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Drei Cargo-E-Bikes im Test: So sicher fährt der Nachwuchs mit

i:SY, Ca Go & Bergamont im Sicherheits-Check: So haben die drei Cargo-E-Bikes im Test abgeschnitten.

Frau fährt mit einem Cargo-E-Bike, in dem Kinder sitzen, durch eine belebte Stadt
© Ca Go

Cargo-E-Bikes kommen gerade bei Familien immer öfter als Autoersatz zum Einsatz. Denn egal, ob Eltern damit ihre Kinder zur Kita bringen, Einkäufe erledigen oder einen Ausflug ins Grüne planen – motorisierte Lastenräder sind vielfältig einsetzbar. Besonders beliebt ist dabei der Typ Long John, ein einspuriges Rad, bei dem sich die Transportwanne vor dem Fahrer befindet. Wie sicher Kinder darin fahren, wie das Fahrgefühl ist und ob man mit den Cargo-E-Bikes auch weit kommt, hat IMTEST getestet. Dazu haben die Räder sowohl ein Prüfprogramm beim international akkreditierten Institut Qima durchlaufen als auch einige Kilometer auf dem Testparcours absolviert. Knapper Testsieger: Ca Go FS200 Family Plus – Edition 5 & IBS.

Folgende Cargo-E-Bikes haben an dem Test teilgenommen:

  • Ca Go FS200 Life Family Plus – Edition 5 & IBS
  • i:SY CARGO P12 ZR Maxi
  • Bergamont E-Cargoville LJ Elite

Inhaltsverzeichnis

Das ist der IMTEST-Favorit: Ca Go FS 200 Life Family Plus – Edition 5 & IBS

Ca Go setzt bei seinem FS200 Life Family Plus – Edition 5 & IBS voll auf Komfort – für den Fahrer und die Kinder gleichermaßen. Der Fahrer profitiert nicht nur von einer gefederten Sattelstütze, sondern auch von sehr angenehmen Griffen und einem bequemen Sattel. Da die Vordergabel mit einer Federung versehen ist, fährt es auch für die Kinder vergleichsweise angenehm, wenn es über Kopfsteinpflaster geht.

Cargo-E-Bike mit Kindertransportbox schräg von vorne auf weißem Grund, dazu Testsieger Siegel
© Ca Go

Für Gemütlichkeit und Sicherheit zugleich sorgen die gepolsterten Kopflehnen, die zudem in der Höhe verstellbar sind. In Kombination mit den hohen Rücklehnen sowie dem Rand der Transportbox, der im Sitz- und Kopfbereich hochgezogen ist, bieten sie einen guten Schutz bei einem möglichen Unfall. Allerdings fanden die Prüfer im Labor im Erreichbarkeitsbereich der Kinder scharfe Kanten und unabgedeckte Öffnungen.

Ca Go setzt als Antrieb auf den Bosch Performance Line CX Cargo Motor mit 85 Newtonmetern und kombiniert diesen mit einer doppelten Akkulösung, was dem Rad einen im Labor gemessenen Wert von 1.093,7 Wattstunden brachte. Dass das E-Bike damit die höchste Reichweite von 126,2 Kilometer erzielte, ist wenig erstaunlich.

Mit knapp 70 Kilogramm Eigengewicht ist das Cargo-E-Bike das schwerste der drei Testkandidaten, bietet aber mit 225 Kilogramm das höchste zulässige Gesamtgewicht. Möchte man das Fahrrad parken, muss man den Griff am Lenkerrahmen mit viel Kraft ziehen, um es dann aufzubocken. Dies ist dank eines anderen Ständers beim Bergamont und i:SY etwas einfacher gelöst.

Das Fahren ist natürlich bei jedem Lastenrad erstmal etwas Übungssache. Aber durch das schwere Gewicht, gepaart mit Geschwindigkeit, vermittelt das E-Bike jedoch ein sehr sicheres Fahrgefühl auf verschiedenen Untergründen, in Kurven sowie bei Steigungen. Weitere Sicherheitsfeatures sind die Fernlicht- und die Blinkerfunktion.

  • PRO
    • Komfortables Fahren dank Federgabel und gefederter Sattelstütze, verstellbare Kopfstützen für die Kinder, Blinker- und Fernlichtfunktion, beste Bremsergebnisse & höchste Reichweite
  • KONTRA
    • Mit 69,6 kg schwerstes Rad im Test, Ständer zum Aufbocken nicht ganz so einfach zu bedienen, scharfe Kanten im Erreichbarkeitsfeld der Kinder

Imtest Ergebnis:

gut 1,87



Weitere empfehlenswerte Cargo-E-Bikes: i:SY und Bergamont im Überblick

Den zweite und dritte Platz trennen nur Nuancen. Ausschlaggegend dafür, dass das Bergamont vor i:SY auf Platz 2 kommt, ist der etwas günstigere Preis, der mit in die Benotung einfließt.

2. Platz: Bergamont E-Cargoville LJ Elite

Die Cargo-E-Bikes von Bergamont und Ca Go weisen durchaus ein paar Parallelen auf. So setzen beide Hersteller auf den gleichen Motor und die gleiche Schaltung. Letztere ist die Enviolo Automatiq, eine Automatikschaltung, bei der Nutzer über eine App eine Trittfrequenz einstellen können – den Rest regelt die smarte Komponente von selbst. Einfacher geht es kaum und der Fahrer kann sich problemlos auf das Navigieren konzentrieren.

Bergamont E-Cargoville LJ Elite

Lastenrad mit Kindertransportbox von der Seite auf weißem Grund

Mit seinen 66,2 Kilogramm liegt das Bergamont-Lastenrad fest auf der Straße und gerade in engen Kurven schützt eine Lenkereinschlagsbegrenzung vorm Verreißen des Lenkers. Anders als bei den anderen beiden Testkandidaten gibt jedoch weder eine Federgabel noch eine gefederte Sattelstütze, was gerade das Fahren auf Kopfsteinpflaster etwas unangenehm macht. Für Komfort sorgt die absenkbare Sattelstütze, mit deren Hilfe man bei einem Ampelstopp schnell mit beiden Füßen fest auf dem Boden steht, ohne den Sattel zu verlassen.

Die Transportwanne bietet Platz für zwei Kinder. Dabei verfügen die Sitze über eine hohe Rückenlehne mit einer Kopfstütze, was zusammen mit den hochgezogenen Wannenwänden für ein gutes Maß an Sicherheit sorgt. Der Lenkervorbau ist in der Höhe verstellbar, dass auch für große Kinder genug Kopffreiheit sichergestellt ist. Wie bei den anderen beiden Rädern gibt es auch beim Bergamont im Erreichbarkeitsbereich der Kinder-Arme unabgedeckte Durchbrüche und Öffnungen.

  • PRO
    • besonders sichere Kurvenlage durch Lenkereinschlagsbegrenzung, absenkbare Sattelstütze bietet hohe Sicherheit, Automatikschaltung sorgt für Komfort
  • KONTRA
    • Innerhalb der Erreichbarkeitszone der Kinder befinden sich unabgedeckte Öffnungen sowie Quetschstellen

Imtest Ergebnis:

gut 1,98

3. Platz: i:SY Cargo P12 ZR Maxi

Das Cargo P12 ZR Maxi von i:SY fühlt sich beim Fahren von allen drei Rädern am wenigsten nach Cargo-E-Bike an. i:SY, das eigentlich bekannt ist für ihre beliebten Kompakträder, bringt jetzt genau in diesem Stil ihr erstes Cargo-E-Bike auf dem Markt. Sowohl vorne als auch hinten sind die Laufräder mit 20 Zoll gleich groß, dadurch ist das Bike unglaublich wendig. Und mit 58,8 Kilogramm ist es dazu vergleichsweise leicht.

Cargo-E-Bike mit grünem Rahmen und Kindertransportbox schräg von vorne, weißer Hintergrund
© i:SY

Anders als die anderen beiden Testkandidaten setzt i:SY auf den Antrieb MGU C1.12 von Pinion. Hinter der Abkürzung MGU steht die Motor.Gearbox.Unit – eine All-in-One-Lösung, die einen starken Mittelmotor mit 85 Newtonmetern mit einer elektronischen Schaltung kombiniert. Zudem bringt das System vier Unterstützungsstufen mit. Das praktische dabei im Alltag: Der Radfahrer kann über das Display einstellen, ob die MGU vollautomatisch oder teilautomatisch schalten soll, oder ob er lieber selbst manuell schaltet. Die Unterstützung ist dabei kraftvoll und harmonisch gleichermaßen.

Cargo-E-Bike auf einer Wiese im Park stehend
Ein Regenverdeck, wie bei den anderen beiden Cargo-E-Bikes, kann separat erworben werden. © IMTEST / Kathrin Schräer

Der Akku hat eine im Labor gemessene Kapazität von 627,8 Wattstunden, was dem E-Bike beim Reichweitentest gute 79 Kilometer bescherte. Auch bei der simulierten Steigungsfahrt bei sechs Prozent fuhr das i:SY mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 17,7 Stundenkilometern den anderen Rädern davon. Dabei lag der Unterstützungsfaktor mit 3,8 im Vergleich am höchsten.

Bei der Transportwanne lässt sich als Erstes feststellen, dass das i:SY als einziges einen Überrollbügel mitbringt. Zudem ist der Rand der Box im Sitzbereich hochgezogen und reichte bei der Prüfpuppe etwa bis zur Hälfte des Kopfes, was in dieser Kombination für eine gewisse Sicherheit bei einem möglichen Unfall sorgt. Die Gurte können je nach Größe des Kindes in fünf Stufen verstellt werden, am Hinterkopf befindet sich eine einfache Polsterung. Da der Vorbau höhenverstellbar ist, können die Eltern hier feinjustieren, damit sie beim Navigieren nicht an den Kopf des Kindes stoßen.

Auch das Cargo-E-Bike von i:SY weist innerhalb der Erreichbarkeitszone der Kinder Gefahrenstellen auf. Beim i:SY sind dies beispielsweise unabgedeckte Öffnungen sowie der Schnellspannhebel für den Lenker, der an den Kopf stoßen kann.

  • PRO
    • Überrollbügel bietet zusätzliche Sicherheit, fühlt sich beim Fahren am wenigsten nach Cargo-E-Bike an, daher besonders wendig und agil, Kinder können durch Seitentür in die Box einsteigen
  • KONTRA
    • teuerstes Rad im Test, in der Erreichbarkeitszone der Kinder befinden sich Quetschstellen, zudem stellt der Schnellspanner des Lenkers ein mögliches Verletzungsrisiko dar.

Imtest Ergebnis:

gut 2,00

Fazit: Darum ist das Ca Go FS200 Life Family Plus – Edition 5 & IBS Testsieger

Alle drei Cargo-E-Bikes sind hochwertige Fahrräder, die für den Kindertransport perfekt geeignet sind. Sie bieten eine kraftvolle Unterstützung, hohe Reichweiten, insgesamt ein angenehmes Fahrgefühl und eine gute Sicherheit für Kinder. Warum das Modell von Ca Go den anderen beiden trotzdem ein bisschen davon fährt, liegt an verschiedenen Aspekten. Zum einen punktet es aufgrund seiner Dämpfung, seinem bequemen Sattel und den Griffen. Darüber hinaus bringt es durch seinen Doppel-Akku die höchste Reichweite mit, sodass auch längere Tagestouren möglich sind.

Totale Cargo-E-Bike in einem Park stehend
Trotz wuchtigem Erscheinen bringt das Ca Go eine sichere Straßenlage mit. © IMTEST / Kathrin Schräer

Insgesamt fahren die Kinder sicher und geschützt mit, dafür sorgt unter anderem die verstellbare Kopfstütze sowie die im Kopf- und Schulterbereich hochgezogenen Wannenwände. Darüber hinaus hat der Nachwuchs viel Beinfreiheit und ist auch bei Wind und Regen bestens geschützt.

Die Testergebnisse im Detail

Die Darstellung der detaillierten Testergebnisse ist aufgrund von Aktualisierungen oder technischer Anpassungen momentan nicht oder nur eingeschränkt möglich. Aktualisieren Sie bitte diese Seite regelmäßig, um die neueste Darstellung anzuzeigen.

So testet IMTEST Cargo-E-Bikes

Ausstattung, Reichweite, Fahreindruck und Kindersicherheit in der Transportwanne sind einige der Testpunkte, die jedes Cargo-E-Bike durchlaufen muss.

Reichweite & Motorunterstützung

Egal ob Cargo-E-Bike oder normales E-Bike, wer ein Fahrrad mit Motor kauft, möchte wissen, wie weit er mit seinem neuen Gefährt kommt. Für ein objektives und vergleichbares Ergebnis schickt IMTEST daher alle Testkandidaten ins international akkreditierte Labor Qima, wo unter genormten Bedingungen neben der Reichweite auch der Energieverbrauch und die Kapazität der Akkus, die durchschnittliche Geschwindigkeit bei sechsprozentige Steigung sowie der Unterstützungsfaktor gemessen werden.

Bremsentest

Gerade bei schweren Cargo-E-Bikes muss sich der Fahrer auch die Bremsen verlassen können, insbesondere wenn Kinder mit an Bord sind. Denn durch das höhere Gewicht eines Lastenrades – hier im Test zwischen 59 und 70 Kilogramm (unbeladen und ohne Fahrer) ist mit einem längeren Bremsweg zu rechnen. Zum Vergleich: ein normales E-Bike bringt etwa zwischen 25 und 30 Kilogramm auf die Waage, wiegt also weniger als die Hälfte.

In Anlehnung an die prEN 17860- beziehungsweise prEN17860-3 hat Qima im Auftrag von IMTEST mit einer simulierten Handkraft von 60 Newton die Bremsen getestet. Dabei werden vor Beginn der Prüfung bei jeder Bremse 30 Probebremsungen zum Einbremsen der Scheiben durchgeführt. Der Test wurde dabei unter trockenen Bedingungen an Vorder- und Rückbremse durchgeführt.



Handhabung & Fahrgefühl

Neben den Tests im Labor durchlaufen die Cargo-E-Bikes auch noch eine praktische Prüfung, bei der sie auf einem Testparcours ausgiebig gefahren werden. Dabei geht es über asphaltierte Straßen, Kopfsteinpflaster, Schotterpisten, hangauf- und abwärts, durch enge Passagen und Kurven. Daraus bewertet IMTEST neben dem Fahrverhalten auch den Fahrkomfort sowie den Antritt. All diese Aspekte fließen dann mit in die Bewertung ein.

Sicherheit beim Kindertransport

Wer ein Cargo-E-Bike für den Kindertransport kauft, möchte natürlich auf Nummer Sicher gehen, dass der Nachwuchs bestens geschützt ist. Daher hat IMTEST diesen wichtigen Punkt mit in die Prüfung aufgenommen und die Räder im Labor von Qima in Bezug auf Gefahrenschutz, dem Rückhaltsystem, der Kopffreiheit, dem Kopfschutz sowie dem Schutz in der Wanne testen lassen. Die Bewertung erfolgt nach der aktuell noch gültigen DIN 79010 für Lastenräder.

  • Gefahrenschutz: Bei diesem Punkt wird geprüft, ob in der Erreichbarkeitszone der Arme von Kindern Stellen sind, wo sich Kinder ihre Finger verfangen, quetschen oder anderweitig verletzen können.
Zwiegeteiltes Bild: auf beiden sieht man die Innenkabine eines Cargo-E-bikes sowie einen Metallstift. Dieser soll die Finger eines Kindes simulieren, denn bei diesem Test werden Gefahrenstellen gesucht
Mit einem Metallstift, der einen Kinderfinger simulieren soll, werden mögliche Gefahrenstellen gesucht. © Qima
  • Rückhaltesystem: Eine Prüfpuppe mit 22 Kilogramm Gewicht sitzt angeschnallt auf einem der Kindersitze. Um einen Unfall zu simulieren, wird an dem Gurt mit hoher Kraft gezogen. Laut aktueller Norm muss dieser mindestens 1.000 Newton standhalten, was alle Testkandidaten bestehen.
zweigeteiltes Bild, auf jedem sieht man eine Laborsituation, wo eine Hol´zpuppe in einem Cargo-E-Bike sitzt und von einem Gurt gezogen wird
Nach der aktuellen Norm müssen die Rückhaltesysteme eine Kraft von 1.000 Newton standhalten. © Qima
  • Kopffreiheit: Hier wird festgestellt, ob der Lenker beim Manövrieren möglicherweise gegen den Helm stößt. Im Test waren sowohl Räder, bei denen der Vorbau mittels Schnellspanner höhenverstellbar ist, als auch welche, bei denen der Vorbau nicht individuell angepasst werden kann.
  • Kopfschutz: Wie der Name bereits verrät, bezieht sich der Test auf den Kopfschutz – also inwiefern er von hinten durch eine Rücklehne, die Seite oder auch von oben durch einen Überrollbügel bei einem Aufprall geschützt ist.
Zweigeteiltes Bild: Auf jedem sieht man eine Holzpuppe in der Transportwanne eines Cargo-E-Bikes
Mit Hilfe einer Holzpuppe wird geprüft, ob die Kopffreiheit eingeschränkt ist und es andere Gefahrenstellen gibt. © Qima
  • Schutz in der Transportwanne: Qima prüft, wie viel Schutz die Wanne bei einem Aufprall an sich bietet, wobei zum Beispiel die Höhe im Sitzbereich ebenso entscheidend ist wie das Vorhandensein eines Überrollbügels.

Neues Bewertungsverfahren 2025

Ab sofort berechnet IMTEST bei jedem abgeschlossenen Vergleichs- und Einzeltest im Hintergrund eine Preisnote. Diese fließt zu einem sehr geringen Anteil im letzten Schritt ins Endergebnis ein. Wichtig dabei: Der Produkttest, also das Testverfahren selbst, bleibt unverändert. Der Ablauf sieht also so aus:

  1. Wie gewohnt prüft IMTEST weiterhin alle Produkte nach gleichen Vorgaben und nachvollziehbaren Kriterien und ermittelt daraus eine Testnote.
  2. Anschließend berechnet IMTEST nun aus dieser ermittelten Testnote und der unverbindlichen Preisempfehlung (UVP) des Herstellers zu gleichen Teilen eine Preisnote.
  3. Die Kombination aus Testnote und Preisnote (im Verhältnis 95% zu 5%) ergibt ab sofort das neue IMTEST-Ergebnis – die Basis für Testsieg oder Niederlage.

Preis-Leistungs-Sieger bleibt unverändert das Produkt im Testfeld, welches das beste Verhältnis aus Testnote und Preis bietet.

Neue Europa-Norm für Lastenräder – Interview mit Arne Behrensen von Zukunft Fahrrad

Da sich Cargo-E-Bikes in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt haben, ist der Bedarf einer einheitlichen europäischen Norm hoch. Auch die Tatsache, dass einige Punkte in der aktuellen Norm noch gar keine Rolle spielen, wie etwa die Beförderung von Kleinkindern, die noch nicht selbst sitzen können, spiegelt die Dringlichkeit wider. Der Entwurf der EN 17860 ist im Januar 2024 veröffentlicht worden. Einige Teilstandards und Entwürfe können von Herstellern bereits angewendet werden.

Ein Beispiel: Nach der pr EN 17860 soll das Rückhaltesystem künftig eine Zugkraft von 2.100 Newton aushalten müssen, also mehr als doppelt so viel wie bisher. Ob es bei diesem Wert bei der finalen Veröffentlichung der Norm bleibt, ist noch unklar. Hätte IMTEST bereits nach dieser Vorgabe bewertet, hätten alle Testkandidaten in diesem Punkt jedoch nicht ganz so überzeugend abgeschnitten.

Neue Norm soll für mehr Sicherheit sorgen

IMTEST hat zu dem Thema, wie wichtig die neue Norm für Hersteller und Kunden ist, mit Arne Behrensen gesprochen. Er ist Senior Expert Transportwende bei Zukunft Fahrrad und hat anfangs an dem neuen Normentwurf mitgearbeitet.

IMTEST: Wie sinnvoll ist die Einführung einer einheitlichen, europäischen Norm für Lastenräder?

Portraitfoto Arne Behrensen
Das ist SEHR sinnvoll – für Hersteller, Händler und Verbraucher:innen! Der europäische Sicherheitsstandard verbessert die Produktsicherheit von Lastenrädern. Die EN 17860 wird als europäische Norm die deutsche Lastenrad-DIN 79010 (2019 veröffentlicht) ersetzen. Die EN ist auf dem neuesten Stand der Technik und sie ist umfassender als die DIN. So umfasst die EN zum Beispiel erstmalig auch Sicherheitsstandards für die sichere Beförderung von Kleinkindern, die noch nicht selbständig sitzen können und für Schwerlasträder mit einem maximalen Gesamtgewicht zwischen 300 und 650 kg.Arne Behrensen, Senior Expert Transportwende Zukunft Fahrrad

IMTEST: Welche Verbesserungen beziehungsweise Neuerungen gibt es in der europäischen Norm bezüglich Kindertransport und Kindersicherheit?

Portraitfoto Arne Behrensen
Das Bundesverkehrsministerium will in der anstehenden Überarbeitung der StVZO erstmalig die Anforderungen an Sitze für Kinder bis zum vollendeten 7 Lebensjahr auf dem Lastenrad und im Fahrradanhänger konkretisieren. Demnach sollen unter anderem 2 cm breite Dreipunkt-Gurte gesetzlich verpflichtend werden. In der EN sind die Anforderungen an sichere Kindersitze noch wesentlich umfassender definiert und bei der Gurtbreite schreibt die EN sogar 2,5 cm vor. Allerdings: Auch ohne die EN haben Hersteller bereits viel in die Sicherheit bei der Kinderbeförderung investiert. Je günstiger ein Lastenrad-Modell, desto genauer sollte beim Kauf jedoch hingeschaut werden. Dafür gibt es mit der EN jetzt bald einen einheitlichen europäischen Standard, an dem sich Verbraucher:innen orientieren können.Arne Behrensen, Senior Expert Transportwende Zukunft Fahrrad

FAQ: Was Radler beim Kauf eines Cargo-E-Bikes beachten sollten

IMTEST fasst die wichtigsten Fakten zusammen, die Interessenten vor dem Kauf eines Cargo-E-Bikes wissen sollten.

1. Wofür möchte ich das Cargo-E-Bike nutzen?

Überlegen Sie, ob Sie hauptsächlich Kinder, Einkäufe oder gewerbliche Lasten transportieren möchten. Je nach Einsatzzweck gibt es unterschiedliche Modelle. Für den Kindertransport eignen sich am besten Long Johns wie hier im Test, Longtails oder Trikes. Die genauen Unterschiede mit Vor- und Nachteilen fasst der folgende Artikel zusammen.



2. Wie viel Zuladung muss das Bike tragen können?

Achten Sie auf das zulässige Gesamtgewicht und die Tragfähigkeit der Ladefläche. Die E-Bikes im Test kommen mit einem zulässigen Gesamtgewicht zwischen 200 Kilogramm (i:SY) und 225 Kilogramm (Ca Go).

3. Welche Motorleistung und Akkukapazität brauche ich?

Für schwere Lasten und hügeliges Gelände sollte ein starker Mittelmotor vorhanden sein. Alle drei Modelle im Test haben ein maximales Drehmoment von 85 Newtonmetern. Achten Sie zudem auf ausreichende Akkukapazität, empfehlenswert sind mindestens 500 Wattstunden, vor allem bei längeren Strecken oder häufigem Einsatz.

4. Passt das Bike zu meiner Wohnsituation?

Prüfen Sie, ob das Bike zu Hause sicher abgestellt und geladen werden kann. Denken Sie auch an die Größe und Wendigkeit – besonders relevant in engen Straßen oder Treppenhäusern.

5. Wie sicher ist das Cargo-Bike für Kindertransport?

Wenn Kinder mitfahren sollen, sind Sicherheitsfeatures wie Gurtsysteme, Überrollbügel, Wetterschutz und stabile Sitze essenziell. Sicherheitsstandards sind in der DIN 79010 für Lastenräder festgelegt, die bald durch die europäische pr EN 17860 abgelöst werden soll.

6. Welche Ausstattung ist sinnvoll?

Hydraulische Scheibenbremsen, Lichtanlage, Gangschaltung, Regenschutz, Diebstahlsicherung und Zubehör wie Boxen oder Gepäckträger erhöhen Komfort und Sicherheit.

7. Gibt es Fördermöglichkeiten?

Informieren Sie sich über mögliche staatliche oder kommunale Förderprogramme für Lastenräder oder E-Bikes. Oft können Sie einen Teil der Anschaffungskosten sparen. Empfehlenswert sind auch Leasing-Angebote wie Jobrad oder ähnliche.



8. Kann ich das Modell vor dem Kauf testen?

Ein ausgiebiger Praxistest ist sehr zu empfehlen. Viele Händler oder Hersteller bieten Probefahrten oder Mietmodelle an.

9. Wie sieht es mit Wartung und Service aus?

Achten Sie auf eine gute Erreichbarkeit von Werkstätten und Servicepartnern. Wartung und Service von Rädern mit Marken-Antrieben bieten fast die meisten Fachhändler an.

10. Was kostet ein gutes Cargo-E-Bike?

Die Preise liegen je nach Ausstattung und Qualität meist zwischen 5.000 € und 9.000 €. Bedenken Sie, dass ein hochwertiges Modell langfristig wirtschaftlicher ist als ein günstiges mit häufigem Wartungsbedarf.


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Kathrin Schräer hat an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Technikjournalismus studiert und ihr Studium als Diplom-Journalistin (FH) erfolgreich abgeschlossen....