Bitte keine Werbung. Diese drei Worte sehen Mitarbeitende in der Briefzustellung wahrscheinlich am häufigsten im Laufe ihres Arbeitstages. Denn die Mehrheit der Deutschen findet diese Form der Werbung nicht nur störend, sondern auch angesichts des Klimawandels nicht mehr zeitgemäß. 67 Prozent halten laut einer Studie der Deutschen Umweltstiftung digitale Alternativen für diesen Zweck sinnvoll. Rewe kündigt an, als erste Lebensmittelkette auf sogenannte Papier-Handzettel, besser bekannt als Werbeprospekte, zu verzichten. Ab wann es diese nicht mehr geben wird und welche Alternativen der Konzern plant.
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Das Wichtigste vorweg: Es wird weiterhin Spar-Angebote geben. Doch werden diese nicht mehr wie gewohnten als Papier-Broschüre im Briefkasten, Anzeigenblatt oder an der Supermarkt-Kasse bekannt gegeben. Rewe wagt als erster Lebensmittelhandel den großen Sprung in Sachen Digitalisierung und ökologischer Nachhaltigkeit, indem die Werbung nach der Umstellung nur noch digital verfügbar sein wird. Zum einen in der Rewe-App und weiterhin auch auf der Website rewe.de/angebote wird es Werbung zu aktuellen Angeboten geben. Laut Mitteilung sollen sich diese dann in Umfang, Artikelauswahl und Preisattraktivität nicht von den üblichen Prospekten unterscheiden.
Der Beschluss kommt nicht aus heiterem Himmel, ihm ging bereits eine einjährige regionale Testphase voraus, die sich als positiv herausgestellt hatte. Eine Befürchtung seitens Rewe war, mit der Umstellung auf digitale Angebotswerbung bestimmte Altersklassen zu verlieren. “Natürlich gab es in den Märkten Rückfragen von Kund:innen, die den Handzettel vermissten. In Summe war das überschaubar und Anfragen wurden in den Testmärkten konsequent beantwortet und erklärt”, so Peter Maly, Bereichsvorstand der Rewe Group.
Rewes Beitrag zum Umweltschutz
Ziel der Umstellung ist laut Rewe vorrangig der Umweltschutz. Und die berechnete Einsparung von Rohstoffen, Energie und CO2 lassen sich sehen. Ein Vergleich macht das Ausmaß vorstellbar.
Holz: Die Prospekte werden auf Papier gedruckt, welches wiederum aus Zellstoff von Bäumen besteht. Sobald Rewe die bislang 25 Millionen Handzettel pro Woche aufgibt, würde das 390.000 Kubikmeter Holz pro Jahr einsparen. Mit dieser Menge könnten 356 nachhaltige “Green Farming”-Filialen gebaut werden, wie es bereits eine in Wiesbaden gibt.
Wasser: Eine der wertvollsten und knappsten Ressourcen ist Wasser. Für die Produktion der Werbeprospekte benötigte Rewe bislang 1,1 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr, welches sich nun einsparen ließe.
Kohlenstoffdioxid: Im Jahr werden für die Herstellung der Angebotsblätter ganze 70.000 Tonnen CO2 freigesetzt, was in etwa dem Jahresausstoß von 60.000 Autos entspricht.
Alles in allem ist die Entscheidung eine gute Nachricht für die Umwelt. Gleichzeitig spart die Umstellung auf digitale Angebotswerbung natürlich auch Geld ein. Der eingesparte Betrag soll laut Rewe in andere Medien zur Angebotskommunikation genutzt werden. So viel Gutes einerseits darin steckt, so sehr werden Anzeigenblätter hingegen mit verlorenen Einnahmen zu kämpfen haben.
Rewe setzt sich schon seit Jahren mit Kampagnen und Aktionen für den Klimaschutz ein. Beispiele hierfür sind Kampagnen gegen Lebensmittelverschwendung, der frühzeitige Verzicht auf Plastiktüten und die Teilnahme am Zero-Waste-Konzept Vytal an Salatbars. Beraten wird der Lebensmittelkonzern dabei vom Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU). „Der NABU ist froh, dass REWE sich ernsthaft ihrer Verantwortung stellt und mit dem Ausstieg aus dem Handzettel vorangeht. Dies ist eine wichtige Entscheidung zum Wohle der Natur, der hoffentlich viele Wettbewerber im Lebensmitteleinzelhandel folgen werden“, so Leif Miller, NABU-Bundesgeschäftsführer.
Noch ein Jahr länger
Angesichts der Energiekrise in Deutschland hätte Rewe sich dafür entschieden, das beschriebene Vorhaben zu beschleunigen. Als Starttermin für eine komplette Umstellung auf digitale Angebotskommunikation ist allerdings erst der 1. Juli 2023. Ab August diesen Jahres soll schon die Auflagenhöhe sowie die Seitenzahl der Prospekte reduziert werden. Seit Juni verzichtet bereits Obi als erster Baumarkt gänzlich auf Papier-Handzettel.