Die Eltern lieben ausgedehnte Radtouren, für die Kinder ist das Rad meist nur Mittel zum Zweck, um von A nach B zu kommen. Oft ist es nicht leicht, den Nachwuchs davon zu überzeugen, dass längere Fahrten auch Spaß machen können. Damit der Familienausflug eine Win-Win-Situation für alle wird, sollten Eltern ein paar Tipps beherzigen. Worauf es bei Touren mit Kindern ankommt, die schon Radfahren können, verrät IMTEST.
1. Routenplanung: Weniger ist mehr
Eine Tour von 30 Kilometern mag für die meisten Erwachsenen mühelos machbar sein. Für den Nachwuchs ist das mitunter schon eine recht weite Entfernung, wenngleich man auch stets das Alter und die Kondition jedes einzelnen betrachten muss. Jeder kennt sein Kind am besten und weiß, was realistisch ist. Lieber die Strecke etwas kürzer planen, denn man muss immer mit unplanmäßigen Stopps rechnen.
Idealerweise wählt man Routen, auf denen kaum oder wenig Verkehr herrscht. Gut eignen sich auch speziell gekennzeichnete Fahrradwege für Familien, die mitunter auch Hinweise auf interessante Aktivitäten und Abwechslung unterwegs bieten. Daher: Pausen immer mit einplanen und manchmal wirkt auch eine Eisdiele als Zwischenetappe wie ein Motivations-Wunder.
Ebenso nicht zu verachten sind mögliche Steigungen auf der Route. Lassen sie sich nicht vermeiden, sollten sie nicht auf dem Schlussteil liegen, wenn die Kinder mitunter schon erschöpft sind.
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2. Hänger & Tandemstange: “Rückenwind” für die Kleinen
Die ersten Kilometer sind geschafft, doch dann geht den Kindern doch die Puste aus. Je nach Alter und Fahrradgröße gar nicht verwunderlich, denn sie müssen mit ihren kleineren Rädern nun mal mehr in die Pedalen treten als wir Großen. Zudem fehlt an den ersten Fahrrädern, die Kinder etwa mit vier Jahren fahren, oft eine Gangschaltung. Klar kann man als Eltern da mal eine Passage schiebenderweise überbrücken, das kann aber je nach Routenlänge auch für sie anstrengend werden.
Eine gute Lösung kann hier eine sogenannte Tandemstange sein, die am Elternrad befestigt wird und in die man das Kinderrad bei Bedarf einhängen kann. Auch ein Fahrradhänger kann ein gutes Hilfsmittel sein, um Kind und Rad hier für eine Weile unterzubringen.
3. Tour vor der eigenen Haustür starten
Man muss das Fahrrad nicht erst in die Bahn oder aufs Autodach laden, um zu tollen Orten zu kommen. Gerade für jüngere Kinder kann das Fahrrad-Abenteuer auch direkt vor der Haustür starten und “nur” durch die eigene Stadt führen. So kann der Nachwuchs die Möglichkeit bekommen, die Tour mitzuplanen, weil bekannte Stationen mit eingebaut werden können. Darüber hinaus ist der Rückweg nicht weit, falls es doch mal anders läuft als geplant. Wird eine solche erste Tour zum Erfolg, kann man sie dann nach und nach verlängern und erweitern.
4. Verpflegung: Der Hunger kommt garantiert
Keine Tour ohne Picknick, denn wer radelt, braucht Energie. Und wer fährt schon gerne mit einem Loch im Bauch? Zudem tragen Pausen dazu bei, die Laune der Kinder aufrechtzuerhalten. Wählt man zum Picknick nicht nur abwechslungsreiche Snacks, sondern auch einen schönen Ort, ist die Freude auf den Etappen-Stopp groß. Vielleicht gibt es ja einen See, einen Fluss oder einen schönen Spielplatz entlang der Strecke, wo man die Decke gut ausbreiten kann.
5. Das perfekte Rad für die Kleinen
Es ist wie mit den Schuhen oder Hosen: Kaum sind sie neu gekauft, sind sie auch schon fast wieder zu klein. Leider gilt das auch Kinderfahrräder, denn damit der Nachwuchs sicher und gerne fährt, muss das Bike einfach passen. Ist es zu klein, drohen die Knie an die Lenker zu stoßen. Ist es zu groß, besteht die Gefahr, dass das Kind es nicht sicher navigieren kann.
Der Nachwuchs sollte das Rad auf jeden Fall mit aussuchen dürfen, denn auch die richtige Farbe kann eine ungemein wichtige Bedeutung haben. Und wenn Papa ein Mountainbike fährt, möchte Junior womöglich auch eins.
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Ob ein E-Bike auch für ein Kind infrage kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hier müssen Eltern abwägen, ob die Kleinen motorisch und kognitiv fit genug dafür sind. Unabhängig von den vergleichsweisen hohen Anschaffungskosten könnte aber die Tatsache dafürsprechen, dass man in einer besonders hügeligen Gegend wohnt. Auch wenn die Eltern ein E-Bike fahren, liegt es nah, dass Kinder ihnen nacheifern wollen.
6. Passende Ausstattung
Kleine Accessoires können enorm zur Fahrfreude beitragen. Dazu gehören beispielsweise eine kleine Fahrradtasche, in der das Kind für Pausen einen Ball mitnehmen kann oder eine Trinkflasche, die an der Rahmenhalterung platziert wird. So bekommen die Kleinen das Gefühl, auch einen wichtigen Teil zur Tour beizutragen.
7. Höher, schneller, weiter: Erfolge messen
Kinder werden unglaublich stolz sein, wenn sie eine Tour geschafft haben. Um den Erfolg zu messen und mit künftigen Tipps vergleichen zu können, können Eltern (oder ältere Kinder selbst) die zurückgelegte Strecke, Zeit oder Höchstgeschwindigkeit notieren. Das trägt ungemein zur Motivation bei und gibt eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein, wenn man sich beim nächsten Mal selbst schlägt. Kleine Tachos, die die Basisdaten anzeigen, kosten nicht viel Geld und Kinder haben ihre “Erfolge” selbst im Blick.
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8. Wechselkleidung für alle Fälle
Ein Helm, sowie bequeme, sportliche und funktionale Kleidung sind Pflicht. Bei einer Tour mit Kindern empfiehlt es sich zudem immer, ein paar Wechselsachen einzupacken. Wenn es plötzlich doch etwas kühl wird, sie beim Spielen am See nass geworden sind oder es anfängt zu regnen, kann man mit trockener, warmer und wetterfester Kleidung für Wohlbehagen sorgen.
9. Mit dem Fahrrad auf Spurensuche
Einige Tourismusverbände bieten eine Spurensuche mit dem Fahrrad an, sozusagen eine Mischung aus Detektivspiel und Radtour, die sich allerdings meist eher an ältere Kinder richtet. Dazu brauchen die Teilnehmenden neben ihrem Fahrrad ein GPS-fähiges Smartphone, denn im Laufe der Strecke müssen die Hobby-Detektive viele kleine Fälle lösen. Hinweise dazu bekommen sie immer wieder auf ihr Handy.
Diese Art von Fahrradtour kostet zwar etwas Geld, denn die Schnitzeljagd muss gebucht werden, um die entsprechenden Aufgaben zu erhalten. Allerdings kann so ein Nachmittag auf dem Rad auch im Flug vorbeigehen und sorgt nebenbei für ein tolles Familienerlebnis.
10. Gelassen bleiben
Die Eltern haben sich eine tolle Route überlegt und alles bis ins kleinste Detail durchdacht. Aber plötzlich setzt die “Null-Bock-Phase” ein. Was auch immer die Gründe sein mögen, Eltern sollte nicht darauf beharren, die Tour in jedem Fall durchzudrücken. Vielleicht hilft eine kurze Verweilzeit zum Spielen und Toben, vielleicht muss man die Radtour aber auch abbrechen. Gelassenheit und Flexibilität ist hier oberstes Gebot, sonst verschlimmert sich mitunter die Laune aller. Morgen sieht die Welt vermutlich schon wieder anders aus.