Ferngläser übrigens auch mit Brille ausprobiert und war erfreut über die gute Benutzbarkeit. Brillenträger müssen zwar mit einem kleineren Bildausschnitt leben, hier machen die Premium-Modelle aber generell einen spürbar besseren Job als die getesteten Geräte in der gehobenen Einstiegsklasse.

Alle Test-Ergebnisse im Detail

In der ausführlichen IMTEST-Tabelle finden Sie penibel aufgelistet alle wichtigen Informationen zu den fünf Test-Ferngläsern und erfahren, wie die Geräte in den einzelnen Bewertungskategorien abgeschnitten haben.

Diese IMTEST-Noten gelten zwar nur für die Variante 10×42, in der Regel können Sie aber davon ausgehen, dass auch andere Versionen der getesteten Produktlinien, z. B. in Ausführungen von 8×32 bis 15×56, ähnlich abschneiden würden. Als Kaufberatung für ein Zeiss Conquest HD 10×32, ein Leica Trinovid 8×42 oder ein Vortex Razor HD 12×50 besitzt der Test also dennoch Aussagekraft.

Die optische Qualität: Bei Leica, Nikon und Kite

Obwohl der Name Leica viel Renomee besitzt, wenn es um optische Geräte geht, reichte es im Test – äußerst knapp – nur zum vorletzten Platz in der Kategorie Optik. Der bekommt allerdings immer noch die Teilnote 1,6! IMTEST war beim Trinovid 10×42 HD begeistert von der sehr hohen Schärfe im Nahbereich, in allen anderen Sehtests war die Schärfe aber nur hoch. Die natürliche Farbwiedergabe und der hohe Kontrast verdienen Lob, die teils erkennbaren Farbsäume sorgen – gerade im Vergleich zum Zeiss – aber für ein etwas unruhigeres Bild. Pluspunkt: Die kürzeste Naheinstellgrenze im Testfeld, mit nur 1,6m. Das sorgt dafür, dass man selbst sehr nahe Objekte schon scharfstellen kann. Allerdings schneiden hier auch die vier Konkurrenten gut ab: Beim Vortex sind es 1,8m, bei Nikon, Zeiss und Kite 2m.



Nikon war in der Kategorie Optik um eine Zehntel-Note besser als Leica: Dem Monarch HG 10×42 kann man in der Nähe, am Labortest-Stand und in puncto Randschärfe sehr hohe Schärfewerte attestieren. Nur im kritischen Fernbereich gibt es leicht Defizite. Eine optische Verzeichnung ist quasi nicht vorhanden, dafür ist die Farbwiedergabe etwas zu kühl. Störende Farbsäume traten beim Monarch HG nur in sehr geringem Maße auf.

Kite belegt bei der optischen Qualität den letzten Platz: Im Nahbereich hatte IMTEST hier gar nichts auszusetzen, in der Ferne, an den Rändern der Linsen und auch am Labor-Teststand war die Schärfe aber etwas niedriger als bei der Konkurrenz von Nikon, Leica und Vortex. Der Abstand zum Zeiss ist sogar deutlich. Lobenswert sind dagegen die natürliche Farbwiedergabe und die nur sehr leichte Kissenverzeichnung. Farbsäume sind bisweilen vorhanden, aber nicht groß störend.

Die optische Qualität: Bei Zeiss und Vortex

Ginge es rein um die optische Qualität der Gläser, wäre das Zeiss Conquest HD der klare Testsieger. In allen Test-Bereichen war die Schärfe der optischen Abbildung sehr hoch, auch in puncto Farbsäume gab es fast nichts zu meckern. Die Farben sind satt, kontrastreich und natürlich, eine Kissenverzeichnung ist nur ganz leicht auszumachen. Wie im Einzeltest bereits ausgeführt, reicht das Zeiss Conquest HD 10×42 dabei sehr nahe heran an die absolute Fernglas-Spitzenklasse, die oft das Doppelte kostet.

Das Vortex Razor HD sichert sich, auf Augenhöhe mit Nikon, einen starken zweiten Platz in dieser Kategorie. Egal ob nah oder fern, in den Randbereichen oder im Neonlicht am Prüfstand, die Schärfe war immer sehr hoch. Farbsäume sind kaum vorhanden, auch die Verzeichnung ist sehr gering. Leichte Abzüge gibt es bei der Farbwiedergabe, die ist gut und noch natürlich, aber etwas zu warm.

  • Ein Mann mit gelber Jacke und Mütze steht in der Natur, er hält ein Fernglas in der Hand und blickt nach rechts aufs Schilf.
  • Mann mit gelber Outdoor-Jacke und Mütze schaut mit einem Fernglas ins Schilf.

Ausstattung, Lieferumfang, Garantie & Co: Beim Leica Trinovid HD

Wie alle anderen Geräte im Testfeld verfügt das Leica Trinovid HD über einen Dioptrienausgleich. Damit werden Unterschiede in der Sehstärke zwischen den Augen korrigiert, meist sind bis zu vier Dioptrien möglich. Bei allen fünf Geräten sitzt diese Einstellung in Form eines Drehrings unter dem rechten Okular und verrichtet ohne Probleme ihren Dienst.

Ein Stativgewinde gibt es beim Leica (im Gegensatz zu allen vier Konkurrenten) nicht, wer das Fernglas für lange Sitzungen auf einem Stativ anbringen möchte, kommt um eine Ersatzlösung per Stativadapter nicht herum. Dafür ist die mitgelieferte Tasche robust und hochwertig, der Fernglas-Gurt angenehm weich und breit. Auch die Augenmuschelkappen und die Objektiv-Schutzdeckel – angebracht durch einen Gummiring – sind so funktional wie hochwertig.



Das Trinovid 10×42 HD kommt in einer üppigen, schicken Verpackung daher, in der leider auch Plastik steckt. Lob verdient dagegen die Garantie von zehn Jahren und die Tatsache, dass Leica natürlich einen Reparaturservice anbietet (für den defekte Ferngläser allerdings ins Servicezentrum nach Portugal geschickt werden müssen).

Ein Fernglas steht auf einem Stein, es sind Regentropfen darauf zu sehen. Im Hintergrund Schilf und Steine.
Gute Ferngläser müssen Regen abkönnen – schließlich sollen sie auch im Herbst und Winter treue Begleiter sein. © IMTEST

Ausstattung, Lieferumfang, Garantie & Co: Beim Nikon Monarch HG

Nikon legt dem Monarch HG 10×42 ein wenig robuste Tasche (ohne Gurt) bei, die in puncto Größe aber super zum Fernglas passt. Der Nackengurt ist breit und weich, Augenmuschelkappen sind selbstredend im Lieferumfang enthalten. Gut ist Nikons Umgang mit dem Thema Objektiv-Schutzdeckel. Standardmäßig sind am Fernglas hochwertige, sehr gut passende Abdeckungen mit einem Gummiring angebracht. Wer aus Formfaktor-Gründen oder weil er oder sie sehr sorgsam mit seinem Glas umgeht, lieber darauf verzichtet, der wechselt zu einer Variante ohne Schutzdeckel, die im Nu aufgesteckt sind.

Zwei Ferngläser von oben im Vergleich, sie liegen auf einem Holztisch.
Größenvergleich: Links mit dem Nikon-Fernglas das kleinste und leichteste Gerät im Testfeld. Rechts mit dem Kite das schwerste und größte. © IMTEST

Das Monarch HG steckt in einem kompakten Karton ohne Plastik, Nikon gibt 10 Jahre Garantie auf sein Qualitätsprodukt. Zum Thema Reparierbarkeit hat sich der Hersteller auf IMTEST-Nachfrage folgendermaßen geäußert: „Die meisten Reparaturen und Justierungen (zum Beispiel nach einem Sturz) oder das Ersetzen von Verbrauchsteilen wie Augenmuscheln oder Gummierungen können am Nikon-Sitz in Düsseldorf abgewickelt werden. Weil im Einzelfall immer entschieden werden muss, ob sich der Reparaturaufwand lohnt, sollte man bei einem Defekt zunächst immer den Service kontaktieren (entweder über den Fachhändler oder direkt) und das Fernglas dann gegebenenfalls zur genaueren Begutachtung einsenden.“

Ausstattung, Lieferumfang, Garantie & Co: Beim Kite Bonelli 2.0

Kites Bonelli 2.0 10×42 steckt in einer ungepolsterten, aber geräumigen Tasche, der Nackengurt am Fernglas ist weich und noch breit. Die Augenmuschelkappen und Objektiv-Schutzdeckel sind funktional und hinterließen im Praxistest einen guten Eindruck. Wie die anderen vier Premium-Ferngläser ist das Kite natürlich wasserdicht, sprich die Geräte können auch bei starkem Regen mit nach draußen und bei Verschmutzungen unter fließendem Wasser gereinigt werden.

Kite hat von allen Testkandidaten die umweltfreundlichste Umverpackung am Start und gibt starke 30 Jahre Garantie auf sein Bonelli-Fernglas. Laut offizieller Auskunft beinhaltet dies „auch einen umfangreichen Ersatzteilservice. Okularschutzdeckel, Trageriemen, Objektiv-Schutzdeckel, Augenmuscheln, Gummiarmierung, Fokussierwalze, etc. sind alle als Ersatzteile erhältlich und können, wo notwendig, vom Hersteller selbst innerhalb von weniger als zehn Tagen (inklusive Versand) repariert werden. Selbst komplett ‘zerstörte‘ Ferngläser werden in weniger als drei Wochen repariert.“

Ein Fernglas mit leicht eckiger Form von schräg vorn, in der Hand gehalten.
Ungewöhnlich: Das Kite Bonelli 2.0 hat leicht eckige Fernglas-Tuben. © IMTEST

Ausstattung, Lieferumfang, Garantie & Co: Beim Zeiss Conquest HD

Zeiss legt seinem Conquest HD 10×42 eine softe, aber wertige Tasche mit guter Polsterung bei, der Gurt am Fernglas ist weich und breit; auch in puncto Augenmuschelkappen und Objektiv-Schutzdeckel ist alles tadellos. Die Gummiarmierung, also der Stöße dämpfende Überzug des Geräts, sorgt für die griffigste Oberfläche im Testfeld; allerdings ist sie auch empfindlicher gegenüber Kratzern als z. B. beim Leica. Alle fünf Ferngläser verfügen natürlich über eine solche Schutzschicht aus Kunststoff. Welche davon einem in puncto Handgefühl am meisten zusagt, ist eine recht subjektive Angelegenheit.



Zeiss steckt sein Fernglas in eine hübsche Packung, die aber sehr groß ausfällt und nicht ohne Schaumstoff auskommt. An den 10 Jahren Garantie, die der Hersteller anbietet, hat IMTEST aber nichts auszusetzen. Zudem äußert sich Zeiss im Dialog mit IMTEST ausführlich zum Thema Reparierbarkeit: „Jedes Produkt wird bei uns einer umfangreichen technischen Überprüfung, Wartung und Reinigung unterzogen. Reparieren bzw. instandsetzen können wir beim Conquest HD beispielsweise Mittel- und Einzeltrieb, die „0“-Stellung, die Prismen-Justage, die Gummierung bzw. das Gelenk. Viele Ersatzteile (auch Verschleißteile) stellen wir unseren Kunden auf Anfrage kostenlos zur Verfügung, darunter Augenmuscheln, ZEISS-Logo und Schutzkappen. Sollte die Reparatur außerhalb der Garantie liegen, stellen wir einen Kostenvoranschlag zur Verfügung.“

Ausstattung, Lieferumfang, Garantie & Co: Beim Vortex Razor HD

Vortex‘ Razor-HD-Fernglas macht das Rennen in der Kategorie Ausstattung. Nackengurt, Schutzkappen und Co. sind tadellos, ein dickes Plus gibt es zudem für die sehr schicke Tasche inklusive Schulter-Kreuzgurt. Im umgeschnallten Zustand sieht die sandfarbene Tasche ein bisschen nach Militär-Gadget aus, zudem kann das Verstauen vor der Brust in der Praxis dafür sorgen, dass man das Glas blitzschnell an die Augen setzen kann.

Ein Fernglas liegt zusammen mit einer sandfarbenen Tasche auf einem steinigen Untergrund.
Macht was her: Diese funktionale wie schicke Tasche ist beim Vortex Razor HD im Lieferumfang dabei. © IMTEST

Die Verpackung des Razor HD ist kompakt und kommt ohne Kunststoff aus, zudem gibt der Hersteller eine lebenslange Garantie auf das Fernglas. Auch das Thema Reparierbarkeit nimmt der US-Hersteller ernst: „In der Regel können alle außenliegenden Teile wie Augenmuscheln etc. hier in Deutschland getauscht werden. Sollte ein Schaden im Inneren der Optik vorliegen, wird entschieden, ob eine Reparatur möglich ist. Diese wird dann gegebenenfalls in England durchgeführt. Wenn eine Reparatur unmöglich ist, wird das Glas im Rahmen der ‘Vortex VIP Garantie’ getauscht. Diese Garantie ist eine sogenannte ‘No Fault Warranty’ – das heißt, es ist egal, wie der Schaden entstanden ist.“

FAZIT

Wenig überraschend bekommt man für rund 1.200 Euro richtig gute Ferngläser. Das hätten Sie vermutlich auch ohne die IMTEST-Expertise geahnt. Trotzdem sind die Ergebnisse des großen Vergleichstests extrem spannend: Testsieger mit der sehr guten Gesamtnote 1,5 wird Zeiss mit dem Conquest HD, weil dessen optische Leistung geradezu bestechend ist – da kann kein Konkurrent mithalten. Leica hingegen trumpft bei der Handhabung auf, so hochwertig, feinfühlig und edel fühlt sich kein anderes Fernglas bei der Bedienung an.

Auch mit dem Nikon Monarch HG und dem Vortex Razor HD hält man top Qualität in den Händen, beide Ferngläser geben in puncto Optik kaum Anlass zur Kritik, sie belegen in dieser Kategorie einen starken zweiten und dritten Platz. Preis-Leistungs-Sieger wird haarscharf das Vortex-Fernglas, weil dessen UVP 100 Euro unter dem Zeiss liegt. Sogar das Kite Bonelli 2.0 auf dem fünften Platz sichert sich noch eine gute Gesamtnote von 1,9 – es kann in puncto Bildschärfe nicht ganz Schritt halten, stellt aber immer noch ein ausgesprochen hochwertiges Fernglas dar.

Portrait Matthias Schmid

Matthias Schmid wollte im Berufsleben "irgendwas mit Video- und Computerspielen" machen – deshalb studierte er nach dem Abitur Informatik, um selbst Spiele zu entwickeln. Nach dem Studium kam die 180-Grad-Wende: Matthias wechselte in die schreibende Zunft, absolvierte ein Volontariat bei einer renommierten Spiele-Fachzeitschrift und wurde 2004 Videospiel-Redakteur in Vollzeit. Damit lebt er seit nunmehr 19 Jahren seinen beruflichen Traum: Spiele testen und darüber schreiben. Diese Jobbeschreibung greift freilich zu kurz: Matthias hat Spiele-Magazine und -Webseiten mitkonzipiert, Fachmessen in aller Welt besucht und Entwicklern bei der Arbeit über die Schulter geschaut. Er hat ebenso großen Spaß mit Action-Blockbustern wie mit kleinen Indie-Spielen und liebt es nachzuforschen, wer die Macher hinter den Spielen sind. Neben Video- und Computerspielen faszinieren ihn aktuelle Top-Smartphones und – als begeisterter Vogelbeobachter – alles, was mit Ferngläsern zu tun hat.